Wie jedes Jahr arbeiten Musikstudierende, Jungtalente, Profis und Stars des Klassikbetriebs beim jährlichen Musikfestival der Universität der Künste eng zusammen. Das Programm, gestaltet von den seit 2017 amtierenden Festivalleitern Prof. Markus Groh (Klavier) und Prof. Konstantin Heidrich (Cello), fokussiert sich dieses Jahr auf den Violinvirtuosen und Hochschulgründer Joseph Joachim, auf Freundinnen und Freunde aus seinem musikalischen Umfeld, u.a. Johannes Brahms, Clara und Robert Schumann, auf die einzigartige Geschichte der Fakultät Musik zwischen Tradition und Innovation, auf ihre Vielfalt und Qualität in ihrer musikalischen Praxis, Lehre und Forschung und auf Vertreterinnen und Vertreter, die der Hochschule in der Vergangenheit und Gegenwart verbunden sind - wie z. B. Franz Schreker, Paul Hindemith, Dieter Sehnebel, Bodo Wartke u.v.a
Starke Theatertreffen-Konkurrenz - Auswahl:
Festkonzert: 150 Jahre Fakultät Musik mit Werken von Joachim, Schreker, Brahms - Es spielt das Symphonieorchester der UdK Berlin, Leitung:
Stefan Sanderling (Fr., 10.5., 20 Uhr).
Hommage an Joseph Joachim sowie eine Debatte über Richard Wagners antisemitische Schrift - Werke von Clara und Robert Schumann, Joachim, Brahms und eine Gesprächrunde mit Prof. Dr. Uffa Jensen (Zentrum für Antisemitismusforschung der FU Berlin) über Wagners Schrift " Das Judentum in der Musik" von 1869, dem Gründungsjahr der Musikhochschule (Sa., 11.5., 19:30 Uhr).
Sternstunde - Joachim galt als Wunderkind. Jungstudierende des Julius-Sternlnstituts spielen Brahms, Bach, Beethoven, Franck (So., 12.5., 11 Uhr).
Konzertexperiment: Art Nouveau - Studierende der Fakultät Bildende Kunst malen live die Musik von Prokofiev und Debussy, auch die Konzertbesucher und -besucherinnen sind dazu eingeladen (Do., 16.5., 19:30 Uhr).
Berlin Winds - Das frisch gegründete Bläserensemble der UdK Berlin unter der Leitung von Prof. Fran~ois Ben da (Fr., 17 .5., 19:30 Uhr).
Musikkabarettstar Bodo Wartke am Klavier - Mit einem exklusiv für crescendo kreierten Programm (Titel: Unvollendet) erinnert Bodo Wartke an sein UdK-Studium (Mo., 20.5., 19:30 Uhr).
Junge und erfahrene Musikensembles: Joachim Streichsextett Berlin (14.5., 19:30 Uhr), Ensemble baroque (15.5., 19:30 Uhr), Gastspiel aus Brüssel: Chapelle Musical Reine Elisabeth (16.5., 19:30 Uhr), Staats- und Domchor Berlin (18.5., 11 Uhr), Neue Musik: ensemble ilinx (23.5., 19:30 Uhr), Jazz: JIB Big Band (24.5., 19:30 Uhr).
Neue Formate, wieder dabei: Die von Prof. Groh und Prof. Heidrich seit 2017 neu entwickelten Formate wie die öffentliche Meisterklasse mit Gabor Tarkövi, Solo-Trompeter der Berliner Philharmoniker (Mi., 22.5.), cresc.CLUB - die Party (Sa., 18.5.).
Kinderprogramm crescendino (Mi, 15., So, 19. und Sa., 25.5.).
Festivalzentrum:
UdK-Standort Bundesallee und sein Joseph-Joachim-Konzertsaal (mit wenigen Ausnahmen im großen Konzertsaal der UdK Berlin, Hardenbergstraße, und GeorgNeumann-Saal).
Klassik für alle:
Für die meisten Konzerte ist der Eintritt frei (außer: 10.5., 18.5./21 Uhr, 20.5., 25.5./19:30 Uhr)
"Joachim war ein großer Name im Zweiten deutschen Kaiserreich, eine oberste Instanz der Kulturnation, ein "Hohepriester der Musik", wie man ihn wieder und wieder genannt hatte ... 1931 gab es zum 100. Geburtstag des Hochschulgründers eine Ausstellung und einen Festakt. Doch vier Jahre später sollte dann wirklich nichts mehr übrig bleiben von diesem Menschen und seiner Leistung: "Juden raus!" stand auf dem Haufen, den ein SA-Trupp 1935 im Foyer der Hochschule errichtet hatte. Zwei Joachim-Büsten lagen darauf, 1938 wurde das Joachim-Denkmal abgebrochen, ein Jahr später die Berliner Joseph-Joachim-Straße am Hundekehle-See in Oberhaardter Weg umbenannt. So heißt sie noch heute."
(Jan Brachmann/Berliner Zeitung, 15.8.2007)
Das Zeitalter der Wiederentdeckungen: crescendo würdigt mit Joseph Joachim (1831-1907) einen Künstler, dessen Ruhm und Bekanntheit von den Nationalsozialisten beendet wurde. 1869, vor genau 150 Jahren, gründete der in Ungarn geborene Komponist, Violinvirtuose, Lehrer und Musikphilosoph Joseph Joachim im Auftrag der preußischen Regierung in Berlin die Königliche (später Staatliche) akademische Hochschule für Musik als erstes staatlich gefördertes
Musikinstitut zur professionellen Ausbildung hochbegabter Musiker - inzwischen die älteste Musikhochschule in Berlin, die im laufe der Zeit als Fakultät Musik in die heutigen Universität der Künste überging. Joachim, u.a. Schüler von Mendelssohn Bartoldy, gefördert von Franz Liszt, war lange eine wichtige und einflussreiche Persönlichkeit der europäischen Musikgeschichte. Als virtuoser Geiger nahm er entscheidenden Einfluss auf viele Komponisten und deren Werk, wie zum Beispiel das Violinkonzert und die Symphonien seines engen Freundes Johannes Brahms.
Mit dem von ihm gegründeten Joachim Quartett brachte er sämtliche BeethovenQuartette sowie zahlreiche Uraufführungen auf die Bühne und setzte damit ebenso Maßstäbe im Bereich der Kammermusik. Als Professor hat er die deutsche Geigentradition geprägt und an viele bedeutende Schüler weitergegeben. Aufgrund seiner jüdischen Wurzeln löschten ihn die Nazis aus der deutschen Musikgeschichte. Derzeit ist er überwiegend nur noch in Fachkreisen bekannt, das Musikfestival crescendo ermöglicht seine Wiederkehr ins Bewusstsein einer breiteren Öffentlichkeit.