Der 5. Juni 2023 wird in mehrfacher Hinsicht ein besonderer Konzertabend in der Kulturstadt Hamburg. An diesem Abend wird im Großen Saal der Elbphilharmonie Jörg Widmanns monumentales Werk ARCHE mit Orchester, drei Chören und Gesangssolisten erneut aufgeführt. Kent Nagano hatte das überwältigende Oratorium während des Eröffnungsfestivals der Elbphilharmonie 2017 mit seinem Philharmonischen Staatsorchester uraufgeführt. Im Rahmen der ersten Wiederaufführung der ARCHE (4. und 5. Juni) in der Elbphilharmonie werden die beiden Künstler Kent Nagano und Jörg Widmann am 5. Juni mit zwei der wichtigsten Ehrungen der Musikstadt Hamburg gewürdigt: dem Bach-Preis der Stadt Hamburg für den Komponisten Jörg Widmann und der Ehrendirigentenwürde des Philharmonischen Staatsorchesters Hamburg für Generalmusikdirektor Kent Nagano.

Das Bach-Preis-Stipendium wird zu einem späteren Zeitpunkt an den Komponisten und Gitarristen Sina Fani Sani vergeben.
 
Dr. Carsten Brosda, Senator für Kultur und Medien: „Eine passendere Gelegenheit, um Kent Nagano und Jörg Widmann zu würdigen, ist kaum denkbar. Die Ehrendirigentenwürde für den Dirigenten sowohl der Uraufführung als auch der Wiederaufführung des großformatigen Werkes ARCHE und der Bach-Preis für dessen Komponisten. Das alles in der Elbphilharmonie, zu deren Eröffnung das Werk erstmalig erklungen ist. Kent Nagano hat die künstlerisch hervorragende Entwicklung des Philharmonischen Staatsorchesters Hamburg in den zurückliegenden Jahren maßgeblich geprägt. Er hat das Philharmonische Staatsorchester erfolgreich weiterentwickelt und mit vielfältigen Formaten fest in der Stadt verankert. Die seltene Auszeichnung mit der Ehrendirigentenwürde unterstreicht Kent Naganos herausragende Arbeit mit dem Philharmonischen Staatsorchester.

Jörg Widmann ist mit seinem vielfältigen Gesamtwerk einer der bekanntesten deutschen Komponisten. Er versteht es immer wieder das Publikum für zeitgenössische Musik zu begeistern. Die überwältigende Uraufführung der ARCHE war ein Meilenstein für alle Beteiligten und hat zugleich ganz zu Beginn den musikalischen Anspruch der Elbphilharmonie unterstrichen. Dies ist ein Ort, der der Kunst und Kultur den Raum gibt, Neues entstehen zu lassen. Diesen Raum hat Jörg Widmann beeindruckend gefüllt. Die beiden Auszeichnungen würdigen das Wirken dieser außergewöhnlichen Musikerpersönlichkeiten.“
 
Generalmusikdirektor Kent Nagano: „Wenn ich auf die Jahre seit 2015 zurückblicke, sehe ich eine Entwicklung der Stadt Hamburg, die wohl einmalig auf der Welt ist: Mindestens das sehr starke Statement Hamburgs durch die Fertigstellung der Elbphilharmonie lässt uns in Hamburg Musik als zentralen Bestandteil der Gesellschaft verstehen, auch für die nächsten Generationen. In meiner Arbeit mit dem Philharmonischen Staatsorchester habe ich eine ganz ähnlich reiche Erfahrung gemacht. Gemeinsam haben wir so viel erreicht, wir als Philharmoniker und unser starkes und treues Publikum empfinden diese enorme Entwicklung als ein relevantes und vitales nächstes Kapitel, das unsere große Tradition ehrt und erweitert – zum Glück ist der Weg noch nicht zu Ende. In dieser intensiven Wachstumsphase der Stadt, gespiegelt und gleichzeitig vorangetrieben durch das Philharmonische Staatsorchester, ist etwas entstanden, was nur gemeinsam entstehen kann: der unbedingte Glaube an das, was uns alle verbindet, an die Musik. Die Ernennung zum Ehrendirigenten durch das Philharmonische Staatsorchester und die Stadt Hamburg ist für mich daher eine außergewöhnliche Auszeichnung, die mich tief berührt und mich immer an diese besondere Zeit denken lassen wird. Ich werde mich allen Musikerinnen und Musikern des Philharmonischen Staatsorchesters immer aus tiefstem Herzen verbunden fühlen und bin voller Dankbarkeit für ihr Vertrauen und ihre Hoffnung.“
 
