In einem offenen Brief vom 15. Februar 2018 nehmen Ulrich Khuon, Präsident des Deutschen Bühnenvereins, und Marc Grandmontagne, Geschäftsführender Direktor des Deutschen Bühnenvereins, Stellung zu den Forderungen des nachtkritik.de-Redakteurs Dirk Pilz an den Bühnenverein, sich Machtmissbrauchsproblemen in Theater- und Orchester anzunehmen:

Der Deutsche Bühnenverein als Interessen- und Arbeitgeberverband der Theater und Orchester nimmt seine Verantwortung angesichts der #MeToo-Debatte sehr ernst. Gerade deshalb glauben wir, dass diese Diskussion in aller Ausführlichkeit mit den Mitgliedstheatern und -orchestern und innerhalb dieser geführt werden muss und öffentliche Schnellschüsse durch Präsidium oder Geschäftsführung des Bühnenvereins weder zielführend noch nachhaltig wirksam wären. Partizipation und Diskussion sind unabdingbar für demokratische Strukturen in Verbänden, aber auch in unserer Gesellschaft. Die Stärkung demokratischer Verantwortung und Prozesse haben wir bereits auf unserer Jahreshauptversammlung 2017 als Schwerpunkt-Thema für die nächsten Jahre gesetzt. Weitere Schwerpunkte sind die Themen Geschlechtergerechtigkeit und die Stärkung von Frauen in Führungspositionen.

Der Bühnenverein arbeitet am Runden Tisch "Frauen in Kultur und Medien“ bei der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien mit und ist in Gesprächen mit dem Bund wegen einer Beteiligung an einer übergeordneten Anlaufstelle für Missbrauchsopfer. Wir unterstützen, dass nun gemeinsam und branchenübergreifend an einer Anlaufstelle für Betroffene gearbeitet wird. Als Mitglied des Deutschen Kulturrates trägt der Bühnenverein natürlich auch das Projektbüro des Kulturrats und das Mentoringprogramm für Frauen mit. Die Debatte in der Mitgliedschaft des Bühnenvereins läuft bereits seit Monaten auf unterschiedlichen Ebenen und in allen Gremien. Der Bühnenverein und seine Mitgliedstheater und -orchester sammeln Informationen, klären auf und diskutieren - auch in der Öffentlichkeit -, wollen eine offene und angstfreie Umgebung befördern und Strukturen ändern, wo es nötig ist. Eine entsprechende Arbeitsgruppe von Mitgliedern wurde im Januar 2018 ins Leben gerufen; in dieser geht es unter anderem um die Ausarbeitung von Verhaltensrichtlinien in Anlehnung an die Selbstverpflichtungserklärung des Royal Court Theatre vom 6. November 2017 (Code of Behaviour. Preventing sexual harassment and abuse of power), aber auch um grundlegende Fragen der Umsetzung von Geschlechtergerechtigkeit und Gleichstellung an Theatern und Orchestern. Diese Arbeitsgruppe wird in den nächsten Wochen Ergebnisse erarbeiten und Empfehlungen entwickeln.

Solch komplexe Themen sind nicht per Twitter in 280 Zeichen zu behandeln und sollten nicht mit anderen Themen vermischt werden. Hier geht es um qualifiziertes und nachhaltiges Arbeiten, hier geht es um Transparenz, um den Willen zur Aufklärung und zur langfristigen Veränderung, hier geht es um Kooperation auf allen Ebenen und mit vielen Institutionen. Damit sich nicht nur Strukturen ändern, sondern auch die Kultur, in der wir alle miteinander arbeiten.