Mit einem Gutachten zur Nutzung des Paketpostamts an der Ehmannstraße in Stuttgart als vollständigen Interimsstandort für die Württembergischen Staatstheater und dessen erforderlicher baulicher Ausstattung liegen erstmals auch belastbare Zahlen für die Baukosten einer Interimsspielstätte vor. Die Ergebnisse dieses Gutachtens werden Thema der Verwaltungsratssitzung am Freitag kommender Woche sein. Finanzministerium und Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst wollen die gemeinsame Diskussion in dem Gremium führen. Man müsse nun ernsthaft und besonnen über das weitere Vorgehen sprechen.
Wissenschaftsministerin Theresia Bauer: "Auch wenn uns diese Kostendimension für das Interim noch einmal zum Nachdenken zwingt – die Sanierung der Württembergischen Staatstheater duldet keinen Aufschub. Es ist wichtig, dass wir an den bisherigen Planungen für das Gesamtprojekt festhalten. Das schulden wir den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, den Künstlerinnen und Künstlern und dem begeisterten Publikum."
Splett: "Das Gutachten liefert uns eine wesentliche Grundlage für das weitere Vorgehen. Es zeigt auf, mit welchem Kostenrahmen wir für die Anforderungen des Staatstheaters rechnen müssen. Arbeitsplätze, Sitzplätze, Bühne, Orchestergraben - all das wird an jedem möglichen Standort einer Interimsspielstätte gebraucht.“
Bauer und Splett räumen ein, dass es sich bei den errechneten Kosten für das Interim um eine sehr große Zahl handelt. Gleichwohl sei es unerlässlich, sich die Dimension des Projekts bewusst zu machen. An den Fakten kämen auch mögliche andere Standorte nicht vorbei:
- Es geht um den Umzug eines international renommierten Kunstbetriebs und die Erhaltung der künstlerischen Qualität während einer Sanierungszeit von mehreren Jahren.
- Dieser Kunstbetrieb hat ein Jahresbudget in Höhe von rund 110 Millionen Euro. 1400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind für die Württembergischen Staatstheater tätig, mindestens 1000 von ihnen werden einen Arbeitsplatz in der Interimsspielstätte brauchen.
- Der erforderliche Flächenbedarf liegt bei rund 40.000 Quadratmetern
"Es ist mir bewusst, dass derartige Summen eine sinnvolle Nachnutzung nahelegen. Unter diesem Aspekt könnte die Ehmannstraße allerdings ein geeigneter und attraktiver Standort für eine Interimsspielstätte sein“, sagt Bauer.
Splett sprach von den Besonderheiten eines Opernhauses: "Die Anforderungen des Staatstheaters an einen solch komplexen Interimsbau sind hoch. Wenn wir auch in einem Interim zumindest annähernd die Ausstattung haben wollen, die es im Opernhaus gibt, müssen wir uns auf entsprechende Kosten einstellen. Das Paketpostamt bringt schon wesentliche Faktoren mit, die übrigen Anforderungen könnten wir dort erfüllen.“
Bauer und Splett weisen zudem darauf hin, dass zeitliche Verschiebungen ebenfalls Kostentreiber sind, da Baukosten derzeit von Jahr zu Jahr steigen. In der kommenden Verwaltungsratssitzung am Freitag, 18. Mai, solle es deshalb darum gehen, das weitere Vorgehen möglichst unter der Maßgabe festzulegen, längere zeitliche Verzögerungen zu vermeiden.