Seit 2006 bietet das Beethovenfest Bonner Schülern die Möglichkeit, hinter die Kulissen eines großen Musikfestivals zu gucken. Im vierten Jahr hat sich das Education-Angebot des Jungen Beethovenfestes fest im Curriculum der Schulen etabliert.

„Backstage“ heißt das Programm, bei dem Schüler einen Tag im Festival einen Beethovenfest-Mitarbeiter begleiten. Ein Jugendlicher kann beispielsweise einen Tag Co-Intendantin sein und von der ersten morgendlichen Probe, über Sponsorenverhandlungen und Interviews bis zum Konzert und dem anschließenden Künstlerempfang einen langen Festivaltag miterleben. Die Berichte, die die eintägigen Praktikanten im Anschluss schreiben, erscheinen in Kooperation mit dem Medienpartner des Beethovenfestes Bonn, dem Bonner General-Anzeiger, auf der Zeitungsseite „Klasse! Schüler lesen Zeitung“.

Bei „Nachgefragt“ stellen die Jugendlichen den Stars die Fragen, die sie interessieren, abseits vom Feuilletonjournalismus, aus ungefilterter Neugierde am Musiker-Dasein. Die Interviews werden als ausformulierte Version und teilweise auch als Audio-Podcast auf die Seite des Jungen Beethovenfestes gestellt.

In Workshops erarbeiten Profimusiker wie Martin Grubinger oder Power Percussion mit den Teilnehmern musikalische Beiträge, die anschließend beim Beethovenfest-Konzert aufgeführt werden. Künstler wie Sol Gabetta und Hellmut Stern diskutieren unter dem Slogan „Wie kommts?“ mit Bonner Schulklassen über das Leben als Profimusiker in all seinen Facetten.

Erstmals gab es beim Beethovenfest Bonn 2009 ein Schülermanager-Team: 15 Schüler der 11. und 12. Klasse von vier Bonner Gymnasien organisierten die beiden Auftritte „Klassik meets Hip Hop“ von der Münchner Hip Hop-Band einshoch6 und dem Minguet Quartett. Die Schüler verhandelten Budgets, akquirierten Sponsoren, beauftragten Agenturen und Technikfirmen und waren im unmittelbaren Kontakt mit den Musikern, damit beim Beethovenfest Bonn zwei reibungslose Konzertabende über die Bühne einer Straßenbahnhalle gehen konnten. Ihre selbst gestaltete Website www.jungesbeethovenfest.de nutzten die Schüler für Blogs und zur Darstellung ihrer Marketingideen in Kurzfilmen, die sie zusätzlich auf Youtube online stellten. Jede Funktion des Beethovenfestes wurde von zwei Jugendlichen gedoppelt und von dem erwachsenen „Kollegen“ angeleitet.

Die Rückmeldungen der teilnehmenden Schüler, der Eltern und der Lehrer zeigten, dass das Beethovenfest durch sein Angebot eine Öffnung der Jugendlichen gegenüber Unbekanntem erreicht – der Musik ebenso wie der Institution Musikfestival. „Wir wollen den Jugendlichen zeigen, was es konkret bedeutet, ein Festival in seiner Komplexität zu organisieren, wie attraktiv es auch für junge Leute sein kann und daraus den Mehrwert zu gewinnen, dass viele weitere Personenkreise jeden Alters sich angesprochen fühlen und bei uns andocken können“, fasst Ilona Schmiel, Intendantin des Beethovenfestes Bonn, zusammen.

Nebenbei erfahren die Jugendlichen durch die enge Zusammenarbeit mit dem Beethovenfest-Team, dass klassische Musik nicht angestaubt ist, und dass auch viele der Musiker wie Gustavo Dudamel, Martin Grubinger oder Sol Gabetta nahbare junge Menschen sind, die ihre Leidenschaft und ihr Talent zum Beruf gemacht haben. Auch die Freunde und Geschwister der Teilnehmer des Jungen Beethovenfestes werden durch die Erzählungen neugierig und bewerben sich entweder selbst um eine Teilnahme oder begleiten die Erfahrenen zu Konzerten.

Einen dritten Aspekt des Jungen Beethovenfestes hebt Ilona Schmiel hervor: „Gerade die Jugendlichen, die uns über neun Monate als Schülemanager begleitet haben, waren hier in eine Sozialstruktur eingebunden, die fortwirkt. Da die Schüler aus vier verschiedenen Schulen kamen, mussten sie sich im Team organisieren, sie haben im Verlauf ihre eigenen Stärken und Eigenheiten erfahren ebenso wie die der Kollegen und mussten lernen, sich entsprechend in die Teamstruktur einzubringen.“ Dadurch haben die Schülermanager bei dem Projekt gelernt, neben den ihnen gängigen sozialen Netzwerken und Plattformen auch Strukturen aufzubauen, die für ihre Zukunft prägend sind.

Der Weg, den die 15 Schüler neun Monate lange beschritten haben, und wie sie sich dabei entwickelt haben und sich ihre Sicht eines klassischen Musikfestivals geändert hat, hat das Beethovenfest in einem kurzen Film dokumentiert: >http://www.beethovenfest.de/schuelerprojekte/schuelermanager/.