Die Stiftung Händel-Haus hat kürzlich ein Portrait erworben, bei dem es sich mit höchster Wahrscheinlichkeit um Georg Friedrich Händel handelt. Ein direkter Vergleich mit anderen, als authentisch gesicherten Händel-Portraits zeigt die große Ähnlichkeit. Der Befund wird zudem durch eine erste Einschätzung verschiedener Experten bestätigt, unter ihnen der ehemalige Händel-Haus-Direktor Dr. Edwin Werner, der international als Experte für Händel-Ikonographie gilt. Die Stiftung Händel-Haus hat das Gemälde im November 2014 beim Londoner Auktionshaus Sotheby’s für 6.500 britische Pfund ersteigert.

„Nach ersten werk- und stilkritischen Untersuchungen sowie Vergleichen mit anderen Händel-Gemälden gehen wir davon aus, dass es sich bei dem Portrait um Georg Friedrich Händel handelt“, so Clemens Birnbaum, Direktor der Stiftung Händel-Haus. Der mit bloßem Auge nicht sichtbaren Signatur zufolge könnte das Gemälde aus dem Jahr 1734 stammen. Eine erste Einschätzung durch Kunsthistoriker bestätigt eine Datierung ins 18. Jahrhundert. Für die Datierung 1734 spricht auch das Aussehen des portraitierten Händels, der damals knapp 50 Jahre alt war. Weiterhin deutet eine ebenso mit bloßem Auge nicht zu erkennende Signatur auf den Maler „Klein“ hin. „Wir gehen nach den jetzigen Erkenntnissen davon aus, dass Händel nicht für das Portrait gesessen hat, sondern dass es nach einem bislang unbekannten Original angefertigt wurde“, so Clemens Birnbaum. „Hierauf deutet auch hin, dass der Maler nicht viel Wert auf Details im Hintergrund legte und seinen Schwerunkt auf das Portrait des Gesichts setzte. Es scheint sich um eine Gelegenheitsarbeit zu handeln, ohne dass uns der Zweck bekannt ist.“ Beispiele für diese Praxis im 18. Jahrhundert gibt es mehrfach – auch in der Ikonographie Händels. Diese wurde am heutigen Mittwoch im Händel-Haus in einer Präsentation für die Medien ausführlich dargestellt.

Das Gemälde soll nun weiter durch Kunsthistoriker und Restauratoren untersucht werden. Dafür möchte die Stiftung Händel-Haus auch auf die Expertise anderer Kunstmuseen zurückgreifen, mit denen man eng zusammenarbeitet. Auch gilt es die Spur „C. Klein“ weiter zu verfolgen. Eine erste Erforschung zur Herkunft des Gemäldes durch die Kustodin der Stiftung Händel-Haus, Christiane Barth, ergab, dass sich das Gemälde bisher in Privatbesitz befand. Die Provenienz lässt sich bis ins 19. Jahrhundert zurückverfolgen. „Wir wissen, dass das Portrait um 1888 in Magdeburg in einem Trödelladen gekauft wurde.“ Dies belegen Briefe des Vorbesitzers, die die Stiftung im Nachgang der Auktion ausfindig machen konnte und die in der Sonderschau ebenso zu sehen sind. „Die Provenienz zwischen dem Entstehungszeitpunkt im 18. Jahrhundert bis Ende des 19. Jahrhunderts ist allerdings ungeklärt und nach derzeitigem Stand kaum zu rekonstruieren“, führt Christiane Barth aus.

Die Stiftung Händel-Haus besitzt über 95 Darstellungen Georg Friedrich Händels sowie zahlreiche Büsten und Münzen. Unter den Exponaten sind nicht nur Bilder aus Händels Lebzeiten, sondern auch Werke des 19. und 20. Jahrhunderts vertreten, da die Stiftung auch die Rezeptionsgeschichte des Barockkomponisten erforscht. Bevor das neue Gemälde weiter untersucht wird, ist es neben einer Büste Händels aus der Werkstatt von John Cheere und einem Portrait von Queen Anne exklusiv bis zum 6. April in der „Schatzkammer“ des Händel-Hauses zu sehen.