Dem allgegenwärtigen Mozartjubel in diesem Jahr folgt auch der Güldene Herbst 2006, das Festival Alter Musik in Thüringen. So sucht der diesjährige Güldene Herbst vor allem den Weg zum Werk des großen Amadeus. In Mozarts Werk vereinen sich italienische, französische und böhmische Elemente. Wie einmalig Mozarts Werk ist, wie sehr aber auch von seiner Zeit geprägt, dies erfährt man nur durch einen Vergleich mit den Wurzeln und den Kompositionen der Zeitgenossen. Dieser Spurensuche folgend hebt nun der Güldene Herbst musikalische Schätze aus Thüringer Musikarchiven. Das Heben dieser Schätze ist ein Kernanliegen des Festivals, um auf die reiche und einmalige musikalische Traditionin Thüringen aufmerksam zu machen.

Ganz in diesem Sinne steht das Eröffnungskonzert des Güldenen Herbstes am 30. September um 17 Uhr im Schloss Elisabethenburg in Meiningen. Die Lautten-Compagney unter der Leitung des Händel-Preisträgers Wolfgang Katschner präsentiert das David-Oratorium von Francesco Conti aus dem Jahr 1724, welches in einem Forschungsprojekt gemeinsam mit dem Institut für Musikwissenschaft Weimar-Jena unter der Leitung von Prof. Dr. Helen Geyer aus der Anton-Ulrich-Notensammlung Meiningen ausgegraben wurde. Solche Ausgrabungen, teilweise Unikate, werden auch in weiteren Konzerten erklingen. So sind in Sondershausen aus den Beständen der Schwarzburger Hofkapelle italienische Kantatenkostbarkeiten zu hören, während in Meiningen in einem zweiten Konzert der international bekannte Bassist Klaus Mertens seltene und anrührende Kantaten von Antonio Caldara zur Aufführung bringt.

Aber „Wege zu Mozart“ bedeutet auch, die kammermusikalischen Bearbeitungen mozartischer Werke von Johann Nepomuk Hummel in Weimar vorzustellen. Bearbeitungen waren im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert eine von den Urhebern der Werke selbst gepflegte Form der Verbreitung neuer Kompositionen im kleineren und geselligen Kreis. Das Erscheinen einer neuen Sinfonie bekannter Komponisten war ein gesellschaftliches Ereignis. Der Mozart-Schüler Johann Nepomuk Hummel verbindet in seinen Transkriptionen in bewundernswerter Weise eigenes pianistisches Können mit dem Respekt vor der Werksubstanz Mozarts. Rolf-Dieter Arens, Jürgen Karwath, Wilbert Hazelzet, und Thomas Fritzsch spielen zu diesem Konzert am 6. Oktober um 19.30 Uhr im Festsaal des Schlosses in Weimar auf.

Doch auch Mozarts Musik selbst wird natürlich die Konzertbesucher erfreuen. Das Flair der Mozartzeit fängt das Concilium musicum Wien in Erfurt am 4. Oktober ein. Die Camerata Köln setzt im Konzert in Weimar Mozarts geniale Musik zu seiner musikalischen Umwelt in Beziehung. Den stimmungsvollen Abschluss des Güldenen Herbstes bildet am 15. Oktober das Streichquintett I Febiarmonici mit einer unterhaltsamen Salzburger Nachtmusik der Zeit Mozarts.

Der Güldene Herbst bietet den Besuchern mit 11 Konzerten in 5 Thüringer Städten, Festgottesdienst und Familienkonzert musikalische Schätze an Ungewohntem und Einmaligem, die das reiche Erbe Thüringens birgt, das stets an der großen Kultur Europas partizipierte.

Ein besonderer Tipp für Liebhaber von Biografien, vor allem von Biografien bekannter Frauengestalten, sind die Lesungen mit Lea Singer in Weimar und Meiningen. Die Münchner Schriftstellerin und Sängerin liest aus ihrem in diesem Jahr erschienen Roman über das Leben von Constanze Mozart. Der Titel des Buches ist “Das Nackte Leben“. Lea Singer erzählt hier völlig Unbekanntes und noch nie Gehörtes. Gleichwohl aber handelt es sich um ernsthaft erforschte und gut dokumentierte Quellen zum Lebensbild des Ehepaares Mozart.

Ermöglicht wurde der Güldene Herbst 2006 durch die Förderung der Konferenz Mitteldeutsche Barockmusik und das Thüringer Kultusministerium. Ganz besonders hervorzuheben ist das Engagement einzelner Thüringer Kommunen, allen voran Meiningen, Erfurt und Sondershausen sowie des Landkreises Schmalkalden-Meiningen. Seit Jahren hat die großzügige Unterstützung der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen einen nicht geringen Anteil am Zustandekommen des Festivals. Die Verlässlichkeit dieses Partners gibt den Veranstaltern bei den äußert knappen Mitteln immer wieder den Mut, auf dem angefangenen Weg fortzufahren.

Zum ersten Mal kommt es zu einer Kooperation mit den Creuzburger Michael-Praetorius-Tagen. Es ist ein erster Versuch die Aktivitäten der Alten Musik in Thüringen zu vernetzen.

Das Gesamtprogramm finden Sie unter
www.amt-ev.de und www.meiningen.de

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