Eine der wertvollsten deutschsprachigen Handschriften des Mittelalters ist jetzt im Internet frei zugänglich: Die um 1330 in Mitteldeutschland, möglicherweise Thüringen, für einen nicht eindeutig identifizierbaren Auftraggeber von hohem Rang angefertigte Jenaer Liederhandschrift (Signatur: Ms. El. f. 101) ist der kostbarste Schatz der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek (ThULB) Jena. Sie enthält die bedeutendste Sammlung mittelhochdeutscher Sangspruchdichtung im mitteldeutschen Raum. Ihre besondere Stellung als Kulturerbe ersten Ranges verdankt der ungewöhnlich großformatige und repräsentativ ausgestattete Codex außerdem der Tatsache, dass er in einzigartigem Umfang Musiknotation enthält. Etwa die Hälfte der enthaltenen Texte und ein Großteil der Melodien sind allein in dieser Handschrift erhalten. 1549 gelangte sie mit der „Bibliotheca Electoralis“ aus Wittenberg an die Jenaer Bibliothek.
Jüngst wurde der Codex in der ThULB Jena restauriert und digitalisiert. Damit liegt zum ersten Mal eine komplette farbige Reproduktion der Handschrift vor, die das Original für die Zukunft dokumentiert und dessen noch stärkere Schonung bewirkt. Die Digitalisate sind ab sofort allgemein zugänglich unter: http://www.urmel-dl.de/content/main/misc/lieder.xml.
Die von Spezialisten aus Germanistik und Musikwissenschaft kommentierte Präsentation vereint außerdem erstmals die Digitalisate aller Handschriftenfragmente, die in der Forschung mit dem Jenaer Codex in Verbindung gebracht werden. Darüber hinaus wird die Restaurierung der Jenaer Liederhandschrift durch einen Film, Bilder sowie das Schadens- und Restaurierungsprotokoll dokumentiert.
Die Präsentation, so die ThULB, soll Anreiz für Forschung und Öffentlichkeit sein, einem der großartigsten, in seiner Entstehung noch immer rätselhaften Überlieferungsträger mittelalterlicher deutscher Literatur und Musik neue Aufmerksamkeit zuzuwenden.
Absätze
Quelle
http://www.uni-jena.de