Das von manchen als Standort für eine Theaterdoppelanlage ins Gespräch gebrachte Raab-Karcher-Gelände im Osthafen ist für diesen Zweck nach Ansicht von Verkehrsdezernent Klaus Oesterling wegen seiner unzureichenden Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr ungeeignet.

"Der jetzige Standort für die Bühnen ist eigentlich unter Verkehrsgesichtspunkten in jeder Hinsicht optimal“, sagt Oesterling. "Direkt unter den Bühnen befindet sich ein U-Bahn-Kreuz, das mit sechs U-Bahn-Linien direkte Verbindungen in alle Richtungen bietet. Mit dem kurzen Umsteigeweg an der Hauptwache ergeben sich schnelle Anbindungen an die gesamte Region und den Flughafen. Mit der Fortführung der U-Bahn ins Europaviertel und dem Lückenschluss zwischen Bockenheim und Ginnheim wird sich die Anbindung des Willy-Brandt-Platzes an den ÖPNV sogar noch weiter verbessern.“

Durch den direkten, überdachten Zugang zum U-Bahnhof bietet der Standort dem Theaterpublikum einen auch bei Regenwetter trockenen Zugang zu den Bühnen, was sonst kein anderer Standort bieten könne. Entscheide man sich für eine künftige Unterbringung in zwei Häusern, sei unter reinen Verkehrsgesichtspunkten für die Oper ein Standort direkt nördlich des Willy-Brandt-Platzes optimal (Spiegellösung). "Gegen diese Lösung spricht allerdings der sehr gravierende Eingriff in die Wallanlagen, der wegen seinen Querriegelcharakters an anderer Stelle zwar flächenmäßig, aber nicht optisch ausgeglichen werden kann“, sagt Oesterling.

Bei dem Standort Raab-Karcher betrage die Entfernung zum U-Bahnhof Ostbahnhof, zur Straßenbahnhaltestelle und zum künftigen Bahnhof der nordmainischen S-Bahn circa 500 Meter, was keine akzeptable Erschließung mehr darstelle. Bei Regenwetter könnten die Zuschauer nur noch völlig durchnässt ihr Ziel erreichen. Der U-Bahnhof Ostbahnhof werde darüber hinaus nur von einer U-Bahn-Linie erschlossen, der künftige S-Bahnhof nur von einer einzigen S-Bahn-Linie. Von daher biete der Raab-Karcher-Standort vom Verkehrsangebot eine – insbesondere im Vergleich zum jetzigen Standort – stark verschlechterte Anbindung , die wegen der gro0ßen Entfernung im Grunde indiskutabel sei.

Bei dem Vorschlag eines zweigeteilten Standortes Willy-Brandt-Platz/Sparkassengelände behielte das Schauspiel seine derzeitige optimale Lage. Vom künftigen Standort der Oper betrage die Entfernung zum S-Bahnhof Taunusanlage circa 150 Meter. Dies sei zwar nicht optimal, aber noch als sehr gut zu bewerten, insbesondere vor dem Hintergrund, dass über den S-Bahnhof Taunusanlage nach Inbetriebnahme der nordmainischen S-Bahn sieben S-Bahnlinien zu 14 unterschiedlichen Zielen verkehren werden.

Gänzlich ungeeignet für einen Bühnenstandort sei die Fläche gegenüber der Alten Oper. Unter der Fläche verliefen die beiden Einzeltunnel der S-Bahn, was eine nachträgliche Überbauung aus statischen Gründen fast unmöglich mache.

Abschließend rief der Verkehrsdezernent dazu auf, der Anbindung der künftigen Bühnenstandorte an den öffentlichen Nahverkehr mehr Aufmerksamkeit zu schenken, als bisher geschehen, insbesondere vor dem Hintergrund des drohenden Klimawandels. Eine integrierte Planung müsse Standortfragen und ÖPNV-Erschließung als Einheit betrachten.

"Die Attraktivität des öffentlichen Nahverkehrs lebt davon, dass die unterschiedlichen Ziele in einer Stadt in möglichst hohen Maß durch den ÖPNV erreichbar sind: Wohnstätten und Arbeitsplätze, Einkaufszentren wie die Zeil, Freizeitmöglichkeiten wie Zoo, Palmengarten und Schwimmbäder und natürlich auch Museen und Theater. Verschlechtert man die Erreichbarkeit eines dieser Ziele ohne jede Not massiv, so verschlechtert man die Attraktivität des öffentlichen Nahverkehrs insgesamt und damit die Attraktivität der Stadt“, so das Fazit des Verkehrsdezernenten.

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