Mit Christoph Prégardien, Christine Schäfer und Lothar Zagrosek habe die Jury in diesem Jahr Künstlern den Hessischen Kulturpreis zugesprochen, die allesamt Hessen mit der Weltspitze der Musik in Verbindung gebracht hätten, so Hessens Ministerpräsident Roland Koch zur heutigen Bekanntgabe der Preisträger. „Sie sind alle als namhafte Künstler im Bereich der Musik auf der ganzen Welt erfolgreich tätig und wirken an der Diskussion und an der Gestaltung der musikalischen Hochkultur mit“ so Koch.

Christine Schäfer und Christoph Prégardien sind gebürtige Hessen und Lothar Zagrosek ist seit Jahren der Frankfurter Oper und der Jungen Deutschen Philharmonie in Frankfurt, deren Erster Dirigent er ist, in besonderem Maße verbunden. Der Hessische Kulturpreis ist mit insgesamt rund 45.000,- Euro dotiert, die zu gleichen Teilen an die drei Preisträger gehen. Die Verleihung durch Ministerpräsident Roland Koch findet am 31. März im Großen Sendesaal des Hessischen Rundfunks in Frankfurt statt.

Christoph Prégardien wurde 1956 in Limburg geboren, wo er auch seine musikalische Laufbahn als Domsingknabe begann. In Frankfurt, Mailand und Stuttgart studierte er dann Gesang sowie Liedgesang bei Hartmut Höll an der Frankfurter Musikhochschule. Heute ist Christoph Prégardien ein besonders geschätzter Liedsänger, der oft als Gastsolist von bedeutenden Orchestern verpflichtet wird. Er trat mit dem Philharmonia Orchestra London, der Philharmonie de Radio France sowie dem Boston und dem St. Louis Symphony Orchestra ebenso auf wie mit den Berliner und Wiener Philharmonikern, der Dresdener Staatskapelle, dem Gewandhausorchester Leipzig oder dem Concertgebouworkest Amsterdam. Einladungen aus der ganzen Welt führen ihn immer wieder zu Liederabenden nach Paris, London, Brüssel, Berlin oder zu Konzertreisen durch Italien, Japan und Nordamerika.

Begeisterte Zustimmung bei Publikum und Fachpresse ernten seine Aufnahmen des deutschen romantischen Liedes, mit denen er bereits beachtliche internationale Schallplattenpreise erringen konnte. Wie beispielsweise den Orphée d’Or der Académie du Disque Lyrique – Prix Georg Solti, den Preis der Deutschen Schallplattenkritik, den Edison Arward oder den Cannes Classical Award und Diapason d’Or. Auf dem Gebiet der Oper sang Christoph Prégardien Fachrollen wie Tamino (Die Zauberflöte), Almaviva (Der Barbier von Sevilla), Fenton (Falstaff), Monteverdis Ulisse und Don Ottavio (Don Giovanni) an großen europäischen Häusern. Im vergangenen Jahr sang er die Titelrolle in „La Clemenza di Tito“ von W.A. Mozart an der Opéra National de Paris. Von 2000 bis 2005 leitete Christoph Prégardien eine Gesangsklasse an der Hochschule für Musik und Theater in Zürich, seit Herbst 2004 ist er Professor an der Musikhochschule Köln.

Christine Schäfer, aus Frankfurt-Rödelheim, Jahrgang 1965, hat innerhalb von 15 Jahren eine Weltkarriere gemacht und bereits mit so berühmten Dirigenten wie Claudio Abbado, Daniel Barenboim oder Christoph Eschenbach und Sir Simon Rattle zusammengearbeitet. Ihre Schulzeit verbrachte sie am Lyzeum der Ursulinen in Königstein im Taunus. Schon damals interessierte sie sich besonders für moderne Opernkompositionen. Kein Wunder, dass sie 1984 die Schule abbrach, um in Berlin Musik zu studieren. Sie lernte Gesang bei Ingrid Figur und Arleen Augér. Vor allem aber die Liedklassen von Aribert Reimann und Dietrich Fischer-Dieskau bestimmten ihren musikalischen Weg.

