Mit dem eindringlichen Aufruf "Appell“ ist das Werk des 1984 in Magdeburg geborenen Komponisten Jens Klimek überschrieben, dem die Jury des diesjährigen Festivals Europäische Kirchenmusik Schwäbisch Gmünd den 1. Preis des "15. Internationalen Kompositionswettbewerbs Zeitgenössische Geistliche Musik“ zuerkannt hat. Zum Festivalthema 2020 "Ich & Wir“ sollte eine Komposition für gemischten Chor a cappella geschaffen werden, welche sich auf das Gedicht "Gemeinsam“ von Rosa Ausländer bezieht.

Gemeinsam

Vergesset nicht
Freunde
wir reisen gemeinsam

besteigen Berge
pflücken Himbeeren
lassen uns tragen
von den vier Winden

Vergesset nicht
es ist unsre
gemeinsame Welt
die ungeteilte
ach die geteilte

die uns aufblühen läßt
die uns vernichtet
diese zerrissene
ungeteilte Erde
auf der wir
gemeinsam reisen

(Rose Ausländer (1901-1988), "Gemeinsam“, aus: Ich höre das Herz des Oleanders. Gedichte 1977-1979, 1984. Abdruck und Nutzung mit freundlicher Genehmigung der S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main)

Eingereicht wurden 57 Kompositionen aus ganz Europa, Argentinien, Japan und den USA. Juroren waren Mark Andre (Komponist, Berlin), Detlef Dörner (Komponist, Stuttgart), KMD Sonntraud Engels-Benz (Direktorium Festival Europäische Kirchenmusik Schwäbisch Gmünd) und Michael Nonnenmann (Chorleiter der Christophorus-Kantorei Altensteig). Die Komposition "Appell“ von Jens Klimek erklingt als Uraufführung im ökumenischen Eröffnungsgottesdienst des Festivals am Freitag, 17. Juli, um 18.30 Uhr im Heilig-Kreuz-Münster Schwäbisch Gmünd.

Zur Entscheidung der Jury:

Jens Klimek hat eine klug disponierte Komposition geschaffen, die sich intensiv und musikalisch innovativ mit der Textvorlage auseinandersetzt. Statt oberflächlicher Effekte setzt das Werk auf Zurückhaltung und Detailarbeit und ist klanglich und rhythmisch raffiniert gebaut.

Zusätzlich werden ideenreich außermusikalische Elemente hinzugezogen: Tagespolitische Meldungen, die von den Sängerinnen und Sängern selbst auszuwählen sind, werden rezitiert, und Steine werden aneinander gerieben und gegeneinander geklopft. So wird das Werk zu einer eindringlichen Mahnung an eine gemeinschaftliche, globale Verantwortung angesichts der Labilität und Fragilität unserer Welt. Das Werk wird voraussichtlich im Verlag Edition Peters erscheinen, bei dem Jens Klimek publiziert.

Zum Gewinner des Kompositionswettbewerbs:

Jens Klimek wurde 1984 in Magdeburg geboren. Er machte 2003 sein Abitur am Landesgymnasium für Musik Wernigerode, wo er neben den regulären Unterrichtsfächern auch in diversen musikalischen Spezialfächern ausgebildet wurde. Ferner erlangte er die Chorleiterbefähigung C1 und C2 und sang im renommierten Rundfunk-Jugendchor Wernigerode. Von 2004 bis 2010 studierte Jens Klimek an der Otto-von-Guericke-Universität in Magdeburg die Fächer Musik und Anglistik. Heute unterrichtet er am Landesgymnasium für Musik in Wernigerode in den musikalischen Spezialfächern. Neben seiner beruflichen Laufbahn leitete Jens Klimek von 2005 bis 2015 verschiedene Chor- und Orchesterformierungen und erhielt Kompositionsunterricht bei Bernhard Schneyer (Magdeburg) und Prof. Thomas Buchholz (Halle/Saale). Zahlreiche Uraufführungen und Wettbewerbserfolge belegen seitdem die kontinuierliche kompositorische Arbeit.

Preisträgerinnen und Preisträger beim Schwäbisch Gmünder Wettbewerb waren bisher: Franz Surges (1991), Erich Konstantin Reymaier (1991), Friedo Matthies (1991), Marion Bluthard (1995), Detlef Dörner (1997), Peter Wittrich (1999), Ulrich Wolf (1995, 1999), Stefan Johannes Walter (1999), Hans Schanderl (2001), Jong-Sam Kim (2001, 2003), Dieter Buwen (2003), Frank Gerhardt (2006), Gaetano Lorandi (2008), Terence Yap (2010), Dominik Susteck (2012), Günter Berger (2014), Stephan Lenz und Tilmann Jäger (2016), Otto Wanke und Patrick Walliser (2018).