Die Coronakrise hat tiefe Spuren in der Bilanz der GEMA hinterlassen. Im traditionell stärksten Segment, dem Außendienst, sind durch pandemiebedingte Schließungen die Lizenzeinnahmen binnen eines Jahres um 43 Prozent von vormals 407 Millionen Euro auf 230 Millionen Euro gesunken. Insgesamt jedoch konnte die GEMA durch Sondereffekte und interne Kosteneinsparungen ein zufriedenstellendes Bilanzergebnis erzielen. Mit Gesamterträgen in Höhe von 958,8 Millionen EUR (2019: 1.069,4 Mio. EUR) konnte die Verwertungsgesellschaft 2020 nicht an die sehr guten Ergebnisse der Vorjahre anknüpfen. Vor allem im Außendienst, dem traditionell stärksten Ertragsbereich, sanken die Lizenzeinnahmen aufgrund der behördlich angeordneten Lockdowns und der damit verbundenen landesweiten Absage von Veranstaltungen und zeitweise flächendeckenden Schließungen von Gastronomie, Hotels und Einzelhandel um 43 Prozent auf 230,1 Mio. EUR (2019: 407,4 Mio. EUR). Dennoch können 806,5 Mio. EUR (2019: 905,6 Mio. EUR) an die Mitglieder sowie Rechteinhaber in aller Welt ausgeschüttet werden.
"Die Auswirkungen der Pandemie auf die schöpferische Arbeit der Kreativen und ihre Einkommenssituation sind dramatisch“, sagt Dr. Harald Heker, Vorstandsvorsitzender der GEMA. "Das zurückliegende Jahr hat aber auch gezeigt, welche Kraft in der GEMA steckt. Die Solidargemeinschaft der Musikurheberinnen und -urheber stellt in der Krise abermals unter Beweis, dass gerade im kollegialen Zusammenhalt eine herausragende Stärke der GEMA und ihrer Mitglieder liegt. Allem voran mit einem mehrere Millionen Euro starken Hilfsprogramm für besonders betroffene Mitglieder, pünktlichen Ausschüttungen und einer pragmatischen Handhabung von Vorauszahlungen in Härtefällen.“
GEMA federt pandemiebedingte Einbrüche ab
Insgesamt ist es der GEMA gelungen, dass die pandemiebedingten Einbußen geringer ausfallen als befürchtet. Dies ist vor allem auf einmalige Sondererträge zurückzuführen: Dank Vergütungen aus Vorjahren der Zentralstelle für private Überspielungsrechte (ZPÜ), dem Zusammenschluss deutscher Verwertungsgesellschaften, stiegen die Erträge im Bereich der Vergütungsansprüche um 97,6 Mio. Euro auf 141,7 Mio. Euro (2019: 44,1 Mio. Euro). Das Einnahmeplus beruht auf rückwirkenden Vertragsabschlüssen über Produkte der Unterhaltungselektronik und nachlaufenden Lizenzierungen für die Musiknutzung auf Mobiltelefonen und PCs. Mit den Sonderausschüttungen der ZPÜ konnte die GEMA etwa die Hälfte ihrer Ertragseinbußen in anderen Bereichen auffangen.
Einen weiteren Anteil an dem insgesamt zufriedenstellenden Bilanzergebnis hat die der Krisensituation angepasste Ausgabenpolitik: Die Gesamtaufwendungen konnten gegenüber dem Vorjahr um sieben Prozent auf 152,4 Mio. EUR (2019: 163,7 Mio. EUR) gesenkt werden. Der Kostensatz betrug 15,9 Prozent (2019: 15,3 Prozent) und lag damit erneut unter der Marke von 16 Prozent.
"Alles in allem haben wir das Krisenjahr 2020 für die GEMA zufriedenstellend abgeschlossen. Das darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Lage äußerst angespannt bleibt. Das Pandemiegeschehen wird die Ausschüttungen der GEMA im laufenden und voraussichtlich auch im kommenden Jahr empfindlich schmälern. Für viele Musikschaffende wird dies erhebliche finanzielle Einbußen mit sich bringen“, führt Dr. Harald Heker aus. "Ein zentrales Signal in die Musikbranche ist es, dass der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages Ende März zusätzliche Finanzmittel für einen zweiten Teil des Rettungs- und Zukunftsprogramms NEUSTART KULTUR abschließend
freigegeben hat. Ebenso wird die GEMA selbst ihre Mitglieder weiterhin unterstützen und 2021 erneut einen Schutzschirm aufspannen, so dass bedürftige Mitglieder Vorauszahlungen auf kommende Ausschüttungen beantragen können.“
Die wichtigsten Ertragsbereiche der GEMA im Überblick
Außendienst (Öffentliche Wiedergabe und Aufführung von Musik): Die Einnahmen aus der öffentlichen Wiedergabe von Musik sind 2020 um 43 Prozent auf 230,1 Mio. EUR (2019: 407,4 Mio. EUR) zurückgegangen. Im Bereich Aufführung von Musik sanken die Einnahmen 2020 auf 62,7 Mio. EUR (2019: 145,9 Mio. EUR).
Rundfunk und Fernsehen: Die Erträge aus der Musiknutzung im Fernsehen und im Hörfunk gingen im vergangenen Geschäftsjahr leicht zurück, um 3,3 Prozent auf 285,4 Mio. EUR (2019: 295,2 Mio. EUR). Ursache hierfür sind sinkende Werbeeinnahmen der privaten Fernsehsender.
Online: Der Ertragsbereich Online erwies sich 2020 als Stabilitätsanker. Hier wirkte der Lockdown als Beschleuniger der digitalen Nutzung von Musik. Dabei setzte sich die Marktentwicklung weg vom Download hin zum Streaming fort. Der Rückgang um 2,4 Mio. EUR auf 179,5 Mio. EUR (2019: 181,9 Mio. EUR) erweist sich bei näherem Hinsehen als starkes Ergebnis, weil es im Gegensatz zu den Vorjahren ohne Sondererträge erzielt werden konnte.
Tonträger: Der Tonträgerbereich geriet 2020 gleich von zwei Seiten unter Druck. Die seit Jahren rückläufige Entwicklung des Bereichs wurde durch die lockdownbedingte Schließung des Einzelhandels verstärkt. Die Erträge im Bereich der Vervielfältigung aus physischen Tonträgern wie CDs und Vinyl sanken um 20,5 Prozent auf 48,6 Mio. Euro (2019: 61,1 Mio. Euro).