Welche Konzepte zur Kultur- und Kreativwirtschaft gibt es aktuell auf internationaler Ebene und welche Erkenntnisse kann die Fachgemeinschaft in Deutschland daraus gewinnen? Welche Ansätze bieten sich, um die eigenständige Innovationsrolle des Wirtschaftszweiges zu verdeutlichen? Und: Ist es möglich, im Rahmen kreativer Produktionsprozesse innovativ zu sein oder bleibt dies allein Technologieunternehmen überlassen?
Diese Fragen standen bei einer internationalen Fachkonferenz im Mittelpunkt, zu der das Kompetenzzentrum der Initiative Kultur- und Kreativwirtschaft der Bundesregierung am 23. September geladen hatte. Im Rahmen der Veranstaltung tauschten sich Angehörige von Regierungsorganisationen, Wissenschaftler und Branchenvertreter rund um den Status Quo und die Chancen der "Creative Industries“ im 21. Jahrhundert aus. Die Konferenz fand im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie in Berlin statt.
Selbstverständlich fanden auf der Fachkonferenz in Berlin auch die Stimmen der Urheber Gehör. Gadi Oron, Generalsekretär des internationalen Dachverbands der Verwertungsgesellschaften für Musikurheber (CISAC, International Confederation of Societies of Authors and Composers) stellte die Studie "Kulturzeit – Die erste Weltkarte für die Kultur- und Kreativwirtschaft“ vor. In der von CISAC und der Beratungsgesellschaft EY erarbeiteten Analyse wurden erstmals globale Daten zur Wirtschaftskraft aus allen Sektoren der Kultur- und Kreativbranche umfassend aufgeschlüsselt.
Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass die Kultur- und Kreativwirtschaft einen massiven Beitrag zur Weltwirtschaft leistet. Sie stellt zudem eine zentrale Antriebskraft für Wachstum und Beschäftigung dar, macht Städte attraktiver und verbessert die Lebensqualität sowohl in Industrieländern als auch in Schwellenländern. Die Gesamteinnahmen des Wirtschaftszweigs beziffert "Kulturzeit“ mit 2.250 Milliarden US-Dollar – das entspricht 3 Prozent des Weltwirtschaftsprodukts. Durch ihre enorme Wirtschaftskraft sorgt die Kultur- und Kreativwirtschaft weltweit für 29,5 Millionen Arbeitsplätze. Das sind mehr Stellen, als die Automobilindustrie in Europa, Japan und den Vereinigten Staaten zur Verfügung stellt. Darüber hinaus stellt die Studie fest, dass die von der Branche erschaffenen kulturellen und kreativen Inhalte neue, innovative Geschäftsmodelle im Online-Sektor begünstigen. Der direkte Beitrag zum globalen Internet-Handel wird mit rund 200 Milliarden US-Dollar beziffert.
Um den wichtigen Wirtschaftsfaktor Kultur- und Kreativwirtschaft auch zukünftig zu unterstützen, formuliert "Kulturzeit“ zudem eine Reihe von Strategiezielen. Dazu gehören die Schaffung rechtlicher Rahmenbedingungen zur Sicherung einer gerechten Urhebervergütung, eine bessere Beteiligung von Kreativen an der Wertschöpfung in der digitalen Wirtschaft sowie eine umfassende Talentförderung.
Die vollständigen Ergebnisse der Studie finden sich hier.