Es kommt immer wieder vor, dass die Eltern eines blinden Kindes an Instrumentalpädagogen herantreten mit dem Wunsch des Kindes, dieses Instrument zu erlernen. Meist ist der Pädagoge aber mit diesen spezifischen Anforderungen bisher nicht konfrontiert worden. Deutschlandweit gab es an keiner Musikhochschule Studiengänge, die künftige Instrumental- und Klavierpädagogen auf diese speziellen Anforderungen vorbereitet. Da in Weimar das überregionale Förderzentrum Sehen ansässig ist, entstand 2009 die Idee, an der Hochschule für Musik FRANZ LISZT in den Masterstudiengängen Klavier mit Profil Instrumentalpädagogik und dem Zweifachmaster „Klavier/Instrumentalpädagogik Klavier“ eine entsprechende Profilbildung zu entwickeln.

Hier sollen die Studierenden mit speziellen, unverzichtbaren Basiskenntnissen für den Unterricht mit Blinden und Sehbehinderten ausgestattet werden und Unterrichtserfahrungen mit diesen Schülern sammeln. Seit 2009 besteht nunmehr dieses Angebot der Hochschule für die Kinder des Förderzentrums Sehen, der so genannten „Diesterwegschule“. Im Auftrag der Musikhochschule werden durch die Klavierpädagogin Viola Michaelis blinde und sehbehinderte Schüler unterrichtet und didaktische Konzepte entwickelt, die den Unterricht mit den Schülern wie auch die Lehrveranstaltungen mit den Studierenden betreffen. Ihr Erlerntes öffentlich präsentieren können die Schülerinnen und Schüler nun bei einem zwanglosen Vorspiel am Donnerstag, 4. Juni um 16:00 Uhr im Festsaal Fürstenhaus.

Es werden zudem Kontakte zu Kollegen mit einer Sehschädigung bzw. zu Kollegen, die Sehbehinderte und Blinde unterrichten, geknüpft, erweitert und vertieft. Das Unterrichtskonzept für die Schülerinnen und Schüler legt seinen Schwerpunkt auf auditive Arbeitsweise – unter Nutzung verschiedener technischer Möglichkeiten –, zugleich wird die Braille-Notenschrift vermittelt. Als schriftliches Verständigungsmittel wird die Braille-Vollschrift genutzt.

Die Studierenden durchlaufen ein Programm, das in verschiedenen Themenkreisen von der Annäherung an die Erlebniswelt eines Blinden oder Sehbehinderten über die Auseinandersetzung mit seinen speziellen Voraussetzungen und Talenten, zur „Andersgewichtung“ verschiedene Lernfelder und Lerninhalte führt. Der Aufbau verschiedener didaktischer Stränge und deren Zusammenführung in der einzelnen Stunde wird mit den Studierenden erörtert. Selbstverständlich spielen auch hier die Brailleschriften eine Rolle, außerdem gibt es einen kurzen Überblick zum Thema Auge und jenen Augenkrankheiten, deren Auswirkungen Einfluss auf didaktische Entscheidungen haben. Auch Lernbesonderheiten haben ihren Platz, ebenso wie ein knapper Überblick über mögliche Bildungswege. Die Studierenden haben über einen längeren Zeitraum die Möglichkeit zu hospitieren und selbst zu unterrichten.

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