Jörg Widmann: „Die Nachricht dieser ehrenvollen Auszeichnung der Freien und Hansestadt Hamburg erreicht mich während der Arbeit an einer Kantate anlässlich des 300. Jubiläums des Amtsantritts von Johann Sebastian Bach als Thomaskantor in Leipzig – also zu einem Zeitpunkt, an dem ich mich so intensiv wie kaum je zuvor mit Bachs Werk auseinander setze. Es freut und ehrt mich zutiefst, mit dem Bach-Preis ausgezeichnet zu werden. Diese Wertschätzung meiner Arbeit bestärkt meine ohnehin schon intensive Bindung zur traditionsreichen Musikstadt Hamburg umso mehr.“
 
Kent Nagano, der weltweit gefeierte Generalmusikdirektor der Hamburgischen Staatsoper und Chefdirigent des Philharmonischen Staatsorchesters Hamburg, hat seit seinem Amtsantritt in Hamburg 2015 Außerordentliches geleistet – für das Publikum, für die Musikstadt Hamburg, für das Orchester. Die Ehrendirigentenwürde wird ihm auf Initiative des Philharmonischen Staatsorchesters, das damit seine tiefe Verbundenheit ausdrücken möchte, verliehen. Es handelt sich um eine äußerst seltene Auszeichnung, die, die bisher Karl Böhm und Wolfgang Sawallisch zuteilwurde.
 
Jörg Widmann ist ein Vollblutmusiker, der gleichermaßen als Klarinettist und als Komponist international in der ersten Liga spielt, wobei er auch zunehmend als Dirigent tätig ist. Maßgebliche Kriterien für die Würdigung Widmanns mit dem Bach-Preis sind dessen klare Ideen in jedem seiner Stücke, seine beständige Suche nach einem neuen Klang sowie seine Innovativität. Als hervorragendem Kommunikator gelingt es ihm, das allgemeine Publikum für zeitgenössische Musik zu begeistern. Neben seiner internationalen Tätigkeit ist Widmann immer wieder auch in Hamburg präsent.
 
Sina Fani Sani wurde im Iran geboren und lebt in Hamburg. Er untersucht in seinen oft theatralisch angelegten Werken speziell die Ähnlichkeiten und Unterschiede von Sprache und Musik, wobei er sich mit verschiedenen Schichten gesprochener und gesungener Texte auseinandersetzt. Dem Hamburger Publikum hat er sich unter anderem 2021 mit der Aufführung zweier Musiktheaterwerke bekannt gemacht: mit der Märchenoper „Die kluge Else“ nach den Gebrüdern Grimm sowie der konzeptionellen Musiktheaterperformance „Farewell Rituals“.
 
Der Bach-Preis wird seit 1950 alle vier Jahre, anlässlich des 200. Todestages von Johann Sebastian Bach, vom Hamburger Senat vergeben. Er ist mit 15.000 Euro dotiert, davon entfallen 10.000 Euro auf den Preisträger und 5.000 Euro auf das Stipendium. Vorherige Preisträger sind unter anderem Paul Hindemith (1951), Ernst Krenek (1966), György Ligeti (1975), Alfred Schnittke (1992), Sofia Gubaidulina (2007) und zuletzt Unsuk Chin (2019).

Absätze