Der Landesmusikrat Berlin beklagt gravierende Fehlentwicklungen und Defizite an den Musikschulen des Landes Berlin. Lehrkräfte an Berliner Musikschulen sind in eine bundesweit singulär schlechte Lage geraten. Musikschullehrkräfte sind in Berlin in weniger als 7 Prozent aller Fälle fest angestellt – bundesweit liegt diese Quote mehr als 10 Mal höher. Dabei muss berücksichtigt werden, dass es Städte in Deutschland gibt, in denen grundsätzlich alle Musikschullehrkräfte fest angestellt sind.
Die Folgen einer solchen Bildungspolitik sind gravierend: Die Musikschullehrkräfte müssen sich als "selbständige Unternehmer“ selbst krankenversichern, sie haben Einnahmeausfälle bei Schwangerschaft, Krankheit oder Urlaub.
In der Konsequenz dieser Rahmenbedingungen gibt es eine problematische Fluktuation. Gut qualifizierte Lehrkräfte versuchen den Quereinstieg an allgemein bildenden Schulen, wandern in andere Bundesländer ab oder streben eine grundsätzliche berufliche Neuorientierung an.
Der Landesmusikrat Berlin appelliert in aller Eindringlichkeit an die politischen Kräfte dieser Stadt, dem Niedergang der musikalischen Jugendbildung Einhalt zu gebieten. Keinesfalls darf es zugelassen werden, dass die unersetzliche Bedeutung der Musikschulen als musikalische Zentren der Stadtbezirke weiter untergraben wird. Nur durch mehr Festanstellungen können die Musikschulen Kooperationen mit Kitas und Schulen eingehen oder bei der Integration Geflüchteter helfen.
Die Konferenz der Landesmusikräte (KdLMR), die einen Zusammenschluss aller Landesmusikräte in den 16 Bundesländern darstellt, hat anlässlich ihres Treffens am Donnerstag, 08. September 2016 mit Betroffenheit und Unverständnis auf die Entwicklungen in Berlin reagiert. Die Konferenz ist solidarisch mit den Positionen des Landesmusikrates Berlin und fordert alle politischen Kräfte der Stadt auf, eine Angleichung an bundesweite Standards vorzunehmen.
Dazu Dr. Ulrike Liedtke, Vorsitzende der Konferenz der Landesmusikräte und Vizepräsidentin des Deutschen Musikrates: "Musikalische Bildung braucht Kontinuität und Qualität. Das geht nur mit einem angemessenen Anteil an festangestellten Musikschullehrern.“