Das Bonner Beethoven-Haus erwirbt ein Skizzenblatt Ludwig van Beethovens (1770-1827), das sich jahrzehntelang in Privatbesitz befand. Ab dem 16. September 2020 wird die neu erworbene Skizze erstmals öffentlich in der sogenannten "Schatzkammer“ im Museum in Beethovens Geburtshaus ausgestellt. Dabei handelt es sich um einen Teil eines Doppelblattes, dessen andere Hälfte bereits seit 1956 im Beethoven-Haus aufbewahrt wird. Die Kulturstiftung der Länder fördert den Erwerb anteilig mit rund 36.000 Euro.

Dazu Prof. Dr. Markus Hilgert, Generalsekretär der Kulturstiftung der Länder: "Auf dem Doppelblatt zum 4. Satz von Beethovens Streichquartett op. 127 schauen wir Beethoven sozusagen beim Komponieren über die Schulter. Mich freut es besonders, dass es punktgenau im Jubiläumsjahr, in dem die ganze Welt sich auf die Spuren des Welterbe-Komponisten begibt, gelungen ist, die seit dessen Tod in Privatbesitz verwahrte Skizze für das Beethoven-Haus zu erwerben. Ich wünsche der Forschung und den Besuchern des Beethoven-Hauses inspirierende Erkenntnisse über den Schaffensprozess dieses genialen Künstlers.“

Die zweiseitige, im Querformat mit Tinte und Blei beschriebene Skizze wird im Beethoven-Haus mit der anderen Seite des Doppelblattes wieder vereint. Im Museum ausgestellt ist zudem bereits die endgültige autographe Niederschrift des 4. Satzes und eine von Beethoven überprüfte Abschrift des gesamten Streichquartetts. Die Skizze wird nun Bestandteil einer temporären Präsentation in der Schatzkammer des Museums sein, die die Entstehungsgeschichte des Streichquartett Beethovens anhand von Manuskripten, Abschriften, Originalausgaben und Briefen erläutert.

Beethovens Skizzen ermöglichen es der Forschung, die Entstehungsprozesse seiner Werke im Detail nachzuvollziehen. Das Streichquartett op. 127, zu dem das Skizzenblatt gehört, komponierte Beethoven in einer Gruppe von drei Streichquartetten im Auftrag von Nikolaus Borisowitsch Fürst Galitzin (1794-1866). Beethoven begann mit der Komposition 1824, bereits im Jahr darauf wurde op. 127 in Wien uraufgeführt.

Das Skizzenblatt befand sich zunächst im Besitz von Beethovens Sekretär Anton Schindler (1795-1864), dieser schenkte es 1845 Friedrich Wilhelm Arnold in Elberfeld (1810-1864). Anfang des 20. Jahrhunderts gelangte die Skizze in die Autographen-Sammlung von Louis Koch. Nach dessen Tod veräußerte seine Tochter das Blatt. In den folgenden Jahrzehnten wechselte es mehrmals seinen Besitzer, verblieb jedoch immer in Privatbesitz, bis es im März dieses Jahres vom Berliner Auktionshaus Stargardt angeboten wurde. Mit dem Erwerb durch das Beethoven-Haus Bonn wird die Skizze nun Bestandteil der größten und vielfältigsten Beethoven-Sammlung weltweit.

Weitere Förderer dieser Erwerbung: Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen