Zum vierten Mal wurde am gestrigen Donnerstag der »Förderpreis Musikvermittlung« 2015 von der Niedersächsischen Sparkassenstiftung und der Musikland Niedersachsen gGmbH in Hannover verliehen. Die Macherinnen und Macher von fünf herausragenden Konzepten zur Musikvermittlung konnten sich über die Auszeichnung und insgesamt 40.000 Euro zur Realisierung ihrer Konzepte freuen. Im Rahmen der Fachtagung »Konzept trifft Wirklichkeit. Musikvermittlung zwischen gut gemeint und gut gemacht« übergab eine Expertenjury den Preis an innovative Musikvermittlungsprojekte aus Niedersachsen. Rund 85 Fachleute und Musikinteressierte zeigten sich im Foyer des Sparkassenverbands begeistert von den Gewinnerkonzepten.

Die fünf Preisträgerprojekte konnten die Jury aus verschiedenen Gründen überzeugen. „Wichtig war uns, dass die Projekte Musik lebendig und lustvoll vermitteln und sie zu einem gemeinsamen Erlebnis werden lassen. Wir freuen uns, mit dem Förderpreis Musikvermittlung die niedersächsische Musiklandschaft zu bereichern, die Entwicklung und Realisierung neuer Musikvermittlungsformen anzuregen und kreative Ansätze unterstützen zu können“ sagte Dr. Sabine Schormann, Stiftungsdirektorin der Niedersächsischen Sparkassenstiftung. Markus Lüdke von der Musikland Niedersachsen gGmbH freute sich über die große Bandbreite der Preisträgerkonzepte: „Dies zeigt deutlich, dass sich Musikvermittlung in Niedersachsen überall abspielt – nicht nur in den urbanen Zentren, sondern gerade auch im ländlichen Raum.“

Die Preisträger 2015 sind:
• 4x4 Klang-Raum-Kompositionen für den ländlichen Le(e/h)rraum« des Vereins Rock und Kultur am Harz
• Weiterentwicklung des »Composer Slam« für Kinder und Jugendliche von Simon Kluth und dem MusikZentrum Hannover,
• musiktheatrale Performance »Klangraum Weltraum« des musiktheater bruit!
• das 120-Spieluhren-Projekt »loop!« mit Schülerinnen und Schülern aus Dornum
• das hannoversche Kompositionsprojekt »Zwischen den Welten« für junge PatientInnen in der Psychiatrie.

Der Jury für den Förderpreis Musikvermittlung gehörten an: Lydia Grün (netzwerk junge ohren e. V.), Markus Lüdke (Musikland Niedersachsen gGmbH), Dr. Sabine Schormann (Niedersächsische Sparkassenstiftung), Stephan Sturm (NDR Kultur), Prof. Dr. Andrea Welte (Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover).

Simon Kluth, Preisträger und künstlerischer Leiter des Composer Slams freute sich über die Vielfalt am Abend: „Ich bin begeistert so viele spannende Projekte geballt auf einer Veranstaltung zu sehen. Die anderen Preisträgerprojekte werde ich auf jeden Fall nachverfolgen.“ Nazfar Hadji, vom ausgezeichneten Konzept „Zwischen den Welten“ das sich an jugendlich Patienten in der Psychiatrie richtet freute sich über neue Möglichkeiten: „Durch das Preisgeld haben wir die Chance zusätzliche Experten von außen in das Projekt einzubeziehen. Wir können jetzt mit einem Komponisten, einer Regisseurin, einer Theaterpädagogin und einer Künstlerin für Masken- und Bühnenbild zusammenarbeiten."

Spannend war für Publikum und Preisträger auch der Rückblick auf die Gewinner von 2013. Diese präsentierten ihre erfolgreich umgesetzten Musikvermittlungsprojekte neben den frisch ausgezeichneten Konzepten. Seit 2009 wurden bereits 16 Preisträgerkonzepte realisiert. Rund 235 Projekte haben sich an den Ausschreibungen beteiligt. Die Niedersächsische Sparkassenstiftung und die Musikland Niedersachsen gGmbH vergeben den Preis alle zwei Jahre und zeichnen innovative Konzepte aus, die neuen Publikumskreisen einen lebendigen Zugang zu Musik eröffnen.

Detailinformationen und Fotos zu den Preisträgern und zum »Förderpreis Musikvermittlung« sowie zur begleitenden Fachtagung finden Sie unter http://www.musikland-niedersachsen.de/mvp2015.


