Benachteiligte in die Gesellschaft zu integrieren, statt sie immer stärker auszugrenzen, ist eine aktuelle Herausforderung an Politik und Gesellschaft. Im Rahmen eines Fachpodiums am 07. Oktober im Bonn rief die Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung e. V. (BKJ) dazu auf, hierfür die Potenziale kultureller Bildung stärker zu nutzen. JUGENDfürJUGEND, ein zweijähriges Modellprojekt der BKJ, fand Anfang Oktober seinen Abschluss. Innerhalb dieses Projektes wurden Kulturprojekte angestoßen und realisiert, die mittels Kulturarbeit Begegnung und Auseinandersetzung mit Menschen verschiedener Lebenswelten ermöglichten. Unsere Gesellschaft braucht diese kulturellen Angebote und Konzepte, die soziale Distanzen und Kontaktängste überwinden sowie allen Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen Chancen auf Beteiligung bieten.

Sehr engagiert stellten zwei der Jugendlichen ihre Projekte vor. Dabei ging es um die Öffnung eines Musums ("...da gehen doch nur Deutsche hin") für Jugendliche und Erwachsene mit Migrationshintergrund; in dem zweiten Projekt wurde ein Theaterstück für blinde und sehende Menschen inszeniert.

Prof. Dr. Arnulf Bojanowski (Universität Hannover) und Prof. Elisabeth Braun (Pädagogische Fachhochschule Ludwigsburg/Reutlingen) wiesen als Expert/innen auf die Brisanz des Themas Benachteiligung in unserer Gesellschaft hin. Beide benannten die Suche nach einer sinnvollen Betätigung für alle, nach Formen der Anerkennung, nach Erfahrungen von Selbstwirksamkeit und nach Öffentlichkeit für das Thema als wichtige Aufgaben.

Dass dies wichtige Anliegen sind, bestätigte auch Alwin Proost, Referatsleiter im BMFSFJ und zuständig für die Generationsübergreifenden Freiwilligendienste. Er verdeutlichte, dass gerade die Verbindung von Freiwilligendiensten und integrativer Arbeit Erfolgchancen bietet und zum gesellschaftlichen Zusammenhalt beitragen kann. Bedingung dafür ist, dass alle den Blick über ihr Umfeld hinaus auf Problemlagen richten.

Die Projektleiterin, Anja Schütze, und BKJ Vorstandsmitglied Prof. Dr. Wolfgang Zacharias entwickelten zum Abschluss der Veranstaltung Perspektiven und Visionen für die kulturelle Bildung: Es muss umfassende Konzepte und Bemühungen geben, Kultureinrichtungen und Jugendliche für die fortdauernde, verantwortliche und integrative Auseinandersetzung mit Benachteiligung zu öffnen. Es ist ein Gewinn für die Kulturpädagogik und die Gesellschaft, wenn Kultur selbstverständlich allen zugänglich ist – Menschen in verschiedenen Lebenssituationen und mit unterschiedlichen Hintergründen.