Abbildung: Preisüberreichung
Die Berliner Firma Habibi Funk Records wurde als bestes Label mit dem VIA 2024 ausgezeichnet  
Foto:  Stefan Wieland

Sechs Künstler*innen, Musikunternehmer*innen und Projekte wurden am gestrigen Abend im Rahmen des Reeperbahn Festivals in Hamburg mit dem VIA, dem Kritiker*innenpreis der unabhängigen Musikbranche, geehrt. Mit den Preisen zeichnet der Verband unabhängiger Musikunternehmer*innen (VUT) herausragende Talente aufgrund von Qualität, Neuartigkeit und unabhängig vom kommerziellen Erfolg aus.

Moderiert von Nina "Fiva" Sonnenberg, mit Porträtfilmen aller Nominierter, der vergangenes Jahr doppelt ausgezeichneten Künstlerin CATT als Liveact sowie Reden von Hamburgs Senator für Kultur und Medien Dr. Carsten Brosda und der VUT-Vorstandsvorsitzenden Dr. Birte Wiemann feierte die Independent Branche im Hamburger Schmidts Tivoli.

Die Preisträger*innen des VIA 2024

  • Beste*r Newcomer*in: Uche Yara
  • Bester Act: Orbit
  • Bestes Album: Kabeaushé – “Hold On To Deer Life, There's A Blcak Boy Behind You!”
  • Bestes Label: Habibi Funk Records
  • Bestes Experiment: Carsten Nicolai – “Ray Collector”
  • Best New Music Business: What Is Happening? I Feel It Everywhere!

Als „Beste Newcomerin“ zeichnete die Jury die österreichische Künstlerin Uche Yara aus, die den Preis von Künstlermanagerin Sophia Fortmann entgegennahm. Über die Preisträger*innen entscheiden sechs Fachjurys, besetzt mit ausgewählten Expert*innen, die repräsentativ für die Vielfalt der unabhängigen Musikbranche ein breites Spektrum an Genres, Hintergründen, Businesserfahrungen und Geschäftsbereichen vertreten.

Die Fachjury für die Kategorie "Bester Act" votierte für Orbit als Preisträger. Musiker Joscha Becker von der Band Zimmer90 überreichte den Preis und ehrte in seiner Laudatio den DIY-Ethos hinter dem Community-Projekt des Produzenten Marcel Heym, der mit intimen akustischen Klängen und atmosphärischen Synthies besondere Soundlandschaft schafft.

Maureen Noe, Referentin beim Musicboard Berlin, hielt die Laudatio auf das diesjährige "Beste Album": Der Preis ging an Avantgarde-Pop-Künstler*in Kabeaushé für das Album "Hold On To Deer Life, There's A Blcak Boy Behind You!", das im Herbst letzten Jahres auf Monkeytown Records erschien. Zu Tränen gerührt nahm der Kenianische Wahlberliner Kabochi Gitau den Preis entgegen und dankte insbesondere seinem Team.

Als "Bestes Label" wurde die Berliner Firma Habibi Funk Records ausgezeichnet, die sich seit 2015 auf die Wiederveröffentlichung von Musik aus Nordafrika und Westasien spezialisiert hat. Laudator Sebastian Reier, musikalischer Leiter der Münchner Kammerspiele, der in seiner Rede Habibi Funk als Netzwerk würdigte, ohne das man bestimmte Jahrzehnte alte Musik nicht kennenlernen würde, überreichte den Preis an Labelgründer Jannis Stürtz.

In der Kategorie "Best New Music Business" wurde die Firma What Is Happening? I Feel It Everywhere! ausgezeichnet. Sie fungiert als Dach für verschiedene Geschäftsbereiche, wie Label, Verlag und Booking – gegründet und geleitet von der Berlinerin Henrietta Bauer, die die Trophäe zusammen mit ihrem Team von den Laudator*innen Katja Lucker (Initiative Music) und Daniel Meteo (Random Noize Musick) entgegennahm. Die beiden Fachjuror*innen betonten die Bedeutung der New Business-Kategorie und, dass es frische Ideen und junge Unternehmer*innen für die Zukunft der Musikwirtschaft braucht.

"Er macht Unsichtbares sichtbar" – mit diesen Worten ehrte Laudator Kai Fraeger vom Musikvertrieb Word And Sound Medien den Gewinner in der Kategorie "Bestes Experiment": Für das Projekt "Ray Collector" verschickte der Künstler Carsten Nicolai (auch bekannt unter dem Pseudonym Alva Noto) zehn Pakete von Berlin aus an verschiedene Orte. Jedes Paket enthielt eine leere Magnetbandkassette, einen Schwarz-Weiß-Film und einen Farbnegativfilm. Die Magnetbänder und lichtempfindlichen Filme waren während ihrer Reise elektromagnetischen Wellen und Strahlung ausgesetzt. Nach der Rücksendung an den Absender wurden die latenten Eindrücke entwickelt, digitalisiert und so sichtbar und hörbar gemacht. Sara-Lena Probst, Labelmanagerin bei Noton, nahm den Preis für Carsten Nicolai entgegen, der sich in einer Videobotschaft bei der Jury bedankte und den Preis unserer Vorstellungskraft widmete.

Dr. Carsten Brosda, Hamburgs Senator für Kultur und Medien: "Das Reeperbahn Festival lebt von einer bunten, lebendigen Musikszene. Diese feiern wir jedes Jahr gemeinsam mit dem VUT auch bei der Verleihung des VIA. Die diesjährigen Preisträger*innen machen deutlich, wie international und spartenübergreifend die unabhängige Musikbranche arbeitet. Hier entsteht Musik, die Menschen zusammenführt und Räume für Verständigung öffnet. Gerade in diesen Zeiten brauchen wir Musik, die Neugierde weckt, begeistert, Haltung zeigt und gerne auch Spaß macht."

Dr. Birte Wiemann, Vorstandsvorsitzende des VUT: "Während Swifties schon mutmaßen, dass Taylors zwölftes Album „Seashore“ heißen und im Sommer 2026 erscheinen wird, können wir heute schon die zwölfte Edition des VIA auf Basis reiner Fakten ohne Mutmaßung und Wunschdenken als äußerst gelungene Veröffentlichung feiern. Eine mit Highlights gespickte Shortlist und schlussendlich sechs hochverdiente Gewinner*innen veredeln nicht nur unsere Preisverleihung, sondern sorgen mit ihren Veröffentlichungen und Konzepten erfahrungsgemäß auch darüber hinaus für Furore und entzückte Fanherzen. Da müssen wir also nicht erst auf Taylor warten! Ich beglückwünsche alle Preisträger*innen, die einmal mehr unterstreichen, wie vielfältig, kreativ und eingängig die Indiebranche klingt und ziehe erneut meinen Hut vor den Jurymitgliedern, die es schaffen, diese besondere Vielfalt, Kreativität und Eingängigkeit mit leichter Hand aus den Einreichungen zu filtern. Ich freue mich schon jetzt auf die 13. Ausgabe des VIA!"

Der VUT dankt insbesondere der Behörde für Kultur und Medien der Freien und Hansestadt Hamburg, Merlin und der GVL als Hauptförderer der Awards, dem Reeperbahn Festival, der GEMA, Phononet, allen VUT-Freund*innen und Unterstützer*innen sowie den Medienpartnern ByteFM, DIFFUS, Kaput Mag und MusikWoche. Aufgrund der Großzügigkeit eines Hamburger Musikliebhabers ist der VIA mit 10.000 Euro dotiert.

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