Die Chance auf eine echte Verbesserung der Bildungschancen von Kindern im Ganztagsausbau nicht zu verpassen, mahnten die Landesdachverbände der Kulturellen Bildung auf der diesjährigen Bund-Länder-Konferenz in Stuttgart an. Ebenso verständigten sich die Verbände über Strategien für mehr Inklusion in der Kulturellen Bildung.
Das Inkrafttreten des Anspruchs auf Ganztagsbetreung in der Grundschule steht unmittelbar bevor. Zu seiner Umsetzung stellte die Bund-Länder-Konferenz der Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung (BKJ), die vom 19. bis 21. Januar 2023 in Stuttgart stattfand, fest: Viele Länder schieben ganzheitliche Überlegungen weg und füllen lediglich Lücken im aktuellen System. Daher sollte auf Bundesebene für einen einheitlichen Qualitätsrahmen gesorgt werden. Prof. Dr. Markus Kosuch, Vorsitzender der Landesvereinigung Kulturelle Jugendbildung (LKJ) Baden-Württemberg, äußert dazu:
„Es stellt sich heraus, dass viele Bundesländer die Chance auf eine echte Verbesserung der Bildungschancen von Kindern noch nicht umfassend angehen. Deshalb braucht es für einen Ganztag im Sinne der Kinder einen verbindlichen Qualitätsrahmen, der alle Aspekte von Bildung einschließt.“
Die BKJ hat bereits kürzlich mit der Stellungnahme „Ganztag – neu ausrichten und mit Kultureller Bildung gestalten“ konkrete Empfehlungen für den Ganztag eingebracht und engagiert sich weiter für die Qualitätssicherung im Ganztagsausbau durch die Einbindung non-formaler Bildung.
Um allen jungen Menschen gleichberechtigte Zugänge zu Kultureller Bildung zu ermöglichen und zu einer inklusiven Gesellschaft beizutragen, verständigte sich die Konferenz weiterhin über Maßnahmen zur Umsetzung von Inklusion. Maßgeblich ist hierbei ein weiter Inklusionsbegriff, der alle Menschen einbezieht, unabhängig von individuellen Voraussetzungen wie z. B. soziale Herkunft oder Behinderung. Zur Umsetzung dieser dauerhaften Herausforderung fehle es an Förderung für wirklich inklusive Lösungen, so die Verbände. Die Vorsitzende der BKJ, Prof.in Dr.in Susanne Keuchel, betont:
„Wir sollten uns gegenseitig dazu ermutigen, bei jeglicher Angebotsgestaltung ALLE mitzudenken, in der Zugänglichkeit der Orte, der Kommunikation und der Inhalte. Das bedeutet dann beispielsweise auch, in Förderanträgen Gebärdendolmetscher*innen einzuplanen. Inklusion bedeutet einen Haltungswechsel, bedingt aber auch zu finanzierende Rahmenbedingungen! Es lohnt sich für eine barrierearme Gesellschaft einzutreten, denn nur eine solche ist demokratisch und für alle lebenswerter!“
Der gastgebende Landesverband, die Landesvereinigung Kulturelle Jugendbildung (LKJ) Baden-Württemberg, nahm die Konferenz zum Anlass, die Arbeit der Enquetekommission „Krisenfeste Gesellschaft“ vorzustellen. Ihre Aufgabe ist es, Handlungsempfehlungen für ein resilientes und krisenfestes Gemeinwesen in Baden-Württemberg zu entwickeln. Im Gespräch mit Dr. Simone Höckele-Häfner, Ministerialdirigentin im Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration des Landes Baden-Württemberg, wurde die Beteiligung von Zivilgesellschaft an der Kommissionsarbeit diskutiert.
Die Bund-Länder-Konferenz der BKJ ist das Forum, in dem sich die 14 Landesdachverbände der Kulturellen Bildung jährlich über wichtige strukturelle und fachliche Themen der Kulturellen Bildung austauschen. Sie findet in Kooperation mit einer Partnerorganisation auf Landesebene statt.
Weiterführende Informationen
Wie Kulturelle Bildung im Ganztag gelingen kann, haben 2022 eindrücklich die Preisträger im MIXED UP Bundeswettbewerb für kreative Kooperationen gezeigt.
Die BKJ zeigt in der Studie „Kinder- und Jugendkulturarbeit inklusiv. Praxis, Reflexion, Haltungen“ anhand ausgewählter Praxisprojekte, wie Kulturelle Bildung einen Beitrag dazu leisten kann, das gesellschaftliche Zusammenleben für alle Menschen ohne Ausgrenzungen und Diskriminierungen zu gestalten.