Mit über 56.000 Besuchern, erwartungsgemäß etwas weniger als in den Jahren 2007 und 2008, endet heute das Klavier-Festival Ruhr 2009, das unter dem Motto „Brendel, Händel, Haydn und Mendelssohn“ 77 Konzerte in 15 Städten auf 28 Bühnen veranstaltete. Die niedrigere Besucherzahl erklärt sich aus einer geringeren Zahl von Konzerten beziehungsweise aus der Wahl kleinerer Konzertsäle, wie zum Beispiel Schloss Horst, Schloss Hohenlimburg und erstmals wieder Haus Opherdicke. Zudem fand das deutschlandweit einzige, völlig überbuchte Konzert von Lang Lang und Herbie Hancock bewusst nicht in der Grugahalle statt, sondern in der Philharmonie Essen.
Zu den Höhepunkten zählte 2009 die sechstägige Brendel-Hommage in der Stadthalle Mülheim, bei der Alfred Brendel drei „Lectures“ hielt und dafür auch an das Klavier zurück kehrte. Brendels so tiefgründige wie humorvolle Einblicke in die Kunst der Interpretation wurden in der Reihe „Die großen Klavierschulen der Gegenwart“ ergänzt von Konzerten der Brendel-Schüler Herbert Schuch, Tim Horton (im Duo mit Brendels Sohn Adrian am Violoncello), Till Fellner und Kit Armstrong. Daniel Barenboim und die Staatskapelle Berlin wurden bei ihrem Gastspiel in der Historischen Stadthalle Wuppertal umjubelt. Liederabende auf Schloss Herten und ein Konzert des Pianisten-Paares Ya-Fei Chuang und Robert Levin mit den Bochumer Symphonikern beleuchteten unbekannte Seiten des Jubilars Felix Mendelssohn Bartholdy, dessen beide Klaviertrios zudem in luxuriöser Besetzung erklangen. Im Haydn-Jahr 2009 ging der Preis des Klavier-Festivals Ruhr bewusst an den ungarischen Pianisten András Schiff, dessen beschwingter Spielwitz den Klavierkosmos des Komponisten im Konzerthaus Dortmund erhellte. Besonderen Glanz brachte im Jahr 2009 die Zusammenstellung der „JazzLine“ – z.B. beim Solo-Abend von Chick Corea im Konzerthaus Dortmund, als Herbie Hancock spontan vom Parkett auf die Bühne wechselte. Beide Künstler hatten sich am Abend zuvor von Martha Argerich und Lilya Zilberstein begeistern lassen.
Neue Rekorde konnte sich das Festival im Education-Bereich erarbeiten. Rund 380 Schüler und Studierende aus 14 Schulen und einer Musikhochschule nahmen an den Workshops teil und präsentierten die Ergebnisse in der Reihe „Entdeckungen – Discovery Projects“ vor rund 2400 Zuschauern. Eine neue Bestmarke erreichte auch die Anzahl der Rundfunkübertra-gungen. Zusätzlich zu den Mitschnitten des Kulturpartners WDR3 und des Medienpartners Deutschlandfunk – insgesamt 16 – zeichnete ARTE das Konzert der venezolanischen Pianistin Gabriela Montero auf. Medienaufmerksamkeit aus Japan erhielt das Festival, als der dem ZDF vergleichbare Sender NHK das Debüt des von Geburt an blinden Pianistin Nobuyuki Tsujii aufnahm.
Noch nie zuvor waren beim Klavier-Festival Ruhr so viele krankheitsbedingte Umbesetzungen erforderlich. „Ohne mein Handy wäre diese Herausforderung kaum so gut zu lösen gewesen“, merkte Intendant Franz Xaver Ohnesorg hierzu an. Er dankte nochmals den fünf Einspringern Khatia Buniatishvili, Anthony und Joseph Paratore, Herbert Schuch und Yuja Wang für ihre kurzfristige Bereitschaft, die jeweiligen Konzerte zu retten, und erinnerte daran, dass einige dieser Abende zu regelrechten Sternstunden gerieten.
Auch 2009 wird es eine Erweiterung der „Edition Klavier-Festival Ruhr“ geben: Die Festival-Intendanz plant die Veröffentlichung von 13 neuen CDs. In den nächsten Monaten erschei-nen so u.a. die Konzertmitschnitte von Olga Scheps und Francesco Tristano Schlimé auf CD, unterstützt von der Fachzeitschrift „FonoForum“ und der Essener NATIONAL-BANK. Rechtzeitig zum New-York-Gastspiel des Klavierduos Maki Namekawa/Dennis Russell Davies erschien Volume 21 der „Edition Klavier-Festival Ruhr“, die unter dem Titel „American Piano Music at the Ruhr Piano Festival“ die Uraufführung des Auftragswerks von Philip Glass und einige Studioproduktionen mit Musik von Philip Glass, Aaron Copland und
Leonard Bernstein enthält.
Bei der Abschluss-Pressekonferenz in Essen dankte Festival-Intendant Franz Xaver
Ohnesorg seinem hoch motivierten Team, dessen Leistungsfähigkeit dem Festival ins-gesamt und vor allem auch bei den beteiligten Künstlern höchstes Lob einbrachte. Zudem dankte er dem diesjährigen Schirmherrn Dr. Matthias Mitscherlich stellvertretend für alle Sponsoren, die das Klavier-Festival Ruhr 2009 trotz vielfacher wirtschaftlicher Schwierig-keiten tatkräftig unterstützt und so erst möglich gemacht haben. „Diese Treue unserer Sponsoren stimmt mich zuversichtlich, 2010 den vom Festival erwarteten besonderen Beitrag zur Kulturhauptstadt erbringen zu können“, sagte Ohnesorg in Essen.
Das 22. Klavier-Festival Ruhr beginnt am Sa. 8. Mai und klingt am Fr. 30. Juli 2010 aus. Nähere Informationen werden voraussichtlich bereits im Dezember 2009 unter www.klavierfestival.de bekannt gegeben.
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