Der Ausschuss für Kultur und Medien des Landtags NRW diskutierte am 25. Februar 2016 Kulturprojekte für Flüchtlinge. Auf Einladung des Ausschussvorsitzenden Karl Schultheis referierte Robert v. Zahn seitens des Landesmusikrats NRW über vierzig Projekte, die Musikvereine, Chöre und freie Musikerinitiativen zwischen Oktober 2015 und Januar 2016 mit Landesmitteln durchführten, welche sie über den Landesmusikrat erhielten. Es waren überwiegend niederschwellige Projekte, die in den Flüchtlingsheimen selbst stattfanden und partizipativ angelegt waren. Formen des offenen Singens waren ebenso darunter wie Perkussionsworkshops und Anleitungen zum Umarbeiten von Alltagsgegenständen zu Musikinstrumenten.

Ministerin Christina Kampmann würdigte das Engagement der Vereine und freien Gruppen und kündigte an, dass sie auf Antrag des Landesmusikrats 2016 110.000 Euro für solche Projekte zur Verfügung stellen wird.

Der Vorsitzende des Landesverbands der Musikschulen Ruddi Sodemann und der Leiter der Musikschule Bochum Manfred Grunenberg berichteten über die Arbeit von Musikschulen mit Flüchtlingen. Die Musikschule Bochum führt schon seit 2014 Projekte in und mit Flüchtlingsheimen durch. Manfred Grunenberg hob besonders den Effekt der Sprachförderung durch Projekte des Singens und Rappens hervor. Auch erstellt die Musikschule Video-Visitenkarten, in denen Flüchtlinge musikalisch ihr Schicksal und ihre Hoffnungen auf das Leben in Deutschland ausdrücken. Spenden aus der Bürgerschaft finanzierten 2014 den Projektstart. Dann ermöglichte das NRW Kultursekretariat der Musikschule finanziell das Erproben von neuen Projektformaten. Annegret Schwiening, Geschäftsführerin des Landesverbands der Musikschulen in NRW, umriss dem Ausschuss, wo die Ressourcen der Musikschulen unterstützt werden müssten.

Seitens der Landesarbeitsgemeinschaft Soziokultur führte Geschäftsführer Rainer Bode in die Arbeit der Soziokulturellen Zentren mit Flüchtlingen ein. Die Zentren sind schon von ihrem traditionellen integrativen Selbstverständnis und ihren Erfahrungen mit interkultureller Arbeit her prädestiniert für diese Projekte. Christine Brinkmann vom ZAKK in Düsseldorf, Uwe Vorberg vom Bahnhof Langendreer bei Bochum und Julia Dill von der Kraftstation Remscheid demonstrierten Beispiele ihrer Arbeit.

Allen Berichten folgten ausführliche Diskussionen. Trotz einer langen Tagesordnung beteiligten sich Abgeordnete aller Fraktionen ausführlich am Diskurs. Gefragt wurde nach der Verteilung der Projekte zwischen großstädtischen und ländlichen Räumen, nach der Zusammenarbeit mit den Sozialverbänden vor Ort, nach Gelingenskriterien und mehrfach nach der Kinder- und Jugendarbeit innerhalb der Projekte. Einigkeit bestand fraktionsübergreifend darin, dass das bürgerschaftliche Engagement gestärkt werden muss, dass gerade die Kinder und Jugendlichen unter den Flüchtlingen verstärkt in den Blick genommen werden müssen und dass ein großer Koordinierungsbedarf besteht. Webangebote wie die interaktive Karte von musikalischen Flüchtlingsprojekten, die das Deutsche Musikinformationszentrum des Deutschen Musikrats auf miz.org bereitstellt, sind bei der Koordinierung eine wichtige Unterstützung.

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