Am 22. März 2007 verleiht das Goethe-Institut in Weimar zum 53. Mal die Goethe-Medaille. Damit ehrt es herausragende Persönlichkeiten für ihr besonderes Engagement im internationalen Kulturdialog. Die Präsidentin des Goethe-Instituts Jutta Limbach übergibt den offiziellen Orden der Bundesrepublik Deutschland in diesem Jahr an den israelischen Pianisten und Dirigenten Daniel Barenboim, den ungarischen Schriftsteller und Übersetzer Dezső Tandori und den koreanischen Theaterdirektor, Regisseur und Liedermacher Min’Gi Kim.

Mit der Goethe-Medaille würdigt das Goethe-Institut das Engagement Daniel Barenboims für den grenzüberschreitenden Austausch insbesondere junger Musiker: Das West-Östliche Diwan-Orchester, das der Pianist und Dirigent gemeinsam mit dem palästinensischen Literaturwissenschaftler Edward Said gründete und das 1999 erstmals in Weimar zusammenkam, bringt junge Musiker aus Israel, den Palästinensischen Autonomiegebieten, dem Libanon, Ägypten, Syrien, Jordanien und Europa zu gemeinsamen Workshops und Konzerttourneen zusammen. Die musikalische Ausbildung von Kindern, ungeachtet ihrer sozialen und ethnischen Herkunft, fördert Barenboim in zwei Musikkindergärten, die er in Berlin und Ramallah ins Leben rief. Darüber hinaus unterstützt er zahlreiche Projekte zur Musikausbildung in den Palästinensischen Autonomiegebieten. Barenboims Werk steht damit beispielhaft für die verbindende Kraft, die gemeinsames Musizieren entwickeln kann.

Der Schriftsteller und Übersetzer Dezső Tandori, eine der schillerndsten und experimentierfreudigsten Persönlichkeiten der ungarischen Literatur, wird für seinen herausragenden Beitrag zum literarischen Austausch zwischen Deutschland und Ungarn geehrt. Seine Übersetzungen aus dem Deutschen, die sich durch besonderes sprachliches Gespür auszeichnen und die er immer wieder um glänzende Einführungen in das übersetzte Werk ergänzt, umfassen viele Tausend Seiten. Tandori übertrug zentrale Werke der deutschsprachigen Literatur und Philosophie, unter anderem von Johann Wolfgang von Goethe, Wolfram von Eschenbach, Robert Musil, Thomas Bernhard, Friedrich und August Wilhelm Schlegel, Arthur Schopenhauer, Walter Benjamin und Theodor W. Adorno ins Ungarische.

Der Theaterdirektor, Regisseur und Liedermacher Min’Gi Kim, während der koreanischen Militärdiktatur verfolgt und verhaftet, wird für sein gesellschaftliches Engagement und seine künstlerische Arbeit mit der Goethe-Medaille ausgezeichnet. Vermittelt durch das Goethe-Institut Seoul entstand eine langjährige fruchtbare Zusammenarbeit zwischen Min’Gi Kim und Volker Ludwig sowie dem GRIPS Theater Berlin. Kims koreanische Adaption des deutschen Rockmusicals Linie 1 wurde zum meistgespielten Theaterstück in Korea. So begeistert es seit mehr als zehn Jahren ein junges Publikum in Seoul ebenso wie auf Tournee durch China, Japan oder Deutschland für engagiertes, sozialkritisches und unterhaltsames Theater. Durch seine Bedeutung für den koreanischen Widerstand hat Kim entscheidend zur kulturpolitischen Annäherung Koreas an Deutschland beigetragen. Die Auszeichnung mit der Goethe-Medaille ehrt seine besonderen Verdienste um die internationalen Kulturbeziehungen zwischen beiden Ländern.

Die Festrede hält der Schriftsteller und Drehbuchautor Thomas Brussig („Helden wie wir“, „Am kürzeren Ende der Sonnenallee“). Laudatoren sind die Politikerin, Publizistin und ehemalige Kuratorin des Hauptstadtkulturfonds Adrienne Goehler (Daniel Barenboim), der Schriftsteller, Essayist und ehemalige Präsident der Akademie der Künste in Berlin György Konrád (Dezső Tandori) und der Autor, Leiter des GRIPS Theaters Berlin und Vizepräsident des Internationalen Theater-Instituts Volker Ludwig (Min’Gi Kim).

Die Goethe-Medaille wurde 1954 vom Vorstand des Goethe-Instituts gestiftet und ist seit 1975 von der Bundesrepublik Deutschland als offizieller Orden anerkannt. Seit 1992 wird sie jährlich am 22. März, dem Todestag Goethes, in Weimar an Persönlichkeiten aus dem Ausland verliehen, die sich um die Vermittlung der deutschen Sprache und den internationalen Kulturaustausch hervorragende Verdienste erworben haben. Seit der ersten Verleihung 1955 sind insgesamt 314 Persönlichkeiten aus 58 Ländern geehrt worden. Unter den Preisträgern waren Pierre Bourdieu, Pierre Boulez, Sir Ernst Gombrich, György Ligeti, Sir Karl Raimund Popper, Billy Wilder und Imre Kertész.

Absätze