Stuttgarts Oberbürgermeister Fritz Kuhn hat am Dienstag, 16. Oktober, die Arbeit der Task Force Oper und die erarbeiteten Vorschläge für eine Oper-Interimsspielstätte vorgestellt. Nach intensiver Prüfung der Task Force wurden zwei Standorte als sehr geeignet bewertet: ein Interimsbau auf dem Areal der Landesmesse und einer an den Wagenhallen.
OB Kuhn sagte: "Wir haben in der Task Force systematisch alles geprüft, was möglich ist. Zwei Varianten standen dabei im Raum: eine Interimsspielstätte mit separater Produktionsstätte im Paketpostamt und ein Gesamtstandort, an dem sowohl Spielstätte als auch Produktionsstätte untergebracht sind. Als Gesamtstandort, der deutlicher nachhaltiger ist, kommt nach intensiver Prüfung nur das Baufeld C1 an den Wagenhallen infrage."
Insgesamt hat die Task Force 17 Standorte im Stuttgarter Stadtgebiet auf ihre Tauglichkeit als Interimsspielstätte geprüft - darunter in der Vergangenheit bereits diskutierte Vorschläge wie der Innenhof des Rotebühlbaus, der Akademiegarten oder auch der Standort Willy-Brandt-Straße/Schillerstraße, aber auch neue Vorschläge wie zum Beispiel die alten Fernsehstudios neben der Villa Berg.
Die Standorte wurden anhand von verschiedenen Bewertungskriterien geprüft, etwa die Größe des Standorts, Erreichbarkeit und Anbindung, bauliche Rahmenbedingung und zeitliche Verfügbarkeit. Die Standorte auf der Landesmesse und an den Wagenhallen erzielten dabei die besten Bewertungen. Ein Großteil der geprüften Standorte ist allein aufgrund des geringen Flächenangebots ausgeschieden.
Die Task Force schlägt vor, die neue Interimsspielstätte in modularer Bauweise zu errichten. Dies bedeutet, dass die unterschiedlichen Funktionseinheiten von Oper und Ballett (Bühne, Saal, Stallgasse, etc.) nicht in einem Gebäude, sondern in einzelnen Modulen untergebracht werden. Dies hat den Vorteil, dass diese nach Ende der Sanierung des Littmanns-Baus weiterverkauft werden können.
Für die Unterbringung in modularer Bauweise wurden verschiedene Lösungsansätze entwickelt: Einer der Ansätze sieht eine "Standortteilung" mit einer modularen Spielstätte (Grundfläche: 75mx90m) und einer separaten Produktionsstätte im Paketpostamt vor. Dies wäre sowohl auf der Landesmesse als auch im Baufeld C1 an den Wagenhallen möglich. Laut ersten Berechnungen des städtischen Hochbauamts liegen die Kosten dafür bei ca. 104 Millionen Euro. Eine mögliche Preissteigerung von 16 Prozent ist bereits eingerechnet, abgezogen der Erlös durch den Verkauf der Module für die Spielstätte.
Ein weiterer Ansatz ist die Errichtung eines "Gesamtstandorts": Spielstätte sowie auch die Produktionsstätte würden dann teils als Modulbau, teils als dauerhaftes Gebäude mit Folgenutzung errichtet werden. Die Nutzung des Paketpostamts als Produktionsstätte würde wegfallen. Möglich wäre dieser Gesamtstandort ausschließlich an den Wagenhallen. Die Kosten liegen bei 89 Millionen Euro. Eine teilweise dauerhafte Nutzung eines Gebäudes ist dort möglich, da in unmittelbarer Nähe zu den Wagenhallen ohnehin ein Lärmschutzriegel für die künftige Wohnbebauung nötig ist.
OB Kuhn sagte dazu: "Der Standort an den Wagenhallen hat einige Vorteile: Vor allem hätten wir Spielstätte und Produktionsstätte an einem Ort. Man könnte sich also lange Transportwege durch die Stadt sparen. Außerdem ist der Standort nachhaltig: Wir könnten jetzt schon ein Gebäude errichten, dass wir später ohnehin als Lärmschutz für die Wohnbebauung am Rosenstein-Quartier benötigen."
Als weiteres Ergebnis der Suche nach einer Interimsspielstätte für Oper und Ballett hat der OB zwei Standorte ins Spiel gebracht, an denen ein neues Konzerthaus entstehen könnte. Kuhn erklärte: "Das ist ein Nebenprodukt unserer Suche, aber interessant, wenn wir schneller ein neues Konzerthaus haben wollen, als es auf den Flächen nach Fertigstellung von Stuttgart 21 erst möglich wäre." Denkbar wäre demnach ein Standort gegenüber des Linden-Museums an der Holzgartenstraße oder neben der Villa Berg auf den Flächen der ehemaligen Fernsehstudios.
Eine Hybridlösung mit einem Oper-Interim, das später als Konzerthaus genutzt werden kann, wurde von einem externen Gutachter negativ bewertet. Anhand einer Bewertungsmatrix wurden u.a. Akustik, Zuschauerkapazität oder das Raumprogramm bewertet. Nahezu alle Kriterien wurden im Rahmen des Gutachtens als ungenügend eingestuft. Kuhn sagte: "Das Ergebnis wäre ein Konzertsaal mit mittelmäßiger Klangqualität und hohen Kosten. Das können wir uns angesichts der hochkarätigen Konkurrenz in Europa nicht erlauben."
Die Vorschläge der Task Force für das Oper-Interim werden nun in den Gremien bei Stadt und Land sowie mit den Intendanzen des Staatstheaters diskutiert. Die nächste Sitzung des Verwaltungsrates der Württembergischen Staatstheater findet am 5. November statt.
"Wir haben jetzt eine Reihe von Vorschlägen für das Oper-Interim gemacht und stellen diese nun zur Diskussion. Wichtig ist, dass wir nun schnell zu einer Einigung kommen, damit wir auch zügig mit der Entwicklung des Interimsstandorts und der Sanierung der Oper starten können", erklärte der OB abschließend.