Rund 700 Teilnehmer wurden von März bis April via Internet, soziale Netzwerke und Musikfachgeschäft zu ihrem Einkaufsverhalten befragt. Ziel der Umfrage des GDM war es, mehr über die jeweiligen Gründe zu erfahren, warum der Kunde die Ware im Internet in einem Onlineshop oder im stationären Fachhandel erwirbt. Waren die Meinungen im Vorfeld klar („Für den Kunden zählt nur der Preis und da kann der Fachhandel nicht mit dem Internet mithalten“...), so gab es doch einige überraschte Gesichter, als Klaus-Dieter Gehner (Musikhaus Niemeyer und GDM-Vizepräsdient) Hans-Jörg André (Musikhaus André) und Birgit Böcher (stellv. Geschäftsführerin GDM) im Rahmen des Branchentreffs des Verbandes am 14. Mai 2012 in Frankfurt die Ergebnisse im Detail präsentierten.

Fast die Hälfte aller Befragten waren zwischen 30 und 49 Jahren alt und nahezu zwei Drittel stuften sich als (semi-)professionelle Musiker, bzw. Laienmusiker und Wiedereinsteiger ein.

Auf die Frage, wo man in den letzten drei Jahren ein Produkt aus dem Musikbereich erworben hat, zeigte sich, dass viele parallel im stationären Fachhandel wie auch im Onlineshop eingekauft haben, wobei das Ladengeschäft deutlich vor dem Internet liegt. Auch bei denjenigen, die nur eine Quelle genutzt haben, lag das stationäre
Geschäft mit 69 % weit vor dem Onlineshop mit 28%. Der Fachhandel hat mit 80% eine sehr hohe Bindungsrate, wobei die Hälfte der Online-Shopper auch woanders einkauft. Nur 4%, bzw. 5% der Befragten griffen bei Discountern zu Musikprodukten – das beweist, wie wichtig Qualität für die Kunden ist.

Die Gründe für den Kauf im Onlineshop waren die große Auswahl, die 24stündige Bereitschaft und der gezielte Einkauf eines bestimmten Produktes, für das man keine Beratung benötigt. Erst an vierter Stelle wurde der Preis genannt. Allerdings fühlten sich auch 8 % im Musikfachgeschäft schlecht beraten und wichen daher ins Internet aus. Erfreulich war dagegen, dass die Theorie der „weißen Flecken“ abgeschwächt wurde: Nur 5 % gaben an, kein Musikgeschäft in ihrer Nähe zu kennen.

Natürlich wurde auch nach den Gründen für den Kauf im Fachgeschäft gefragt. Hier bewerteten fast 85 % der Befragten die Möglichkeit zum Ausprobieren und Vorführen lassen als wichtigstes Argument für den Kauf im Geschäft.

Ebenfalls wichtig: Der Kundenservice nach dem Kauf und die sofortige Mitnahme der Ware. Bei dieser Frage überraschte die hohe Anzahl derjenigen, die Ihrem Fachgeschäft vertrauen und es unterstützen möchten (58 % bzw. 70 %).

Ein wichtiger Punkt war auch die Frage nach der Informationsquelle. Hier wurde deutlich, dass jeweils rund 60 % aller Befragten sowohl im Internet als auch im Musikgeschäft recherchieren. Darin sah Hans-Jörg André die Chance, aber auch das Muss für den Fachhandel, auch im Internet mit dem eigenen Angebot präsent zu sein um die Kunden zu informieren.

Das wichtigste Ergebnis für den Fachhandel brachte die letzte Frage nach der ausschlaggebenden Argument für die Wahl der Einkaufsquelle. Hier lag die persönliche Beratung bei allen Befragten an erster Stelle, gefolgt von dem After-Sales-Service sowie der schnellen Verfügbarkeit. Der Preis dagegen landete beinahe „abgeschlagen“ auf Platz 4. In seiner Interpretation der Ergebnisse stellte Hans-Jörg André klar, dass die beiden ersten Punkte so nur vom Fachgeschäft erfüllt werden könnten. Dieser müsse sich auf seine soziale und fachliche Kompetenz und das Serviceangebot konzentrieren und diese Leistungen mehr und deutlicher herausstellen. Da für Kunden die emotionale Bindung enorm wichtig ist, müsse der Fachhandel hier mehr Angebote für den Kunden schaffen. Klar wurde durch die Umfrage vor allem, dass der Fachhandel nicht chancenlos dem Verkauf seiner Produkte über das Internet gegenüber steht, sondern gerade auf die emotionale Bindung der Kunden zum Fachhandel bauen kann. Aber er muss auch dafür etwas tun – dies zeigte sich besonders in der nachfolgenden Diskussion. Unter der Leitung von Wolfgang Lücke (Director Musikmesse Frankfurt) tauschten sich die Teilnehmer des Branchentreffs mit „Profis“ zum Ergebnis der Umfrage aus. Es diskutierten Saxophonist Peter Klohmann, der Gitarrist und Musiklehrer Thomas Langer sowie Dr. Georg Köhler, Leiter der Dietzenbacher Gesamtschule und nach eigenen Angaben Amateurmusiker.

