Martin Mutschler und Keith Bernard Stonum
Martin Mutschler und Keith Bernard Stonum  
Foto:  Matthias Baus

Stabwechsel an der Jungen Oper im Nord (JOiN): Ab der Spielzeit 2023/24 übernehmen der Opernsänger und Musikvermittler Keith Bernard Stonum sowie der Dramaturg und Regisseur Martin Mutschler als Doppelspitze die Leitung der Institution. Sie folgen auf die derzeitige künstlerische Leiterin Elena Tzavara, die als Generalintendantin ans Theater Aachen wechselt. Derzeit sind Mutschler und Stonum an der Staatsoper Hannover beschäftigt. Schwerpunkte ihrer bisherigen Arbeit bildeten Themen wie kulturelle Diversität und die Gewinnung neuer Publikumsschichten. Die kommende Spielzeit des JOiN wird inhaltlich bereits von der neuen Leitung verantwortet.

Staatsopernintendant Viktor Schoner: „Seit ihrer Gründung durch Klaus Zehelein vor rund 25 Jahren ist die Junge Oper ein vorbildhaftes ‚Versuchslabor‘ für neue Musiktheaterformen und das Publikum von heute und morgen. Ich freue mich sehr, dass wir mit Martin Mutschler und Keith Stonum zwei gleichermaßen enthusiastische wie professionelle Theatermacher für das JOiN gewinnen konnten. Das Publikum und die Oper der Zukunft liegen bei ihnen in besten Händen!“  
 
„Lebendig, neuartig, bewegt – das ist die Tradition des JOiN. Daran wollen wir anknüpfen und uns gleichzeitig noch stärker an ein Publikum wenden, das neu in der Oper ist oder wenig Theatererfahrung hat. Privat hören wir nicht nur Klassische Musik, sondern auch Genres wie Discotrap, R&B, Folklore und Elektro. Nicht nur deshalb wollen wir Einflüsse aus anderen Musikstilen und Stimmkünsten auch im JOiN zeigen.“ so Stonum und Mutschler. Und weiter: „Gerade weil die Diversität von Lebenserfahrungen in den Themen und Arbeitsweisen der Oper oft noch nicht dargestellt wird, fragen wir uns: Für wen ist unser Angebot attraktiv? Und für wen (noch) nicht? Dazu gehört für uns auch, die Räume des JOiN zu öffnen. Erst wenn sich hier Menschen begegnen, die sich sonst nie kennenlernen würden, wird diese Idee aus einer besseren Zukunft zu einem konkreten Ort von heute.“

Biografien

Keith Bernard Stonum studierte Gesang an der Shepherd School of Music in seiner Heimatstadt Houston, Texas. Seinen Master absolvierte er bei Hedwig Fassbender an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main und war danach Mitglied des Internationalen Opernstudios der Oper Köln. Dort sammelte er weitere Bühnenerfahrung in Produktionen wie The Rape of Lucretia und My Fair Lady. Danach gastierte er an Häusern wie Theater Aachen, Oper Frankfurt, Staatstheater Wiesbaden, Staatstheater Darmstadt, Opéra de Toulon und am Prinzregententheater München, wo er sich auf spartenübergreifende Arbeiten und die Kollaboration mit zeitgenössischen Komponist*innen spezialisierte. Zu diesen Arbeiten zählen die Uraufführungen Prinzessin im Eis (Anno Schreier), Frankfurter Rendezvous (Schorsch Kamerun) und Schönerland (Søren Nils Eichberg). Unter Teodor Currentzis sang er Hans Zenders Winterreise beim Athen Festival. Seit 2021 ist er in der Abteilung Xchange (Opern-, Tanz- und Musikvermittlung) der Staatsoper Hannover tätig, wo er u. a. mehrere Musiktheaterclubs konzipiert und leitet, partizipative Formate zum Thema Stimme anbietet, die Projektleitung der inklusiven Klangbaustelle sound:waves und der Deutsch-Türkischen Kulturtage 2022 innehat sowie erste Erfahrungen als Dramaturg (Lucia Ronchetti, Pinocchios Abenteuer) sammelt.

Martin Mutschler studierte Romanistik, Slavistik und Kunstgeschichte in Tübingen und Prag und arbeitete bei der Europäischen Kulturhauptstadt in Pilsen. Sein Studium der Musiktheaterregie an der HfMT Hamburg beendete er mit dem interdisziplinären Stück Membra. Als ich im Sterben lag, das der Startschuss war für die Arbeit des Kollektivs Membra, mit dem er u. a. im Finale des internationalen Opernwettbewerbs zu Albert Camus‘ Der Fremde am Nationaltheater Mannheim stand. Er inszenierte am Zirkus Riga, an der Roten Flora Hamburg und der Opera Stabile der Hamburgischen Staatsoper. Arbeiten als Dramaturg führten ihn nach Guayaquil (Ecuador), Bremen, Basel und Baden-Baden. Er dolmetschte für Lola Arias und übersetzte die Kauza Švejk für Dušan David Pařízek sowie den Roman Die Geschichte des Lichts von Jan Němec. Die Performance Leck mir die Wunden, bei der er auf der Bühne stand und zu der er die Musik schrieb, wurde zum Körber Studio Junge Regie 2019 eingeladen. Martin Mutschler war Preisträger beim Treffen Junge Musikszene, Treffen Junger Autoren und beim Wettbewerb für Elektronische Kirchenmusik Vers sowie Stipendiat des Übersetzer-Netzwerks Transstar Europa, der Akademie Musiktheater heute und der Claussen Simon Stiftung. 2021/22 war er Gastdozent an der Hochschule Hannover. Seit 2019 ist er als Dramaturg an der Staatsoper Hannover tätig, wo er mit den Regisseur*innen Martin G. Berger, Barbora Horáková, Lydia Steier und Elisabeth Stöppler zusammenarbeitet. Seine Auseinandersetzung mit der pluralen Stadtgesellschaft vertieft er am Center for World Music Hildesheim im berufsbegleitenden Master musik.welt. Kulturelle Diversität in der musikalischen Bildung.

Über das JOiN

Die Staatsoper Stuttgart gehört seit der Gründung der Jungen Oper Stuttgart 1997 zu den wichtigsten Akteuren der Kulturvermittlung in der internationalen Opernlandschaft. Als eigenständige Institution unter dem Dach der Staatsoper Stuttgart hat die Junge Oper Stuttgart mit zahlreichen Uraufführungen zur Entwicklung des Musiktheater-Repertoires für junges Publikum wesentlich beigetragen und bei der Entwicklung von Vermittlungskonzepten Maßstäbe gesetzt. Diesen Weg wird die Staatsoper Stuttgart fortsetzen und die Junge Oper weiterentwickeln. Die Junge Oper bezog zu Beginn der Spielzeit 2018/19 mit dem Nord eine eigene Spielstätte, aus der sich ihr neuer Name ableitet: JOiN ist das Akronym von „Junge Oper im Nord“, versteht sich inzwischen aber zugleich als Einladung und als Aufforderung für Menschen jeglichen Alters zum Mitmachen. Das JOiN ist im gleichen Haus beheimatet wie das Probenzentrum der Staatsoper Stuttgart. Somit ist das JOiN nicht nur Schnittstelle von jungem Publikum zur „Großen Oper“, sondern auch Begegnungs- und Aktionsort aller Altersstufen und Künste.