Mit dem ersten Konzert des West-Eastern Divan Orchestra setzen die Gesellschaft der Freunde von Bayreuth e.V. und die neue Festspielleitung ein wichtiges Signal. Die Bayreuther Festspiele erlebten durch den Nationalsozialismus zwischen 1933 und 1945 ihren Tiefpunkt, den es immer wieder aufzuarbeiten gilt. Vor diesem Hintergrund ist das Konzertgastspiel an diesem Ort von großer Bedeutung. Auf Anregung von Eva Wagner-Pasquier hat die Gesellschaft der Freunde von Bayreuth e.V. das West-Eastern Divan Orchestra nach Bayreuth eingeladen und es so ermöglicht, dass zum ersten Mal Israelis und Palästinenser an dieser historisch bedeutsamen Stätte gemeinsam auftreten. Mit Daniel Barenboim dirigiert eine der faszinierendsten und bedeutendsten Künstlerpersönlichkeiten unserer Zeit – zugleich jedoch auch ein Mann, der als Friedensbotschafter der UNO für sein politisches Engagement weltweit be- und anerkannt ist. Das ausverkaufte Konzert findet am 19. August um 11.00 Uhr in der Stadthalle Bayreuth statt. Damit liegt es zwischen den Aufführungen der „Meistersinger“ (18. August) und des „Parsifal“ (19. August).

Es ist ein dramaturgisch klug zusammengesetztes Programm, das das West-Eastern Divan Orchestra in Bayreuth präsentiert: Mit „Les Préludes“ von Franz Liszt eröffnet ein Werk von Wagners Schwiegervater die Matinee, gefolgt von Wagners „Vorspiel“ und „Liebestod“ aus „Tristan und Isolde“. Den Abschluss bildet Hector Berlioz’ „Symphonie Fantastique“. Uraufgeführt 1830 in Paris, übte sie mit ihrer Verwendung der idée fixe einen großen Einfluss auf die Musik der Romantik, besonders auf Liszt und Wagner, aus. Das West-Eastern Divan Orchestra widmet sich damit Richard Wagner und seinem musikalischen Umfeld. So begründet sich auch die Wahl der Stadthalle Bayreuth als Veranstaltungsort, da das Festspielhaus allein Aufführungen der Werke Wagners vorbehalten ist.

Von 1981 bis 1999 war Daniel Barenboim Dirigent der Bayreuther Festspiele. Vom ehemaligen Festspielleiter Wolfgang Wagner ans Haus geholt, war er einer der Künstler von Weltrang, die das Klangbild in Bayreuth maßgeblich prägten. Zehn Jahre nach seinem Abschied vom Grünen Hügel kehrt er wieder an seine frühere Wirkungsstätte zurück. Diesmal mit seinem eigenen Orchester, dem 1999 von ihm und dem palästinensischen Literaturwissenschaftler Edward Said gegründeten West-Eastern Divan Orchestra. Ziel des renommierten Klangkörpers ist es, die Annäherung der verfeindeten Volksgruppen im Nahost anzustoßen. Junge Musiker israelischer und arabischer Herkunft schaffen durch die Musik einen Raum der Begegnung, in dem Barrieren abgebaut und Menschen verschiedener Kulturen harmonisch zusammengeführt werden. Ein Gedanke, der auch den internationalen Freundeskreis der Bayreuther Festspiele bestimmt: Die Liebe zur Musik ist das verbindende Element, das Freundschaften über Sprache und Herkunft hinweg begründet.