Wer sich das Line-Up des kürzlich angekündigten Mega-Festivals Rock am Ring 2022 anschaut, stellt bei genauerer Betrachtung fest, dass der weibliche Anteil  in den Bands nur 4 % ausmacht. Und das gilt nicht nur für das Flaggschiff unter den Festivals. Nicht überall ist es so ausgeprägt, aber festzustellen bleibt: Frauen* auf den Bühnen sind im Rock- und Popmusikbereich deutlich unterrepräsentiert.

Darauf möchte pop rlp, das Kompetenzzentrum Popularmusik Rheinland-Pfalz, aufmerksam machen und auch gegensteuern. Mit finanzieller Unterstützung von Bund und Land setzt pop rlp nun auf verschiedene miteinander verbundene Maßnahmen. Geplant sind zunächst zwei ausführliche Talkrunden, zwei praktische Musikworkshops sowie ein Abschluss-Konzert mit dem Ziel einer nachhaltigen Netzwerkbildung.

Den Auftakt macht am Montag, den 31.05. ein Talk zum Thema "Gender-Gerechtigkeit auf den Bühnen des Landes“. Marie-Christine Scheffold, zuständig für Künstler*innen - Vermittlung in der großen Agentur Selective Artists (Berlin/ Hamburg), wird eine Keynote zum Thema halten. Sie nimmt die Teilnehmenden mit auf ihre Reise – wie sie ihren eigenen internalisierten Sexismus aufdeckte, bekämpft und begegnet.

Warum ist es so wichtig, sich auf diesen Prozess einzulassen und dabei eigene Fehler einzugestehen? Genau da beginnt der Weg sich nicht nur persönlich, sondern auch im beruflichen Kontext für Chancengleichheit und Gleichberechtigung einzusetzen.

In drei Breakoutsessions geht es um praktische Umsetzungsmöglichkeiten: u.a. stellt Lea Karworth (Reeperbahn Festival, Hamburg) die Keychange-Initiative vor, die unterrepräsentierte Musiker:innen gezielt unterstützt und auf Bühnen bringt; Julia Gudzent (Misc Berlin) gibt Tipps, wie Booker:innen einfach für mehr Gendergerechtigkeit sorgen können und Marie-Christine Scheffold zeigt allen Neulingen Einstiege in die Branche als FLINTA+ (meint: Personen, die im Patriachat diskriminiert werden). Und warum genau braucht es diese Veränderungen jetzt? Dieser Frage geht die Abschlussdiskussion mit den Speaker:innen auf den Grund.

Geleitet wird das Projekt von Lea Jung, Koblenz. Weil Musik schon lange Lebensbegleiterin war, entscheidet sich Lea Jung für dietiefergehende Beschäftigung mit Musik und Kultur im Studium. In ihrer Freizeit macht sie noch immer gerne Musik, besucht viele Konzerte und gründet 2020 den Verein feminetz e.V. mit, um einen Gegenentwurf zu einem Old-Boys-Club zu bieten. Sie ist wissenschaftliche Mitarbeiterin für Populäre Musik und Gender Studies an der Universität Siegen und Lehrbeauftragte der Hochschule für Musik und Tanz Köln im Projekt "Gesichter zeigen - Vielfalt stärken".

"Es macht einen Unterschied, wen ich auf der Bühne vor mir sehe: Ich habe als Kind die Plattensammlung meines Vaters rauf und runtergehört. Doch auf die Idee, selbst Musik zu machen, kam ich erst, als ich den Film "Bandits" sah - und damit 4 Frauen* auf einer Bühne. Zum ersten Mal dachte: Ich kann das auch!", so Lea Jung.

Weitere Veranstaltungen der Reihe in:balance – Projekt für Gendergerechtigkeit:

  • 31.05., 19 h, Online-Talk:
    Gendergerechtigkeit auf den Bühnen des Landes
  • 07.06., 19 h, Online-Talk:
    Was macht Macht in der Popmusik?
  • Juli, Workshop:
    Einstiege ins Songwriting für FLINTA*
  • Juli, August, Workshop:
    Einstiege ins "Bedroom-Producing“ für FLINTA*
  • 18.09. Konzert & Netzwerkgründung:
    Live-Stream zum Abschluss der Reihe und Gründung eines Netzwerkes

pop rlp ist eine Initiative der LAG ROCK & POP RLP e.V. und wird gefördert vom Ministerium für Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur des Landes Rheinland-Pfalz.

in:balance – Projekt für Gendergerechtigkeit wird gefördert über das Programm NEUSTART KULTUR des BKM und den Fonds Soziokultur und Kofinanziert vom Land Rheinland-Pfalz

Anmeldungen zu den Online-Konferenzen per Mail an: hallo@pop-rlp.de

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