In der Hamburger Kulturwirtschaft (ohne Medienwirtschaft) arbeiten rund 20.700 sozialversicherungsabhängige Beschäftigte, die insgesamt einen Jahresumsatz von 4,37 Mrd. Euro erwirtschaften. Dies entspricht 1,7 Prozent des Hamburger Bruttoinlandproduktes und einem Anteil an den Gesamtbeschäftigen von 2,6 Prozent. Zählt man die 9.000 selbständigen Künstler Hamburgs hinzu, arbeiten im kulturwirtschaftlichen Bereich in etwa so viele Menschen wie im Bereich der zivilen Luftfahrt (30.000 Beschäftigte). Jedes 10. Unternehmen in Hamburg (8552) ist auf dem Kultursektor tätig.
Diese Zahlen sind dem 1. Hamburger Kulturwirtschaftsbericht entnommen, den Kultursenatorin Prof. Dr. Karin v. Welck heute vorstellte. Der Bericht wurde unter der Leitung von Prof. Dr. Friedrich Loock vom Team des Instituts für Kultur und Medienmanagement im Auftrag und in Zusammenarbeit mit der Kulturbehörde erarbeitet. Hamburg ist damit das 10. Bundesland, das einen derartigen Bericht vorlegt. Aufgabe des Instituts war es, die wirtschaftliche und gesellschaftliche Bedeutung von künstlerisch-kreativen Leistungen in Hamburg zu untersuchen und zusammenzufassen. Betrachtet wurden die Teilmärkte Musik, darstellende Kunst, bildende Kunst, angewandte Kunst, kulturelles Erbe und Literatur. Darüber hinaus werden vier spartenübergreifende Hamburger Bereiche behandelt: Kinder- und Jugendkultur, Stadtteilkultur, Interkulturelle Projekte und Kulturaustausch sowie Bürgerschaftliches Engagement.
Die Kultursenatorin dankte dem Team von Prof. Loock für die Pionierarbeit und bezeichnete den Bericht als eine „wertvolle Arbeits- und Gesprächsgrundlage, um im Sinne der Künstler, der Kultureinrichtungen, aber vor allem auch der Bürger der Stadt die kulturpolitischen Weichen für die Zukunft richtig stellen zu können“. Prof. Loock sagte: „Der Kulturwirtschaftbericht belegt die allgemein wahrgenommene Aufbruchstimmung in der Stadt mit Zahlen und Fakten und macht deutlich, dass Hamburg nicht nur Medienhauptstadt ist, sondern darüber hinaus auch eine kreative und lebendige Metropole, in der viele Ideen, Projekte und Initiativen gedacht und gelebt werden.“
1. Kultur als Wirtschaftsfaktor
Mit täglich rund 50.000 Besuchern, mehr als die Hälfte davon allein in den von der Kulturbehörde geförderten Kultureinrichtungen, zählt Hamburg zu den führenden Kulturmetropolen Europas. Rund 20 % der jährlich 98,3 Mio. Tagesgäste reisen wegen der Kulturangebote nach Hamburg. Sie geben durchschnittlich 43,50 Euro aus und sorgen damit für ein Nachfragevolumen von ca. 870 Mio. Euro.
2. Hamburg ist eine der führenden Kulturmetropolen Europas
Insgesamt prägen 40 Theater, 60 Museen und 100 Musikclubs die kulturelle Vielfalt der Stadt. Hamburg entwickelt sich gleichfalls zu einem attraktiven Standort für Künstler. So ist die Zahl der selbständigen Künstler kontinuierlich gestiegen. Von 1996 bis heute hat sich die Zahl der Künstler von 5000 auf 9000 fast verdoppelt.
3. Hamburg ist traditionell eine Theater- und Musikmetropole
Die zahlreichen Auszeichnungen und Einladungen zu nationalen sowie internationalen Theatertreffen und Festspielen unterstreichen die hohe Qualität der Hamburger Bühnen. Zudem gelten die Hamburger Bühnen auch im Hinblick auf die Eigenfinanzierungsquote bundesweit als führend. Ebenso spielt die Musik traditionell eine besonders wichtige Rolle im kulturellen Leben der Stadt. Von Brahms über die Beatles bis zu den großen Orchestern ist die Musik für Hamburger und seine Gäste ein wichtiger Anziehungspunkt.
