Am heutigen Dienstag, 9. Juni, eröffnete Kulturstaatsminister Bernd Neumann auf Schloss Genshagen im Rahmen einer internationalen Konferenz zur kulturellen Bildung ein neues Zentrum für kulturelle Bildung in Europa. Der polnische Minister für Kultur und Nationales Erbe, Bogdan Zdrojewski, sowie der französische Botschafter Bernard de Montferrand (in Vertretung für Kulturministerin Christine Albanel) stellten die Aktivitäten Polens und Frankreichs zur kulturellen Bildung dar.

Kulturstaatsminister Bernd Neumann unterstrich: „Heute schlagen wir ein neues Kapitel in den kulturellen Beziehungen zwischen Polen, Frankreich und Deutschland auf. Schloss Genshagen ist bereits seit fünfzehn Jahren ein Ort des Dialogs. Doch mit dieser Konferenz heute wird Genshagen künftig ergänzend zum bisherigen Schwerpunkt „Europäischer Dialog“ eine neue Plattform für Kunst- und Kulturvermittlung im Weimarer Dreieck und im europäischen Kontext werden. Mit dem neuen Schwerpunkt „Kunst- und Kulturvermittlung in Europa“ wollen wir der Stiftung ein Alleinstellungsmerkmal und ein klares Profil geben: Ein Zentrum für kulturelle Bildung in Europa gab es bislang nicht. Zur neuen Aufgabe gehört sowohl der strategische Dialog zwischen Experten und Multiplikatoren als auch konkrete Projektarbeit. Mit der Sprache der Kunst sollen insbesondere junge Menschen aus den Ländern Frankreich, Polen und Deutschland die Chance zur Begegnung über Grenzen hinweg erhalten. Die Stiftung soll neue, bislang im Kulturbetrieb unterrepräsentierte Zielgruppen erreichen“.

Zwei Tage nach den Wahlen zum Europäischen Parlament betonten auch Kulturminister Zdrojewski und Botschafter de Montferrand, wie sehr Kultur die Bürgerinnen und Bürger Europas verbinde. Diesen kulturellen Reichtum gelte es stärker als bisher zu vermitteln – gerade auch an junge Menschen. Beide begrüßten daher die neuen Aktivitäten der Stiftung Genshagen. Die Sprache der Kunst sei ideal, um insbesondere jungen Menschen aus Frankreich, Polen und Deutschland die Chance zur Begegnung über Grenzen hinweg zu geben.

Die Konferenz mit dem Titel „Vermittlung der Kunst – Kunst der Vermittlung“ wurde gemeinsam vom BKM und der Stiftung Genshagen als Auftaktveranstaltung für den neuen Schwerpunkt der Stiftung "Kunst- und Kulturvermittlung in Europa" veranstaltet. Sie stieß auf reges Interesse und führte über 200 Akteure der Kulturellen Bildung aus Deutschland, Frankreich und Polen zusammen.

Inhaltlich befasste sich die Konferenz mit der Frage, wie Kultureinrichtungen neue, unterrepräsentierte Zielgruppen erreichen können, insbesondere die junge Generation und Menschen mit Migrationshintergrund. Ein Vertreter des Kulturministeriums in Paris erläuterte die jüngste Initiative der französischen Regierung zum freien Eintritt für unter 26jährige in den staatlichen Museen Frankreichs. Im Anschluss daran wurden ausgewählte Praxisbeispiele aus Frankreich, Deutschland, Polen und Großbritannien im Schlosspark vorgestellt – darunter die Education-Projekte des Pariser Centre Pompidou, der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen, die Biennale für Kunst im Kinderkunstzentrum Posen (Poznan/Polen) sowie die „Young Tate“ als Jugendkunstinitiative der Tate Gallery in London.

Neumann verwies auf die Chancen dieses Austausches: „Der Blick über die Grenze ist ein Blick über den eigenen Tellerrand. Wenn in Polen Schulklassen scharenweise durch Museen drängen, wenn in Frankreich nach einer längeren Pilotphase seit Anfang April in staatlichen Museen der Eintritt für unter 26jährige frei ist, dann können wir davon immens viel lernen. Es ist kein Zufall, dass das Thema kulturelle Bildung von meinen Amtskollegen in Frankreich und Polen nahezu zeitgleich mit mir zu einem Schwerpunkt erklärt wurde. Auch in Brüssel wurde kürzlich eine Arbeitsgruppe unter französischem Vorsitz eingerichtet, an der mein Haus mitwirkt. Wichtig ist allerdings, dass wir über den Informationsaustausch hinaus kommen und konkrete Initiativen folgen. Unser Ziel ist daher, dass gerade hier in Genshagen konkrete Kooperationsprojekte kultureller Bildung verwirklicht und stabile Netzwerke praktischer Zusammenarbeit geknüpft werden.“

Am Abend verleiht Staatsminister Bernd Neumann den erstmals ausgelobten, mit insgesamt 60.000 Euro dotierten BKM-Preis für Kulturelle Bildung an beispielhafte Initiativen und Projekte der kulturellen Bildung.

Der BKM fördert die Stiftung Genshagen mit 898.000 Euro im Jahr, das Land Brandenburg leistet eine Unterstützung in Höhe von 250.000 Euro. Genshagen wurde bereits 1993 als Sitz des Berlin-Brandenburgischen Instituts für Deutsch-Französische Zusammenarbeit in Europa e.V. (BBi) gegründet und ist seit 2005 eine Stiftung privaten Rechts.