Das Schwetzinger Schloss öffnet im kommenden Jahr zum 58. Mal seine Tore für eine erfolgversprechende Festivalsaison: vom 29. April bis 13. Juni 2009 werden in rund 50 Veranstaltungen zahlreiche international bekannte Künstler, aber auch junge hochbegabte Musiker im Rahmen der Schwetzinger Festspiele zu erleben sein. "Wir wollen lebendiges Forum sein für den Diskurs der Künstler untereinander, aber auch für den Dialog zwischen dem Publikum und den Künstlern." - so der Festivalleiter und SWR-Hörfunkdirektor Bernhard Hermann.
Auch der neue Opernchef der Festspiele Georges Delnon setzt auf die Prinzipien der Schwetzinger Dramaturgie. Im Jahr 2009 wird das Monodram "Proserpina" von Wolfgang Rihm als Uraufführung im Rokokotheater auf die Bühne gebracht.
Den Gegenpol dazu bildet die selten gespielte Händeloper "Ezio". Das Werk Wolfgang Rihms basiert auf dem gleichnamigen Gedicht Johann Wolfgang von Goethes, das vom Schicksal der von Hades geraubten Proserpina handelt. Rihm führt damit sein Musiktheaterschaffen konsequent weiter; schon in früheren Bühnenwerken wie "Die Eroberung von Mexiko", "Ari/Ariadna" und "Penthesilea" setzte sich der Komponist mit archetypisch weiblichen Schicksalen auseinander. Die von Rihm beleuchteten Themen sind bezeichnenderweise nie in sich abgeschlossen, sondern immer Teil eines großen Ganzen, was sich in der wesentlichen Grundhaltung seines Schaffens widerspiegelt - alles fügt sich in einen großen Gesamtkontext und muss in diesem Sinne verstanden werden. Jede Komposition wirkt für sich, aber auch immer auf und durch alle anderen Werke, sucht den Dialog zu Vorherigem und Zukünftigem. Die Inszenierung der Uraufführung übernimmt der Regisseur Hans Neuenfels, Jonathan Stockhammer leitet das Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR und die Damen des Vokalensembles Stuttgart. Einzige Solistin und Akteurin ist die Sängerin Mojca Erdmann.
Ein typisch weibliches Schicksal hat auch die 1732 in London uraufgeführte Oper "Ezio" von Georg Friedrich Händel zum Thema. Eine Frau ist der Dreh- und Angelpunkt dieser Barockoper, in der es um klassische Affekte wie Liebe, Hass, Trauer und Machtsucht geht. Günter Krämer wird in seiner Inszenierung die Geschichte des Kriegshelden Ezio schildern, der Intrigen und Erniedrigungen erleiden muss, bevor er endlich seine Geliebte in die Arme schließen kann. Die Titelpartie bestreitet der Countertenor Yosemeh Adjei. Ihm zur Seite stehen Netta Or, Hilke Andersen, Rosa Bove, Donát Havár und Marcell Bakonyi. Das Kammerorchester Basel begleitet die Sänger unter der Leitung von Attilio Cremonesi.
Der zu den mittlerweile erfolgreichsten Komponisten der Gegenwart zählende Jörg Widmann wird in fünf verschiedenen Veranstaltungen porträtiert: "Im Sog der Klänge" stellt sowohl den Komponisten wie auch Klarinettisten Widmann vor - denn Komponieren und Spielen inspirieren und bedingen sich bei ihm gegenseitig. Im Zentrum dieses Komponistenporträts steht die Aufführung vier seiner fünf Streichquartette, interpretiert vom Artemis Quartett.
Raum für Reflektion und Diskurs schaffen die Schwetzinger Festspiele immer wieder aufs Neue, denn im Zusammentreffen verschiedener Stile und Epochen entsteht oft eine andere Wahrnehmung von Altbekanntem und Neuem. Das spürte auch schon der junge Felix Mendelssohn Bartholdy, als er sich entgegen damaliger Trends mit dem Werk Johann Sebastian Bachs beschäftigte. Bei den Schwetzinger Matineen werden nun beide Komponisten von jungen "Rising Stars" in Beziehung gesetzt - ein musikalisch langer Weg von Köthen bis Leipzig. In Haydn-Kontraste stellen, passend zum Haydn-Jahr, sechs verschiedene, und sehr renommierte Klaviertrio-Formationen dem Vater dieser musikalischen Gattung prominente Werke des 19. und 20. Jahrhunderts gegenüber. Und auch das Emerson String Quartet steigt in den Diskurs der Stile ein, wenn es an drei Abenden der Wiener Klassik die Klassische Moderne zur Seite stellt. In drei "Grenzgänge"-Konzerten begeben sich Musiker unterschiedlicher Ensembles auf die spannende Gratwanderung zwischen Jazz, Weltmusik und Klassik.
Alljährlich wird Schwetzingen ein Mekka der Vokalmusik. Die vielfältigen Gattungen dieses Genres sind im Rahmen von "SchwetzingenVokal" zu hören, wobei Namen wie The Hilliard Ensemble, Christian Gerhaher oder Matthias Goerne für sich sprechen.
In der Reihe "Orchestermusik der Jahrhunderte" musizieren renommierte Kammerensembles wie das Stuttgarter Kammerorchester unter Michael Hofstetter und die Kammerakademie Potsdam unter Andrea Marcon neben den besten Kammerorchestern aus Finnland und Dänemark.
Zwei junge "Geigen-Wunder" stellen sich 2009 dem Schwetzinger Publikum vor: Baiba Skride und Leila Josefowicz repräsentieren angesichts der Fülle an fulminant begabtem Geigennachwuchs gewissermaßen die Spitze eines Eisbergs. Beiden Musikerinnen ist der Sprung vom Wunderkind in die erste Liga eindrucksvoll gelungen.
In "Klavierissimo" geben sich in der kommenden Saison Größen wie András Schiff, Grigory Sokolov, Radu Lupu, Elisabeth Leonskaja oder Arcadi Volodos die Tasten in die Hand. Sieben Konzerte lassen die Herzen aller Klaviermusikliebhaber höher schlagen.
Und auch 2009 wird in der 20. "Woche der Begegnung junger Musiker" wieder der interkulturelle Austausch gepflegt: Österreichische und deutsche Stipendiaten werden ein anspruchsvolles und breitgefächertes Programm erarbeiten und dieses in der "Langen Nacht im Rokokotheater" dem Schwetzinger Publikum präsentieren.
Den krönenden Abschluss, die "Cena Ultima", gestalten musikalisch die King’s Singers. Der alteingesessene englische Vokalhochadel erlaubt sich gerne so manchen Crossover, und so sind neben Madrigalen der Renaissance und Liedgut der Romantik auch der eine oder andere Hit aus der Popmusik zu hören.
Sämtliche Konzerte der Schwetzinger Festspiele werden von SWR2 aufgezeichnet. Vom 19. bis 27. Mai 2009 wird SWR2 live aus Schwetzingen senden. Außerdem wird SWR2 zusätzlich acht Radiosendungen zum Thema Schwetzinger Festspiele vor Ort mit Publikum produzieren.
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