Die Musiker sprachen vom Fachhandel als „Kathedrale“, die häufig die Nähe zum Kunden verhindere. Gerade das emotional stark besetzte Produkt müsse angefasst, gespielt und ausprobiert werden. Der Fachhandel müsse den Kunden – egal ob jung oder alt, seriös oder flippig – mit offenen Armen empfangen und vor allem auffangen und beraten. Allerdings greife man auch bei bestimmten Waren wie Zubehörartikeln der Bequemlichkeit halber auch zur Bestellung im Onlineshop. Hier gilt es, neue Möglichkeiten der Bestellungen und Liefermöglichkeiten zu entwickeln, damit der stationäre Handel auch hier konkurrenzfähig bleibt. Möglich könnte dies beispielsweise durch sogenannte Location-based-Services und Smartphone-Applikationen
werden, die einfach mit dem Angebot des Händlers verknüpft werden können.

Auf dem mittlerweile 3. Branchentreff des Musikfachhandels trafen sich rund 75 Teilnehmer aus den Bereichen Musikhandel, Herstellung und Vertrieb. Neben den Themen der GDM-Fachverbände, wie die Ausbildung zum Musikfachhändler, dem Versicherungstool „Protect Your Instrument“, den exklusiven GDM-Produkten und dem Betriebsvergleich gab es auch die Vorstellung des Digitalen Notenvertriebs über einen neuen Internetstandard, der zur Zeit in einem EU-geförderten Projekt entwickelt wird.

Preise wurden im Rahmen des Branchentreffs auch verliehen: Frank Steinbrecher, Vorsitzender des Fachverbandes Musikelektronik, zeichnete zwei Produkte mit dem begehrten „Product of the Year“-Preis aus. Frank Sawusch, Marketingleiter der Firma Korg & More nahm die Auszeichnung im Bereich der elektronischen Tasteninstrumente für das Modell „Korg Kronos“ entgegen. Für den Gewinner in der Kategorie
Musikelektronik, das „Boss ME-70“, war Jörg Helmke, Prokurist/Dir. Business Developement der Firma Roland zur Stelle, um den Preis zu empfangen.

Traditionell vergibt auch das Forum Aktiver Musikalienhändler (FAM) auf dem Branchentreff seinen Preis „FAMos“ für besondere Fachhandelstreue. Preisträger in diesem Jahr war der Voggenreiter Verlag, Bonn, für den Geschäftsführer Ralph Voggenreiter die Urkunde aus den Händen von Ulrich Jesse (FAM) entgegen nahm.

Schwerpunktthema war jedoch das Einkaufsverhalten der Kunden aus dem Musikfachhandel. Arthur Knopp, Präsident des GDM, zeigte sich erfreut über das inhaltlich enorm interessante Programm und die rege Diskussion. Die idealen Tagungsbedingungen auf dem Gelände der Musikmesse trugen ihr übriges zum Gelingen des Branchentreffs bei, so dass der Branchentreff 2013 bereits in der Planung ist.

Den Handel mit Musikinstrumenten und Noten gibt es in Deutschland seit mehr als 200 Jahren, die Berufsvereinigung der Musikfachhändler ist seit über 180 Jahren urkundlich belegt. Eine Tradition, die eine feste Größe im deutschen Kulturleben darstellt und sich nicht zuletzt auch in der Ausbildung zum Musikfachhändler, einer der wenigen staatlich anerkannten Fachberufe im Einzelhandel, widerspiegelt.

Heute sind im GDM rund 60 % der Musikfachgeschäfte in Deutschland organisiert – vom kleinen Ein-Mann-Betrieb bis hin zum mittelständischen Unternehmen, das europaweit agiert. Das Spektrum des Musikfachhandels umfasst den Handel mit Noten und Musikpublikationen, den sogenannten Musikalien ebenso wie den Handel mit Musikinstrumenten aller Art - akustisch oder elektronisch – und den Verkauf von Tonträgern. Der gesamte Einzelhandelsumsatz mit Musikinstrumenten und Zubehör beläuft sich 2011 auf rund 1 Milliarde Euro.