In Anerkennung seiner herausragenden Verdienste um das Werk Karl Amadeus Hartmanns, des bedeutendsten deutschsprachigen Symphonikers des 20. Jahrhunderts und Gründers der musica viva-Konzertreihe, beschlossen die
Mitglieder Karl-Amadeus-Hartmann-Gesellschaft e. V. einstimmig, Maestro Ingo Metzmacher die Ehrenmitgliedschaft der Karl Amadeus-Hartmann-Gesellschaft im Jahr 2017 zu verleihen. Im Rahmen einer feierlichen Stunde mit geladenen Gästen wird an einem noch festzulegenden Datum der Geschäftsführer und Künstlerische Leiter Andreas Hérm Baumgartner (Dirigent) dem Dirigenten die Urkunde sowie eine faksimilierte Autografenseite aus Hartmanns letztem Werk Gesangsszene überreichen.

Ingo Metzmacher beschäftigte sich in besonders intensiver Weise mit dem Werk Karl Amadeus Hartmanns und dessen musikalischer wie geistiger Botschaft einer grenzenlosen und von allen politischen Systemen unabhängigen Humanität. "Er war ein großer deutscher Komponist. Er bildet die Brücke zwischen Gustav Mahler und Wolfgang Rihm, zwischen Alban Berg und Hans Werner Henze. Ohne ihn wäre die Entwicklung vollkommen anders verlaufen. Er hat in den dunkelsten Jahren unserer Geschichte die Werte der großen deutschen Musiktradition hochgehalten und so für die Nachkommen bewahrt. Darum ist er mir auch als Mensch ein Vorbild.“

So formulierte es der Dirigent in seinem Buch "Keine Angst vor neuen Tönen. Eine Reise in die Welt der Musik“. Insbesondere seine Einspielung aller Symphonien mit den Bamberger Symphonikern für das Label EMI setzte internationale Maßstäbe. Durch zahlreiche Konzerte mit herausragenden Klangkörpern bestätigte er sein unermüdliches Engagement für das Werk Karl Amadeus Hartmanns und leistete auf diese Weise einen entscheidenden Beitrag zur internationalen Renaissance des Komponisten.

Wollte man ein Konzert exemplarisch hervorheben, so ließe sich das Konzert der Wiener Philharmoniker mit Hartmanns 1. Symphonie "Versuch eines Requiems“ am 23. Januar 2017 im Eröffnungsreigen der neugebauten Hamburger Elbphilharmonie nennen: Metzmacher konzipierte ein Programm, das viel mit Haltung zu tun hatte.
"Haltung gegenüber der Gesellschaft und der eigenen Zeit, der Politik, der Kunst, dem Übertönenwollen der Mächtigen und erst recht der Gegenrede der Ohnmächtigen. Am Ende, nach einem in vielerlei Hinsicht denkwürdigen, exemplarischen, anstrengenden Konzert, wird Metzmacher bejubelt und gefeiert.“ (25.01.2017, Hamburger Abendblatt).

Ingo Metzmacher gelingt es stetig seine Interpretationen der Werke Hartmanns zu einem fesselnden und erschütternden Ereignis werden zu lassen, das die seismographischen Fähigkeiten des Zeitdiagnostikers Karl Amadeus Hartmann in den Mittelpunkt rückt. In kongenialer Weise versteht er es, höchste Expressivität und Kraftentfaltung mit klanglicher Transparenz und Empfindsamkeit in Einklang zu bringen, um so der Kernaussage von Hartmanns "Parabel vom Ende der Welt“ (Gesangsszene) in denkwürdiger Weise Ausdruck zu verleihen: Der Mensch ist und bleibt der Erde, der Natur und sich selbst gegenüber der größte Feind. Ein Ende der Welt sei deshalb umso bitterer, da es durch menschliche Hybris selbst geschaffen wurde.

Neben dem Dirigenten Fabio Luisi, dem verstorbenen Komponisten und Dirigenten Pierre Boulez sowie Kirill Petrenko ist Ingo Metzmacher erst das vierte Ehrenmitglied.

Zu den Mitgliedern der Karl-Amadeus-Hartmann-Gesellschaft zählen neben Musikinteressierten und Wissenschaftlern vor allem auch Persönlichkeiten aus dem nationalen wie internationalen Kulturleben, darunter u. a. Helmut Lachenmann, Wolfgang Rihm, Jörg Widmann, Udo Zimmermann, Friedrich Cerha, Marek Janowski, Thomas Zehetmair sowie Christoph Poppen.

