Der anhaltende Konflikt zwischen WIN (Worldwide Independent Network), dem internationalen Verband der unabhängigen Musikunternehmen, und Youtube hat sich weiter verschärft. Das Tochterunternehmen von Google weigert sich, die Drohungen gegenüber Musikunternehmen, die die ungünstigen Verträge für YouTubes neuen Streamingdienst nicht unterschreiben wollen, zurückzunehmen.

Der in der VUT-Pressemitteilung vom 23. Mai 2014 erwähnte Vertrag wird weiterhin von YouTube an unabhängige Musikunternehmen verschickt. Die enthaltenen Vertragsbedingungen sind nicht verhandelbar. Zudem umfasst das Schreiben die eindeutige Drohung, dass die Inhalte auf der Plattform gesperrt werden, wenn die unabhängigen Musikunternehmen den Vertrag nicht unterschrieben.

Die Featured Artists Coalition (FAC), die zahlreiche bekannte und aufstrebende Künstlerinnen und Künstler vertritt, hat sich den Forderungen von WIN angeschlossen. WIN sowie der Verband unabhängiger Musikunternehmen e.V. (VUT) in Deutschland fordern, dass entsprechende Maßnahmen ergriffen werden, um zu verhindern, dass YouTube seine Marktmacht gegenüber unabhängigen Musikunternehmen und Künstlerinnen und Künstlern missbraucht.

Der unabhängige Musikbereich wird heute auf einer Pressekonferenz in London die Forderung nach regulatorischen Maßnahmen bestätigen und sich für sofortige Unterstützung an die Europäische Kommission wenden.

Unter Federführung von IMPALA, dem europäischen Independent-Verband, wird die Beschwerde bei der Europäischen Kommission eingereicht werden. Diese Entscheidung wurde am Wochenende vom IMPALA-Vorstand auf dem Primavera Festival in Barcelona getroffen, dem führenden Musikfestival, bei dem über 90 Prozent unabhängige Künstlerinnen und Künstler auftreten. IMPALAs Beschwerde beinhaltet einen Antrag auf die dringende Ergreifung von Maßnahmen, um zu verhindern, dass YouTube Inhalte sperrt oder erneute Drohungen an Musikunternehmen versendet. Regulatorische Maßnahmen werden als essenzielle Schutzmaßnahme gegen missbräuchliches Verhalten angesehen sowie als Instrument, um den Wettbewerb und die Vielfalt im digitalen Musikmarkt zu fördern.

Helen Smith, Vorsitzende von IMPALA, sagt dazu: "YouTube is behaving like a dinosaur, attempting to censor what it doesn’t like. This is completely out of synch in Europe where the EC has systematically insisted that European citizens should be able to access the cultural diversity and choice they demand. Europe has already had to take a tough line with Google on issues such as search and privacy. Prompt intervention with YouTube must be the next step."

Der stellvertretende Geschäftsführer des VUT, Jörg Heidemann, zur aktuellen Situation: „Wir können unsere Forderung, Independents nicht zu benachteiligen, nur bekräftigen. Die jetzige Situation zeigt, dass ein Eingreifen mit Hilfe von entsprechenden Maßnahmen seitens der Europäischen Kommission dringend erforderlich ist. YouTubes Verhalten muss endlich ein Riegel vorgeschoben werden und zwar unverzüglich. YouTubes Vorgehen ist Gift für eine reiche und vielfältige Kulturlandschaft, die nur auf der Grundlage einer fairen Vergütung für Künstlerinnen und Künstler sowie den KMU der Musikwirtschaft gedeihen kann.“

Der Musiker Billy Bragg kommentiert: “YouTube are shooting themselves in the foot with their attempt to strong-arm independent labels into signing up to such low rates. They’re in danger of launching a streaming service that lacks the innovative and cutting edge sounds that independent artists bring. Would music fans be willing to pay for such an inferior product? I don’t think so.”

FAC Co-Chair, Ed O’Brien von Radiohead, sagt: "Indie artists and labels are at the cutting edge of the future of music. To restrict them in this way is to risk creating an internet just for the superstars and big businesses. Without the innovation and risk-taking of the Indie Sector we lose a vital ingredient in pushing us all forward."

Alison Wenham, CEO von WIN und Vorsitzende von AIM (Association of Independent Music, UK) dazu: “We will start this process in Europe with IMPALA referring YouTube to the EC for urgent regulatory action, which will be the first step in a global campaign. Our fellow trade associations around the world, representing tens of thousands of independent companies, also take issue with the actions of YouTube towards the most creative sector in the music industry. We must therefore do everything we can to protect the independent sector from the actions of one very powerful company, which seeks to railroad content owners, and by association their artists, into unfair and unjust contracts while threatening to block access to their platform. “

Mark Chung, Mitglied des VUT-Vorstands, fügt hinzu: “If there ever was a need for further evidence of Google’s willingness and ability to abuse its market dominance, this is a particularly blatant and despicable case. Coming from a corporation whose armies of lobbyists, PR agents and paid bloggers tirelessly spin their corporate interests as supporting “free speech” and opposing “censorship”, the removal of legal music videos with the objective of extending the corporation’s dominance to a further young, fledging market is beyond cynical. We look to Joaquin Almunia to move to resolve this. Of course the wider Google issue will also require adequate new regulatory legislation and serious consideration of a break-up of this spying, lying and out-of-control monopoly.”


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