4. Einzigartiges bürgerschaftliches Engagement
Das bundesweit einzigartige bürgerschaftliche Engagement der Hamburger belegt, wie tief verankert die einzelnen Kultureinrichtungen in der Stadt sind. Vielfach sind nur durch private Unterstützung kulturelle Einrichtungen entstanden oder weiter entwickelt worden. Die Identifikation der Hamburger mit ihren kulturellen Einrichtungen ist herausragend. Die Freunde der Kunsthalle sind mit mehr als 14.000 Mitgliedern (Stand 2006) die größte Vereinigung eines Kunstmuseums in Deutschland. Keine andere Stadt zählt mehr Stiftungen. Ein Drittel von ihnen (rd. 30 Prozent) widmen sich der Pflege von Kunst und Kultur. Hamburg gilt mit insgesamt 991 rechtsfähigen Stiftungen, d.h. 56 Stiftungen pro 100.000 Einwohner als „Stiftungshauptstadt“. Zum Vergleich: Frankfurt/M. zählt 48 und Berlin 13 Stiftungen pro 100.000 Einwohner. Als jüngster Beleg hierfür gilt die hohe Bereitschaft der Hamburger sich für kulturelle Projekte wie derzeit der Elbphilharmonie zu engagieren: So sind in den vergangenen neun Monaten 62,8 Mio. Spendenzusagen und Spenden eingegangen.
5. Hamburgs Rolle als Vorreiter für Kinder- und Jugendkultur
Hamburg setzt seinen Ausbau zur Modellregion für Kinder- und Jugendkultur konsequent fort. So laufen derzeit weit über 100 Projekte im Bereich der Kinder- und Jugendkultur in der Kulturbehörde zusammen. Neben Projekten die vorrangig von öffentlichen Stellen initiiert und gefördert werden, gibt es zunehmend Projekte, die auf einer engen Kooperation von öffentlichen und privaten Förderern beruhen. Zahlreiche Kulturinitiativen für Kinder und Jugendliche können ohne öffentliche Zuwendungen umgesetzt werden, da sie eine großzügige Unterstützung von privater Seite erfahren.
6. Zentrum für kulturwirtschaftliche Ausbildung
An den rund 50 öffentlichen und privaten Hochschulen bzw. Akademien werden etwa 60 kultur- und medienorientierte Studiengänge aller Sparten von der darstellenden Kunst über Film bis zum Design angeboten. Sie alle sind gut besucht und die zum Teil sehr namhaften Lehrer bilden auf dem Arbeitsmarkt begehrte Absolventen aus.
7. Hamburg ist eine Hochburg der angewandten Kunst
In den Bereichen Architektur und Design gilt Hamburg sowohl quantitativ auf die Anzahl der Agenturen und Einrichtungen als auch auf die hohe Reputation der Akteure bezogen, als „Hochburg Deutschlands“. Zudem hat sich Hamburg in den vergangenen zehn Jahren bundesweit einen Namen in der Umwidmung von denkmalgeschützter oder denkmalwürdiger Baukultur gemacht.
Empfehlungen zur Profilierung
Hamburg als „eine Kulturmetropole von Rang“, heißt es abschließend in dem Bericht, habe „herausragende Kultureinrichtungen und eine höchst aktive und breit gefächerte Kulturlandschaft“. Auch wenn die Hamburger Kulturwirtschaft „insgesamt eine solide Struktur“ aufweise und die Stadt vielfach von der Kulturwirtschaft profitiere, „können oder sollen nicht alle kulturwirtschaftlichen Angebote und Leistungen eine überregional führende Rolle ausfüllen“. Vorhandene Potenziale, die verstärkt ausgeschöpft werden sollten, sei u.a. der Tagestourismus. So steht Hamburg was die Zahl der Tagestouristen betreffe hinter Berlin bundesweit zwar an zweiter Stelle, dennoch werden hier - mit Verweis auf die überdurchschnittlichen Zuwachsraten im Städtetourismus - weitere Entwicklungsmöglichkeiten gesehen. Zudem empfiehlt der Bericht, dass sich Hamburg bundes- und europaweit als kulturwirtschaftliches Ausbildungs- und Karriere-Zentrum positionieren und profilieren solle. Als Grund nennt der Bericht die unmittelbare Ausbildungsnähe zu den zahlreichen und vielfältigen Karrierechancen in der Kulturwirtschaft der Stadt. Darüber hinaus empfiehlt der Bericht eine noch stärkere überbehördliche Abstimmung und Koordination im Bereich Kulturwirtschaft.
Absätze
Quelle
http://www.sk.hamburg.de