Die Preisträger (in alphabetischer Reihenfolge)

»4x4 Klang-Raum-Kompositionen für den ländlichen Le(e/h)rraum«
Rock und Kultur am Harz e. V.
»4x4« ist Musikvermittlung an der Schnittstelle zwischen Musik, bildender Kunst und kultureller Überlieferung. Die VIER zieht sich als Prinzip durch die Kulturgeschichte: Von der Temperamentenlehre über die Weltalter bis hin zum Takt in der Musik. 4x4 schafft eine moderne und spielerische Version der Auseinandersetzung mit der VIER, bei der zu ausgewählten Bildgruppen (Gemälden, Fotografien, Videos, Skulpturen etc.) mit SchülerInnen von zwölf bis 18 Jahren 4 Kompositionen erarbeitet und auf CD dokumentiert werden und darauf aufbauend 4 Performances als Erlebnis-Vernissagen in leerstehenden Räumlichkeiten im Südharz inszeniert werden.

»Composer Slam – Der Komponistenwettstreit im Slam-Format«
MusikZentrum Hannover gGmbH in Kooperation mit der Musikschule der Stadt Oldenburg und der Musik- und Kunstschule Osnabrück
Der »Composer Slam« ist ein Komponistenwettstreit, der von dem hannoverschen Musiker Simon Kluth ins Leben gerufen wurde. Hierbei haben die Komponisten ein kurzes Zeitfenster, ihre instrumentalen Werke einem Publikum zu präsentieren und vorzutragen. An mehreren Orten Niedersachsens werden innerhalb von sechs Monaten Composer-Slam-Workshops mit professionellen KomponistInnen für Jugendliche und SchülerInnen veranstaltet, um sie mit diesem Format vertraut zu machen und sie künstlerisch zu fördern. Den Projektabschluss bildet ein eigener Schüler-Slam.

»Klangraum Weltraum«
musiktheater bruit! & pulk fiktion in Kooperation mit dem KinderTheaterHaus Hannover
In dieser musiktheatralen Performance erkunden die KlangforscherInnen des musiktheater bruit! zusammen mit Kindern ab fünf Jahren und Erwachsenen den Klang des Universums. Auf ihrer Reise untersuchen sie mithilfe verschiedener Klangerzeuger und Forschungsinstrumente naturwissenschaftliche Phänomene. Sie wollen die Unmöglichkeit der Ausbreitung von Schall im luftleeren Raum aufheben und entdecken, was sich hinter der unendlichen Stille des Alls befindet. Fremde Klänge und Geräusche werden zu unheimlichen Wesen aus einer fremden Welt: eine ungewöhnliche Wahrnehmungserfahrung!

»loop! Das 120-Spieluhren-Projekt«
Kunst- und Kulturfreunde Dornum und Umgebung e. V. in Kooperation mit der Realschule Dornum
Im Projekt »loop!«, das die Kompositionstechnik der Reduktion aufgreift, werden 120 Aufziehspieluhren von ebenso vielen Schülerinnen und Schülern der Realschule Dornum präpariert: Ein Teil der impulsgebenden Metallstifte der Walze wird abgeschliffen, bis die ursprüngliche Melodie nicht mehr zu erkennen ist. Die Spieluhren werden auf Resonanzplatten montiert und im Rittersaal des Schlosses Dornum hinter der ringsum verlaufenden Balustrade befestigt. loop! erweitert das barocke Deckengemälde um die Dimension einer Klanginstallation: Sphärenmusik, ganz anders.

»Zwischen den Welten: Ein musikpädagogisches Projekt mit Jugendlichen in der Psychiatrie«
Förderkreis der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover e. V. in Kooperation mit dem Kinder- und Jugendkrankenhaus auf der Bult
Bei »Zwischen den Welten« wird das Klavierstück »Faschingsschwank aus Wien« von Robert Schumann mit eigenen Kompositionen von 13- bis 18-jährigen PatientInnen in der Psychiatrie kombiniert. Die Beteiligten nehmen auf das eigene Leben Bezug und können durch Musik ihre Gefühle transportieren. Der Faschingsschwank eignet sich sehr zur Inspiration eigener Kompositionen, da dort eine eigene Welt eröffnet wird, die nichts mit der realen zu tun hat und eine Art Maskierung ermöglicht. So bietet es einen speziellen Zugang zur Auseinandersetzung mit »verschiedenen Welten«.