Nach ihrem erfolgreichen gemeinsamen Auftritt bei der zurückliegenden WTO-Ministerkonferenz in Cancún haben Deutscher Kulturrat und Westdeutscher Rundfunk (WDR) vereinbart, ihre Kooperation in handelspolitischen Fragen fortzusetzen und zu intensivieren. "Zu glauben, mit dem Scheitern der WTO-Ministerkonferenz sei die Frage der Liberalisierung audiovisueller und kultureller Dienstleistungen vom Tisch, ist ein Trugschluss. Der Konsens in Europa, keinerlei Liberalisierung in diesen Sektoren anzubieten, ist fragil. Zudem drängen die USA auf die Marktöffnung und versuchen, im Rahmen bilateraler Handels- und Investitionsabkommen Fakten zu schaffen", so Fritz Pleitgen, Intendant des WDR. Auch die EU-Beitrittsstaaten in Osteuropa, so Prof. Dr. Max Fuchs, Vorsitzender des Deutschen Kulturrates, und Fritz Pleitgen einmütig, müssten dringend für Gefahren sensibilisiert werden, die von der Handelsliberalisierung für Erhalt und Förderung der kulturellen Vielfalt und des Medienpluralismus ausgingen.

"Wir werden unsere Kräfte bündeln", so Prof. Dr. Max Fuchs, "und gemeinsam daran mitwirken, eine deutsche Koalition für die kulturelle Vielfalt ins Leben zu rufen. Erste Entwicklungen in diese Richtung sind ermutigend. Wir werden unseren Dialog mit den europäischen Gemeinschaftsinstitutionen, der UNESCO und anderen internationalen Organisationen in diesen Fragen gemeinsam fortsetzen und zugleich daran gehen, die osteuropäischen Regierungen und Vertreter der Zivilgesellschaft in diesen Ländern mit unseren Positionen vertraut zu machen."

Deutscher Kulturrat und WDR kamen zudem überein, bei Fragen der deutschen kultur- und medienpolitischen Diskussion engen Kontakt zu halten. "Unser Interesse ist eine vitale und vielfältige Kulturwirtschaft in Deutschland. Diese braucht eine solide finanzielle Grundsicherung, um ihre Entwicklungspotentiale entfalten zu können. Die kulturpolitische Krise muss auch als Chance zum Neuanfang verstanden werden", so Prof. Dr. Max Fuchs. "Die Befassung mit Kultur gehört zu den Kernelementen des öffentlich-rechtlichen Programmauftrags. In diesem Rahmen werden wir uns weiter sehr intensiv mit kulturellen Ereignissen und Entwicklungen beschäftigen sowie kulturpolitischen Auseinandersetzungen eine Plattform bieten", erklärte Fritz Pleitgen.

Neben allen Übereinstimmungen sprachen Prof. Dr. Max Fuchs und Fritz Pleitgen auch bestehende Auffassungsunterschiede zwischen Deutschem Kulturrat und öffentlich-rechtlichem Rundfunk an. So betonte Prof. Dr. Max Fuchs die Erwartung des Deutschen Kulturrats, der öffentlich-rechtliche Rundfunk möge noch mehr Programme mit kulturellen Inhalten senden und einer Boulevardisierung des Programms entgegen wirken. Fritz Pleitgen verwies auf die umfangreiche Kulturberichterstattung des WDR in den lokalen, regionalen und nationalen Sendungen von Hörfunk und Fernsehen. "Um noch mehr Publikum für diese anspruchsvollen Programme zu gewinnen, müssen wir auch noch Formate ausprobieren. Daran wird engagiert gearbeitet. Im Herbst werden wir damit antreten."

Absätze