Den Durchbruch schaffte sie 1988 mit einem Liederabend beim Festival Berlin, wo sie Aribert Reimanns „Nachtträume“ sang. Danach machte sie sich vor allem als Oratoriensängerin einen Namen. Die zierliche Sängerin arbeitet streng-konzentriert und liebt die Subkultur. Im Erscheinen hat sie wenig Ähnlichkeit mit den traditionellen Opernstars und vertritt eine neue nüchterne Sängergeneration. Furore machte sie mit der Rolle der Lulu in Alban Bergs Wedekind-Oper, die sie 1996 in Glyndebourne und in Salzburg sang. Heute arbeitet sie nicht nur mit den Wiener und Berliner Philharmonikern zusammen, sondern auch beim Ensemble Intercontemporain und den Concentus Musicus. Sie hat in Konzertsälen und Opernhäuser von San Francisco über New York und Salzburg bis Tel Aviv gesungen. Künstlerische Berührungsängste hat sie keine; sie mag Mozart und Madonna, Boulez und Bach, Whitney Houston und Guiseppe Verdi.

Lothar Zagrosek ist seit 1997 Generalmusikdirektor der Württembergischen Staatsoper Stuttgart. Er gilt dort als hochinteressierter, teamfähiger, sich für das Gesamtkonzept mitverantwortlich fühlender Dirigent. Die Stuttgarter Oper hat im letzten Jahrzehnt entscheidend von seiner Neugier, seiner Inspiration, seiner musikalischen wie pädagogischen Integrität profitiert. In einer Zeit, in der Eventkultur und die Kommerzialisierung der Kunst voranschreitet, gehört er zu der beharrlichen Fraktion von Künstlern, die inhaltliche Zielvorstellungen, das „Gesamtkunstwerk Oper“, vor Narzissmus stellen. Als Interpret Neuer Musik wie auch der Klassik, von Werken Wagners, von R. Strauss und vielen anderen gehört er zu den führenden Dirigenten seiner Generation.

Eine erste musikalische Ausbildung erhielt er als Mitglied der Regensburger Domspatzen. In den Jahren 1962 bis 1967 studierte er Dirigieren bei Hans Swarowsky, Istvàn Kertész, Bruno Maderna und Herbert von Karajan. Nach Stationen als Generalmusikdirektor in Solingen und in Krefeld-Mönchengladbach wurde Lothar Zagrosek 1982 Chefdirigent des Österreichischen Radiosinfonieorchesters in Wien. Diesem Engagement folgten drei Jahre als Directeur musicale der Grand Operà Paris sowie als Chief Guest Conductor des BBC Symphony Orchestra in London. Von 1990 bis 1992 wirkte er als Generalmusikdirektor der Oper Leipzig und ist seit 1995 als Erster Dirigent und Künstlerischer Berater der Jungen Deutschen Philharmonie in Frankfurt verbunden. Mit der Saison 1006/2007 übernimmt er die Leitung des Berliner Sinfonieorchesters.

Neben seiner Tätigkeit als Operndirigent, die ihn an viele bedeutende Häuser in ganz Europa führte, dirigierte er auch zahlreiche bedeutende Orchester des In- und Auslandes. Er war Gast bei den Wiener und Berliner Festwochen, den London Proms und den Münchner Opernfestspielen. Regelmäßig ist er auf den Festivals für zeitgenössische Musik in Donaueschingen, Berlin, Brüssel und Paris vertreten. Wiederholt war er bei den Salzburger Festspielen zu Gast, wo er zuletzt im August 2005 zeitgenössische Werke dirigierte. 1997 und 1999 erhielt Lothar Zagrosek die Auszeichnung „Dirigent des Jahres“ für seine Arbeit. 2005 wurde die von ihm geleitete Produktion von Busonis Doktor Faust als „Aufführung des Jahres“ ausgezeichnet. Mehrere seiner Aufnahmen haben bedeutende Preise wie den „Prix Reine Elisabeth“ und den Deutschen Schallplattenpreis gewonnen oder wurden für den „Grammy“ nominiert.

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