Infos zur Karl-Amadeus-Hartmann-Gesellschaft e. V.

Zentrale Aufgabe der Karl-Amadeus-Hartmann-Gesellschaft ist es, die Verbreitung und das Verständnis der Werke des Komponisten zu fördern und seiner Person wie seinem Schaffen ein Forum zu sein. Dies geschieht zum einen durch Sammeln und Archivieren des Materials von und über Hartmann, die wissenschaftliche Erschließung seines Schaffens und seiner Biographie sowie die Bereitstellung des Archivguts für Interpreten, Wissenschaftler und Interessierte. Daneben gilt es auch der Interpretation seiner Werke neue Impulse zu geben und als Bindeglied zwischen
Orchestern, Festivals, Opernhäusern und Interpreten zu fungieren.

Die Förderung der Auseinandersetzung mit Leben und Werk Karl Amadeus Hartmanns geschieht unter besonderer Berücksichtigung seiner von Humanismus getragenen antifaschistischen Grundhaltung, seiner Rolle als Innerer Emigrant, seiner Verweigerung jeglicher Vereinnahmung, seines offenen Widerstandes durch Werk, Wort und Tat in den Jahren des Nationalsozialismus, sowie seiner Rolle als Schöpfer, Initiator, Gründer, Gestalter und Spiritus Rector der einzigartigen, in vielerlei Hinsicht maßstabsetzenden musica viva-Konzertreihe des Bayerischen Rundfunks. Sie gilt bis heute weltweit als die erfolgreichste Konzertreihe mit zeitgenössischer Musik. Dabei werden nicht nur wissenschaftliche Arbeiten und Publikationen betreut und herausgegeben, sondern auch neue Wege der Vermittlung beschritten.

hartmann21 – die Veranstaltungsreihe

In besonderer Weise fühlen wir uns dem Auftrag und der Intention Hartmanns verpflichtet, junge hochtalentierte Komponisten und Interpreten zu fördern und sie an die humanistische und gesellschaftspolitische Dimension seiner Werke heranzuführen. Im Rahmen unserer im Jahr 2016 begonnen Veranstaltungsreihe hartmann21 soll diesem Ansinnen nun Rechnung getragen werden. Daneben beschäftigten sich 2016/2017 renommierte Instrumentalisten und Komponisten wie Thomas Zehetmair (Violine), Ruth Kilius (Viola), Alexander Lonquich (Piano) sowie Thomas Larcher (Komponist) in singulär "komponierten“ Programmen mit dem Werk Hartmanns beschäftigen.

Zum anderen versteht sich die Hartmann-Gesellschaft auch als Impulsgeber für nationale wie internationale Aufführungen sowie als Schnittstelle und Verbindungsglied zwischen den Leitungsebenen der Orchester/Festivals und den Interpreten. Sie tritt sowohl als Veranstalter als auch als Co-Veranstalter von Konzerten, Vorträgen, Symposien und Ausstellungen national wie international in Erscheinung. Insbesondere dem von Andreas Hérm Baumgartner als Künstlerischen Leiter verantworteten, und allerorten Aufmerksamkeit erregenden internationalen Festival "Karl-Amadeus-Hartmann-Jahr 2013“ (Saisons 2012/13 und 2013/14) gelang es, im Jubiläumsjahr (50. Todestag) zu Ehren des bedeutendsten deutschsprachigen Symphonikers des 20. Jahrhunderts und Gründers der musica viva-Konzertreihe des Bayerischer Rundfunks mit weltweit über 160 Konzerten, Ausstellungen, Podiumsdiskussionen, Symposien neue Impulse in der Auseinandersetzung mit dem OEuvre des Komponisten zu setzen. Von New York bis Tokio, von London über Paris, München bis Helsinki konnten dabei künstlerisch hochrangige Klangkörper und Interpreten von Weltrang mit eingebunden werden. Stellvertretend seien das London Philharmonic Orchestra, Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, Orchestre de Paris, Philharmonia Zürich, Rundfunkorchester Berlin, American Symphony Orchestra, BBC Symphony Orchestra, Netherlands Radio Philharmonic Orchestra sowie Patricia Kopatchinskaja, Isabelle Faust, Thomas Zehetmair, Reto Bieri, Matthias Goerne, Juliane Banse, Kent Nagano, Fabio Luisi, Markus Stenz, Ingo Metzmacher, James Gaffigan und Vladimir Jurowski genannt.