Der spanische Musikwissenschaftler und Gambist Jordi Savall erhält den mit 10.000 Euro dotierten Händel-Preis 2009. Das Kuratorium der Stadt Halle unter Vorsitz von Oberbürgermeisterin Dagmar Szabados würdigt damit seine herausragenden Verdienste um die Pflege von Händels Musik. Der Händel-Preis der Stadt Halle wird seit 1993 für besondere künstlerische, wissenschaftliche oder kulturpolitische Leistungen, die im Zusammenhang mit der internationalen Händel-Pflege in Halle stehen, an Einzelpersönlichkeiten oder Ensembles, vergeben.
„Mit Jordi Savalls außergewöhnlichen Händel-Aufführungen leistet er seit vielen Jahren einen großartigen Beitrag zur internationalen Vermittlung der Musik von Halles großem Sohn“, begründet Dagmar Szabados die Kuratoriums-Entscheidung. „Jordi Savalls einzigartige, teilweise ungewöhnliche Interpretationen geben den Werken von Händel eine besondere ‚Farbe’. Sie ermöglichen dem Publikum ganz neue Sichtweisen auf Händels Musik“, ergänzt Dr. Philipp Adlung, Direktor der Stiftung Händel- Haus. Der Händel-Ehrenpreis in Form einer aus Gold und Emaille gefertigten Anstecknadel zeigt Noten aus Händels Messias und wird während der Händel-Festspiele feierlich überreicht. „Wir freuen uns, dass Jordi Savall im Händel-Festjahr 2009 erneut mit seinem Orchester ‚Le Concert des Nation’ das Festspiel-Programm bereichert“, sagt Hanna John, Leiterin der Händel-Festspiele in Halle. Unter seiner Leitung lässt „Le Concert des Nations“ am 7. Juni 2009 um 19:30 Uhr Musik von Purcell, Bach und Händel im Dom zu Halle erklingen.
Jordi Savall, geboren am 1. August 1941 in Igualada, Katalonien, hat sich durch Auftritte in der gesamten Welt sowie durch umfangreiche Tonaufnahmen den Ruf eines bedeutenden Interpreten und Musikwissenschaftlers für alte Musik erworben. Er überrascht mit außergewöhnlichen Programmen und eigenwilliger, interessanter Besetzung. Savall studierte am „Conservatori Superior de Música de Barcelona”. Er war Schüler von Wieland Kuijken in Belgien und seit 1968 von August Wenzinger in Basel. Seine Interessen für alte Musik führten ihn zu Wenzingers Schola Cantorum Basiliensis, deren Leitung er 1974 übernahm. Im selben Jahr gründete er das Ensemble „Hespèrion XX“ (jetzt: „Hespèrion XXI“), das sich speziell dem Repertoire der alten Musik der iberischen Halbinsel verpflichtete. 1987 gründete er die „Capella Reial de Catalunya“, die sich auf die Interpretation mittelalterlicher geistlicher Musik spezialisiert hat. Savall wurde einem größeren Publikum bekannt durch die Musik zu dem mehrfach ausgezeichneten französischen Film „Die siebente Saite“ aus dem Jahr 1991. Neben zahlreichen musikalischen Auszeichnungen (u. a. Offizier des Ordre des Arts et Lettres, 1988, Médaille d’Or des Beaux Arts, 1998, Victoire de la musique für seine Laufbahn, 2002) wurde Jordi Savall 2008 zum Kulturbotschafter des Europäischen Jahres des Interkulturellen Dialogs ernannt und nahm an dem „good will“-Botschafterprogramm der UNESCO teil. Jordi Savall ist seit 1968 mit der Sopranistin Montserrat Figueras verheiratet. Ihre Tochter Arianna Savall sowie ihr Sohn Ferran Savall sind ebenfalls musikalisch tätig.
Sein erstes Händel-Festspielkonzert in Händels Geburtstadt Halle (Saale) gab Jordi Savall mit seinem Orchester „Le Concert des Nations“ im Jahr 2000 zur Thematik „Die französische Suite in Europa“. Die Zuhörer würdigten die Darbietung mit euphorischem Beifall. Besonders faszinierte die Wiedergabe von Händels Feuerwerksmusik. Nach diesem Erfolg folgte während der 50. Jubiläums-Händel-Festspiele 2001 ein Konzert mit seinem Ensemble „Hespèrion XX“, in dem Gambenmusik mit Gitarre und Laute des Frühbarock musiziert wurde. Ein weiteres Konzert folgte 2003, in dem er, wie bereits in den Vorjahren, die Programmanregungen der Festspiele berücksichtigte und zum jeweiligen Thema die Konzerte ausrichtete. Im Händel-Festjahr 2009 anlässlich des 250. Todestages von Georg Friedrich Händel ist Jordi Savall während der Händel-Festspiele erneut zu Gast in Halle.
Die bisherigen Händel-Preis-Träger sind Nicholas McGegan (1993), Axel Köhler (1994), Winton Dean (1995), Howard Arman (1996), Emma Kirkby (1997), Helmut Gleim (1998), Trevor Pinnock (1999), Prof. Dr. Donald James Burrows (2000), Sir John Eliot Gardiner (2001), Jean-Claude Malgoire (2002), Marc Minkowski (2003), Wolfgang Katschner (2004), Stanley Sadie (2005), Klaus Froboese (2006), Paul Goodwin (2007) und Christopher Hogwood (2008).
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Quelle
http://www.haendelhaus.de