Der Deutsche Kulturrat, der Spitzenverband der Bundeskulturverbände, hat eine Stellungnahme zur frühkindliche kulturellen Bildung veröffentlicht.

Frühe Förderung bildet die Grundlage für ein lebenslanges Lernen, das von der frühkindlichen über die schulische, außerschulische, berufliche bis hin zur weiterbildenden Bildung reicht. Nicht zuletzt durch die Debatten um das Abschneiden der deutschen Schüler bei den PISA-Studien hat sich im Bereich der frühkindlichen Bildung ein Paradigmenwechsel vollzogen. Während es vorher in Kindertagesstätten primär um die Betreuung ging, wurde seit dem Jahr 2000 verstärkt die Förderung und Bildung in den Blick genommen. Die frühkindliche Bildung soll den Schuleinstieg von Kindern erleichtern. Im Zuge dieser Debatte haben die Bundesländer Bildungs- und Erziehungspläne ausgearbeitet, die sich explizit mit der Förderung frühkindlicher Bildung beschäftigen. Angesichts der Erkenntnis, dass die Bildung eines Kindes spätestens unmittelbar nach der Geburt beginnt und ganzheitliche Bildungs- und Entwicklungsprozesse für die frühkindliche Lebensphase konstitutiv sind, wird die Bedeutung kultureller Bildung in diesem Lebensalter teilweise noch unzureichend berücksichtigt. Um die Kreativpotentiale von Kindern, insbesondere von Kleinkindern, intensiv zu fördern, müssen ausreichende kulturelle Kompetenzen der Akteure in Krippen, Eltern-Kind-Gruppen und in der Kindertagespflege herangebildet werden sowie Kulturfächer genuiner Bestandteil der Erzieherinnen- und Erzieherausbildung sein. Entwicklungspsychologische sowie neurobiologische Forschungsergebnisse müssen in der Praxis angemessen berücksichtigt werden. Hierzu sind qualitative und quantitative Voraussetzungen zu schaffen, was entsprechende politische und finanzielle Rahmenbedingungen erfordert.

Der Deutsche Kulturrat fordert:

  • allen Kindern den Zugang zu frühkindlicher Bildung zu ermöglichen, Kindertagesstätten flächendeckend in ausreichender Anzahl und grundsätzlich entgeltfrei anzubieten.

  • Länder und Kommunen auf, vielfältige und altersspezifische Angebote frühkindlicher kultureller Bildung zu unterbreiten, so dass Kinder verschiedene Erfahrungen machen können und vielfältige Anregungen erhalten.

  • Länder und Kommunen auf, neben den personellen und fachlichen Ressourcen auch eine ausreichende materielle und räumliche Ausstattung von Kindertageseinrichtungen und eine angemessene Angebotsqualität kultureller Bildung durch kompetentes Personal zu gewährleisten.

  • einen Stellenausbau für Erzieherinnen und Erzieher und die grundständige Einbeziehung der kulturellen Fächer in deren Ausbildung.

  • eine strukturierte Zusammenarbeit zwischen Kindertagesstätten und den Trägern der kulturellen Bildung. Damit wird die Vielfalt kultureller Bildungsangebote gefördert. Mit einer stärkeren Zusammenarbeit zwischen den Kindertageseinrichtungen und den Trägern der kulturellen Bildung, sollen auch die Familien erreicht werden, deren Kinder nicht eine Kindertagesstätte besuchen.

Der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates, Olaf Zimmermann, sagt: „Der Schlüssel für den Zugang unserer Kinder zur frühkindlicher Bildung sind die Kindertagesstätten. Sie müssen endlich flächendeckend in ausreichender Anzahl und grundsätzlich entgeltfrei angeboten werden. Neben den personellen und fachlichen Ressourcen muss gerade in den Kitas und Krippen eine ausreichende materielle und räumliche Ausstattung sichergestellt werden.“
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