„Die musikalische Ausformung steht für eine Meisterschaft des hohen Alters, wie sie nur wenigen Künstlern vergönnt ist.“ Dies hohe Lob (Neue Zürcher Zeitung) galt der Uraufführung von Klaus Hubers "Miserere hominibus", einem Werk, mit dem der Schweizer Komponist erneut Akzente für die Dynamik und Kraft neuer geistlicher Musik gesetzt hat. Als deutsche Erstaufführung ist die ausdrucksmächtige Komposition am Samstag, 21. Juli, um 20 Uhr beim Festival Europäische Kirchenmusik in der Augustinuskirche zu hören. Interpretiert wird das Werk von dem international renommierten Pariser Vokalensemble „Les Jeunes Solistes“ und sieben Instrumentalisten unter der Leitung von Rachid Safir, mit dem Klaus Huber eine langjährige Zusammenarbeit verbindet. Zunächst erklingt jedoch die fünfstimmige Motette „Miserere mei, Deus“ von Josquin Desprez, auf die sich Hubers Komposition explizit bezieht. Diesem Meisterwerk der Renaissance-Chormusik folgen Auszüge aus Carlo Gesualdos „Responsorien“.
Im Anschluss an das Konzert wird Klaus Huber von Oberbürgermeister Wolfgang Leidig mit dem Preis der Europäischen Kirchenmusik ausgezeichnet. Der 1924 in Bern geborene Komponist erhält den mit 5.000 Euro dotierten Preis für seine herausragenden Verdienste und sein progressives Engagement um Komposition und Lehre der zeitgenössischen Musik. Die Laudatio hält der international bekannte Schweizer Musikwissenschaftler und Musikjournalist Max Nyffeler.
Ausgangspunkt für Hubers „Miserere hominibus“ ist der Bußpsalm 51, ein Text, der von Kirchenmusik-Komponisten aller Epochen ausgelotet wurde und der für den Komponisten eine eminent politische Bedeutung hat. Um diesen für die heutige Zeit fruchtbar zu machen, spürte Huber das zwingende Bedürfnis, den Text „aufzubrechen“ und mit zeitkritischen Texten aus verschiedenen Kulturen zu durchsetzen: mit Texten des mexikanischen Dichters Octavio Paz und von Jacques Derrida, mit poetischen Geschichtsbetrachtungen von Mahmoud Darwich und Worten Carl Amerys. Hubers Werk stellt mit seiner eindringlichen und sinnlich-fassbaren Musik dem Elend, das der Mensch dem Menschen in einer Zeit blinder Geld- und Wachstumsgläubigkeit und schwindender Nächstenliebe bereitet, eine Alternative gegenüber: „Das Herz ist immer auf der Seite des Lebens: Die Herzensvernunft, das ist die Liebe“, so Klaus Huber.
Das Konzert wird vom Südwestrundfunk für das Hörfunkprogramm SWR2 aufgezeichnet.
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