Vor einer Rekordzahl an Teilnehmenden wurde auf der Mitgliederversammlung des BDKV am 12. November in Berlin auch ein Blick auf die ersten Zahlen aus der Studie Musikwirtschaft in Deutschland 2024 (Oxford Economics) geworfen. Und auch hier zeichnen sich Höchstwerte ab: Die Live-Branche ist in 2023 um 20 Prozent gewachsen und stellt mit einem Umsatz von 5,6 Mrd. weiterhin den größten Teilbereich der Musikwirtschaft dar. Um diese Erfolge für die Zukunft zu sichern, bildet der BDKV als zentraler solidarischer Zusammenschluss der Konzert- und Veranstaltungswirtschaft in Deutschland die Schnittstelle aus Branche, Politik und Öffentlichkeit – und bietet seinen Mitgliedern ein umfassendes Angebot aus Netzwerk, Wissensvermittlung und passgenauen und kostensparenden Dienstleistungen.
Die Mitgliederversammlung (MV) des BDKV im November ist immer auch Gelegenheit, zum laufenden Jahr Bilanz zu ziehen. Präsidentin Sonia Simmenauer hielt für 2024 fest: „Wenn wir in diesem Jahr gefragt wurden, wie es der Branche geht, war unsere Antwort immer: Sehr gut, aber nicht allen. Auf der einen Seite glänzen die Rekordmeldungen großer Shows und ein Umsatzplus der Branche von 20 Prozent im Vergleich zu 2019. Von einer nie dagewesenen Anzahl von Festivals und aus den großen Stadien gehen Bilder um die Welt, die unsere Leidenschaft zeigen. Das Live-Entertainment gibt den Menschen gerade in den heutigen wechselvollen Zeiten sehr viel.
2024 ist aber auch ein Jahr, in dem Kostenexplosion und schleppender Vorverkauf gerade viele kleinere und mittlere Veranstaltungen wirtschaftlich zunehmend in die Bredouille bringen. Dabei braucht die gesamte Musikbranche gerade den Wagemut der Veranstaltenden, neue Themen zu präsentieren und Künstler zu entwickeln. Mehr denn je entwickeln sich die kommenden Stars auf den echten Bühnen. Unser Ziel ist, dass das Konzertleben von klein bis groß bestehen kann. Wir nennen das „Circle of Live“, wenn aus Nachwuchs-Acts im Club irgendwann Headliner werden. Und das ist es, was sowohl unser breites Konzertleben als auch unseren wirtschaftlichen Erfolg sichert.”
Um der komplexen Situation der Branche produktiv und vorausschauend zu begegnen, prägten vier Aspekte die diesjährige MV ganz konkret: Netzwerk, Wissensvermittlung, Interessenvertretung und der solidarische Geist innerhalb des Verbandes.
Netzwerk und Wissensvermittlung zu aktuellen Themen
Wie schon in 2023 wurde auf der BDKV-MV 2024 der verbandsinterne Teil am Vormittag mit einer Konferenz am Nachmittag verbunden. In diesem Konferenzteil trafen in diversen Formaten zu den wichtigsten Branchenthemen bedeutende Stimmen aus Branche, Politik, Kultur und Gesellschaft aufeinander. Durch das Programm leitete die Kulturjournalistin und Moderatorin Vivian Perkovic, die mit ihrer Keynote „Konzerte und ihr (wahres) Kapital" gleichzeitig den ersten Akzent der Konferenz setzte.
Zentraler Programmpunkt der Konferenz war das Panel „Polarisierung, Dialogfähigkeit und Kunstfreiheit – der Umgang mit politischen Haltungen auf und vor der Bühne“ mit Dr. Andreas Görgen (Amtschef BKM), Christopher Annen (AnnenMayKantereit), Klaus Mertes SJ (Jesuit, Autor und Pädagoge) und Pamela Schobeß (Club Gretchen und Live Musik Kommission e.V.). Hier wurden aus unterschiedlichen Perspektiven Fragen und Verantwortungen diskutiert, die von Handlungsräumen beim Kuratieren künstlerischer Inhalte bis hin zu verbindenden Potentialen von Kulturveranstaltungen für die Gesellschaft reichten – auch und gerade in Zeiten, in denen Demokratie und kulturelle Vielfalt unter Druck stehen.
Als weitere brisante Branchenthemen wurden aktuelle Trends auf dem Klassikmarkt, Potentiale von New-Work-Unternehmenskultur, die Nachhaltigkeitsberichtspflicht nach CSRD, Digitale Markenbildung und aktuelle Rechtsthemen- und services des Verbandes beleuchtet. Es sprachen:
Dr. Clemens Trautmann (Präsident Deutsche Grammophon), Yenia Zaba (Vice President kununu, New Work SE), Philipp Jacob-Pahl und Pierre M. Beecroft (Budde Talent Agency GmbH), Katrin Wipper und Sarah Lüngen (The Changency GmbH), Mike Keller und Datenschutzexperte Dr. Volker Wodianka mit den BDKV-Justiziaren Dr. Johannes Ulbricht und Götz Schneider-Rothhaar.
Zum vollständigen Programm geht es hier.
Politische Kernthemen des BDKV für 2025 platzieren
Mit Blick auf den Wahlkampf, die Parteiprogramme und Koalitionsverhandlungen sagt Johannes Everke, Geschäftsführer des BDKV: „Die Erfolgszahlen aus der Musikwirtschaftsstudie spiegeln ganz klar wider, dass die Menschen gerade in der heutigen Zeit nach Gemeinschaftserlebnissen, echter Begegnung und Identifikation suchen. Das gibt uns wirtschaftliche Bedeutung – gerade auch für die Künstler:innen – und gleichzeitig überträgt uns das auch Verantwortung für die Gesellschaft.
Um dieser Verantwortung angesichts gewaltiger Produktionskostensteigerungen entsprechen zu können, fordern wir von der Politik vor allem verlässliche Rahmenbedingungen: Unsere 40% Selbständigen brauchen Rechtssicherheit in ihrem Status. Unsere Teams müssen rechtssicher zu den Uhrzeiten arbeiten können, die der Konzertbetrieb vorgibt. Und die staatliche Abgabenlast darf nicht weiter anwachsen. Wir brauchen deshalb eine betriebsgerechte Anpassung des Arbeitszeitgesetzes – was in anderen europäischen Ländern wie Österreich ja auch möglich ist. Eine Präzisierung der Scheinselbständigkeitskriterien – mit Augenmaß und Verständnis für die Kultur. Und eine stabile Abgabenlast – zum Beispiel bei den Abgaben zur Künstlersozialkasse.“
Solidarischer Geist für wirtschaftlichen Erfolg
Der Verband hat in den vergangenen zwei Jahren eine essenzielle Rolle dabei gespielt, die Corona-Nachwirkungen weiter abzuschütteln. Sowohl extern gegenüber der Politik als auch intern durch den intensiven kollegialen Austausch. Die Stimmen der Mitgliedsunternehmen zu hören und sie in nach außen wirksame Maßnahmen zu übersetzen, ist Ausgangpunkt für Erneuerung und Stabilisierung der Branche. Beim BDKV bleiben alle Anzeichen auf Aufbruch!
Der Endbericht der Studie Musikwirtschaft in Deutschland 2024 wird voraussichtlich Ende November 2024 veröffentlicht.