„Es gibt einen ganz großen Unterschied zwischen den Profimusikern, die im Jugendorchester waren und denen, die nicht im Jugendorchester gespielt haben. Letztere kommen mit großem Stress ins Profiorchester und grenzen sich nach rechts und links ab, während jugendorchestererfahrene Leute ein viel größeres soziales Knowhow haben. Das ist sehr spürbar“. Startrompeter Reinhold Friedrich weiß wovon er spricht: Als Jugendlicher selbst Mitglied im Bundesjugendorchester gewesen, kam er nun zum 40. Jubiläum als Solist zu eben diesem zurück und denkt gerne an seine Zeit in der „U21“ der Sinfonieorchester, dem Bundesjugendorchester, zurück. Mit einem grandiosen Konzert im Münchner Herkulessaal ging am vergangenen Dienstag die mehrwöchige Arbeitsphase zu Ende: Unter der Leitung von Peter Hirsch gaben das Bundesjugendorchester und Reinhold Friedrich Konzerte in Interlaken, Hamburg, Köln, Garmisch-Partenkirchen, Fürth und in der bayerischen Landeshauptstadt, insgesamt besuchten mehr als 3.500 Zuhörer die Konzerte. „Wir freuen uns, dass so viele Menschen mit uns unser 40-jähriges Bestehen gefeiert haben. Es war eine tolle Jubiläumstournee – trotz oder vielleicht auch gerade wegen dieses anspruchsvollen, modernen und vielfältigen Programms“, sagt Projektleiter Sönke Lentz.
Tatsächlich zeichnete sich das Programm durch eine besondere Vielschichtigkeit aus und ließ Raum für den frischen Wind, der dem Orchester immer wieder nachgesagt wird: Mit Alban Bergs „Drei Orchesterstücken“ hat sich das vom Deutschen Musikrat getragene Bundesjugendorchester zur Jubiläumstournee ein Werk ausgesucht, welches auch für Profiorchester besondere Schwierigkeiten birgt. In der Interpretation des Bundesjugendorchesters kommt Bergs Mammutwerk aufgeräumt, energisch und leidenschaftlich daher. Ein Feuerwerk junger Musik, präsentiert von jungen Talenten. „Wenn man solche Werke in so einem Orchester erarbeiten kann, dann wird man es später im Profiorchester leichter haben“, sagt die 16-jährige Geigerin Julia, die, wie viele ihrer Kollegen ihr Instrument später zum Beruf machen möchte. Unter der Leitung Peter Hirschs, der als Spezialist für neue Musik gilt, wurden darüberhinaus das von Arnold Schönberg hochromantisch instrumentierte g-moll-Klavierquartett von Johannes Brahms erarbeitet, das klanglich empfindliche Trompetenkonzert von Joseph Haydn, und „... miramondo multiplo ...“ für Trompete und Orchester von Olga Neuwirth, ein Werk, in das die Komponistin unter anderem Zitate von Händel eingewoben hat und dessen Titel sich mit „Vielfältige Welten“ übersetzen lässt. Die Ansprüche der Werke waren unterschiedlich, aber gerade das, so meinen die BJOler, mache die Arbeit im BJO aus: „Wir können davon ausgehen, dass wir alle bisher weniger zeitgenössische Musik gespielt haben als zum Beispiel klassische Musik. Und trotzdem gibt es bei Haydn genauso hohe Anforderungen wie bei Neuwirth“, sagt Klarinettistin Anika Weichelt.
Die Konzerte des Bundesjugendorchesters wurden von verschiedenen Sendeanstalten mitgeschnitten: Neben der bereits gesendeten Live-Übertragung des Konzertes in der Kölner Philharmonie durch den WDR werden noch der NDR und der BR das Konzert übertragen. NDR Kultur wird den Mitschnitt vom Konzert in der Hamburger Laeiszhalle am 31.5., 22:05 Uhr senden; der Termin für den Mitschnitt des BR vom Konzert in München am 21.4. ist noch nicht bekannt.
Absätze
Quelle
http://www.musikrat.de/bjo