Der italienische Pianist Maurizio Pollini nahm am Montagabend in der Duisburger Mercatorhalle den diesjährigen Preis des Klavier-Festivals Ruhr entgegen. Der 1942 in Mailand geborene Künstler zählt international zu den großen Meistern seines Fachs. Die technische Vollendung und aristokratische Schönheit seines Spiels wird von Musikfreunden in aller Welt verehrt.

Der Ehrenpreis wurde vom Initiativkreis Ruhrgebiet ins Leben gerufen, um außerordentliche pianistische Leistungen zu würdigen oder einen Pianisten für sein Lebenswerk auszuzeichnen. Festival-Intendant Franz Xaver Ohnesorg begründete die Preisvergabe mit dem Lebensweg des Pianisten, der seine Karriere als 18-jähriger Preisträger des Chopin-Wettbewerbs zunächst verweigert hatte, um weiter studieren zu können, dann aber Anfang der 1970er Jahre glücklicherweise doch zugelassen hatte. Ohnesorg erinnerte an die Verdienste Pollinis, der u.a. eine moderne Sicht auf das Werk Frédéric Chopins begründete, und an die Klarheit seines Spiels, die er offenbar von seinem Vater Gino Pollini geerbt habe, dem herausragenden Architekten des ersten italienischen Rationalismus. Überdies habe sich Pollini in seinen Programmen stets für die zeitgenössische Musik engagiert. Damit schließe sich über Pierre Boulez und Karlheinz Stockhausen der Kreis zum Klavier-Festival Ruhr, denn beide Komponisten spielen im Programm des Klavier-Festivals eine wichtige Rolle.

Ohnesorg dankte der Treue des Pianisten zum Klavier-Festival Ruhr und überreichte dem Künstler symbolisch die Stahlplastik „Diapason“ des Düsseldorfer Bildhauer Friederich Werthmann. Damit verbunden ist das Recht des Preisträgers, ein Stipendium an einen Pianisten oder ein Ensemble seiner Wahl zu vergeben. Anlässlich seines 20-jährigen Bestehens ehrte der Initiativkreis Ruhrgebiet den Künstler darüber hinaus mit der Vergabe eines Auftragswerks an einen Komponisten seiner Wahl. Dieses Werk soll beim Klavier-Festival Ruhr 2009 seine Uraufführung erleben.

Maurizio Pollini reagierte mit einer kurzen Ansprache auf die Ehrung. Er erinnerte daran, dass es neue Kompositionen gebe, die den alten Meisterwerken an Rang nicht nachstünden. Er nehme im Konzertleben unserer Zeit eine Tendenz zur Bequemlichkeit und Rückwärtsgewandtheit wahr, die er für einen Fehler halte: „Auch Chopin war zu seiner Zeit ein Avantgardist. Das dürfen wir nicht vergessen.“ Pollini spielte bei der Preisverleihung in Duisburg Werke von Frédéric Chopin und von Claude Debussy. Dem Klavier-Festival Ruhr ist der Künstler schon seit dem Jahr 2000 verbunden. Zuletzt wurde er vom Festivalpublikum 2005 in der Essener Philharmonie mit minutenlangen Ovationen gefeiert. Maurizio Pollini ist er elfte Träger dieser Auszeichnung nach Bella Davidovich (1998), Daniel Barenboim (1999), Dmitri Bashkirov (2000), Graham Johnson (2001), Leon Fleisher (2002), Pierre-Laurent Aimard (2003), Alfred Brendel (2004), Pierre Boulez (2005), Chick Corea (2006) und Martha Argerich (2007).