Die Aussichten für Berufmusiker in Deutschland haben sich in den vergangenen Jahren deutlich verschlechtert. Immer mehr Musiker finden nach einem Hochschulabschluss keine Festanstellung mehr, betont der Geschäftsführer der Deutschen Orchestervereinigung, Gerald Mertens, in der neusten Ausgabe von "politik und kultur", der Zeitschrift des Deutschen Kulturrates. In der Zeit von 1998 bis 2002 wurden altersbedingt nur noch 844 Stellen frei, in den kommenden drei Spielzeiten von 2004/05 bis 2006/07 werden sogar nur noch 400 Stellen altersbedingt in deutschen Orchestern, Rundfunkchören und Big Bands frei.

In Deutschland gibt es gegenwärtig 136 Kulturorchester mit 10 220 Planstellen. Seit 1992 sind 32 Orchester durch Auflösung, Fusion oder gar Insolvenz abgebaut worden. Viele Musiker verzichteten heute teilweise auf Vergütung, um ihren Betrieb nicht in weiteren Personalabbau zu drängen oder in Zahlungsunfähigkeit rutschen zu lassen. Dort, wo eine privatrechtliche Betriebsform gewählt wurde, ist es in den vergangenen Jahren zu fünf Insolvenzen gekommen.

Zum Stichtag 1. Januar 2005 sind bundesweit sieben Betriebe als Stiftung organisiert. Nur wenige Musiker finden der Erhebung der Orchestervereinigung zufolge bei Auflösung, Verkleinerung oder Insolvenz wieder eine neue Orchesterstelle. Auf eine Stelle beim Sinfonieorchester des WDR kommen bis zu 300 Bewerbungen. Bei den Orchestern gilt in der Regel eine ungeschriebene Altersgrenze für Einstellungen von höchstens 35 Jahren. Auch das so genannte "Muggen"-Geschäft - also Nebentätigkeiten als Aushilfen, in Kirchen und bei Privatveranstaltungen - ist durchweg rückläufig.

Bei den renommierten Spitzenorchestern wird immer noch relativ gut verdient, betont Mertens. Bei den kleinen und mittleren Orchestern jedoch liegt der Monatsbruttolohn im Schnitt zwischen 1100 bis 2900 Euro nach mindestens 16 Jahren im Orchester.

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