Mit einem fulminanten und vielseitigen Abschlusswochenende endeten die diesjährigen Kasseler Musiktage am 13. November 2011. Vor allem das großartige Finale in der Kasseler Stadthalle mit der Pianistin Martina Filjak - eine der jungen „Artists-in-Residence“, die mit ihrem Spiel während der Musiktage bereits für Furore gesorgt hatte - wurde vom Publikum bejubelt: Zusammen mit der Staatskapelle Weimar unter dem 32-jährigen Dirigenten Stefan Solyom interpretierte sie auf packende und bezwingende Art das d-Moll-Klavierkonzert von Brahms. Spannungsreich und dicht musiziert war die Interpretation von Bruckners 4. Symphonie durch die Staatskapelle, bei der der junge Dirigent eine bemerkenswerte Leistung zeigte.
Das Abschlusskonzert bildete den festlichen Rahmen für die insgesamt 31 Konzerte und Veranstaltungen des diesjährigen Festivals, das am 28. Oktober mit der Geigerin Heyyoon Park und dem hr-Sinfonieorchester seinen Anfang nahm. Geprägt waren die Musiktage zum einen durch die großen Orchesterkonzerte, die gemäß ihrem Motto junge Solisten in den Vordergrund stellten.
Ergänzt wurde das Konzept durch kleinere, intimere Kammerkonzerte im Kasseler Ständesaal, die vom Programm her wesentlich experimenteller gestaltet waren, aber vom Publikum ebenso hervorragend angenommen und nicht selten ausverkauft waren. Hierzu gehörten auch die drei Foren unter dem Titel „Hören – Sinnen – Erleben“, die Musik und Literatur verbanden und ebenfalls von den drei jungen Musikerinnen, die als „Artists-in Residence“ das diesjährigen Festival begleiteten, gestaltet wurden.
Mit den drei „Salons“ hatten sich die Musiktage auf ein weiteres Experiment eingelassen. In einer Kombination aus Gesprächsrunden zu aktuellen Themen und passender Musik, platziert an wechselnden Kasseler Spielorten (wie dem historischen Gießhaus der Universität und dem Kulturzentrum Schlachthof) wurde die aus dem 18. und 19. Jahrhundert stammende Form von Geselligkeit in unsere heutige Zeit geholt. Wichtig waren hier wie in anderen gemeinsamen Veranstaltungen auch die Kooperationen mit Kasseler Kulturinstitutionen wie der Universität Kassel, der Kasseler Musikakademie, dem Spohr Kammerorchester Kassel, der Kantorei Kassel-Kirchditmold, dem Staatstheater Kassel, der Kunsthalle Fridericianum und der Musik an St. Martin.
Gut angenommen wurde in diesem Jahr auch das Projekt „Große Kunst für Kleine“, eine Kinderbetreuung, die von qualifizierten Mitarbeitern des Kasseler Kinder- und Jugendhilfeträgers „Kleine Stromer“ für ausgewählte Konzerte angeboten wurde. Der freie Eintritt für Jugendliche bis 14 Jahre und ein Angebot an Schüler und Studenten bis 27 Jahre mit 5 für alle Konzerte des Festivals lockte wesentlich mehr junges Publikum in die Veranstaltungen.
Der Geschäftsführer der Kasseler Musiktage, Christoph Schluckwerder, konnte bereits jetzt mit einer positiven Bilanz aufwarten: Rund 7000 Zuhörer besuchten die 31 Konzerte, damit ist ein Plus von 10% gegenüber dem Vorjahr zu verzeichnen. Der Künstlerische Leiter der Musiktage Dieter Rexroth will im nächsten Jahr wieder mit großen Orchesterkonzerten punkten. An den Kooperationen mit Kasseler Institutionen und Musikern sollen weiter festgehalten werden, auch wenn, wie Rexroth betont, das Konzept und die Thematik „unter ganz anderen, neuen Aspekten“ gestaltet sein wird.
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