Bereits zum dritten Mal fand in Hannover das Expertenforum der Bundesvereinigung Kulturelle Jugendbildung (BKJ) statt. Am 11. November ging es dabei um die Alltagstauglichkeit des Kompetenznachweis Kultur. Dieser beschreibt außerschulische Aktivitäten von Kindern und Jugendlichen in künstlerischen und kulturellen Einrichtungen und dokumentiert die dort gemachten Lernerfahrungen. An der Veranstaltung nahmen Personalverantwortliche aus der Wirtschaft (u. a. von Ford, der Bundesversicherungsanstalt für Angestellte, der Nord/LB, dem Kulturkreis der deutschen Wirtschaft im BDI, RWE), Unternehmensberater sowie Vertreter von Ministerien, Verbänden und der kulturellen Jugendbildung teil. Ergebnis der fünfstündigen Diskussion: Der Kompetenznachweis Kultur leistet einen wichtigen Beitrag zur Anerkennung nicht-formell erworbener Schlüsselkompetenzen und kann dem einzelnen Jugendlichen den Berufseinstieg erleichtern.

Aussagekräftige Ergänzung zu den Schulnoten
Viele Kinder und Jugendliche sind neben dem Schulunterricht in Musikvereinen, Filmwerkstätten oder Kunstschulen aktiv. Sie spielen Theater, sind Teil eines Schulorchesters oder nehmen an Literaturwettbewerben teil. Durch diese Erfahrungen erwerben sie Fähigkeiten wie Eigeninitiative, Konfliktfähigkeit und Verantwortungsbewusstsein. Bislang konnten junge Menschen ihre in Kulturprojekten erworbenen Schlüsselkompetenzen nicht offiziell belegen. Diese Lücke will die BKJ mit Unterstützung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung schließen. Der Kompetenznachweis Kultur – bestehend aus einem zweiseitigen Zertifikat und einer Arbeitsmappe – macht diese individuellen Stärken sichtbar.
Das Zertifikat entsteht im Dialog zwischen Pädagogen und Jugendlichen und protokolliert die jeweiligen Aktivitäten des Jugendlichen. In der Mappe werden die im Projekt entstandenen Arbeitsproben aufbewahrt. Dazu zählen produzierte CD’s und Videos, Bilder aus Kunstkursen, eigene Fotos und selbst verfasste Texte.

Der richtige Weg
Die eingeladenen Personalverantwortlichen brachten in kurzen Statements ihre Zustimmung zum Kompetenznachweis Kultur zum Ausdruck. Sebastian Vogel, Berater für Personal und Organisationsentwicklung bei RWE: Ein Auszubildender hat ca. 30 Sekunden, um durch seine Bewerbungsunterlagen bei einem Personalchef Aufmerksamkeit zu erregen. Wenn ihm ein kreativ gestalteter Kompetenznachweis Kultur dabei hilft, ist das ein ausgezeichneter Ansatz der BKJ, der jede Unterstützung verdient. Schlüsselkompetenzen, die durch Theaterspiel, Tanzen oder Webdesignen erworben wurden, helfen beim beruflichen Einstieg.“ Ganz ähnlich äußerten sich die Experten und Expertinnen von BMW, Ford, der Nord/LB oder dem Kulturkreis der deutschen Wirtschaft. Alle forderten aber auch eine kurze und knappe Darstellung der erworbenen Schlüsselkompetenzen. „Bei 3.000 bis 4.000 zu sichtenden Bewerbungen haben wir für mehr keine Zeit“, so die Aussage der Personalverantwortlichen. Dr. Alfred Lumpe, Referatsleiter in der Hamburger Behörde für Bildung und Sport, hält die Anerkennung außerschulischer Lernerfolge für bildungspolitisch wichtig und richtig. „Der Kompetenznachweis Kultur kann ein Bewusstsein für die individuelle Lernbiografie schaffen und so den Wandel im Bildungsverständnis verstärken.“ Für Prof. Dr. Max Fuchs, BKJ-Vorsitzenden und Präsident des Deutschen Kulturrates, liegt der Vorteil des Kompetenznachweis Kultur auf der Hand: „Kinder und Jugendliche verfügen damit über eine aussagekräftige Hilfe bei Bewerbungsgesprächen. Für Personalverantwortliche eine zusätzliche Arbeitserleichterung, da sich die spezifischen Kompetenzen des Jugendlichen anschaulich darstellen.“

Erprobung in der Praxis
Der Kompetenznachweis Kultur wird derzeit in Einrichtungen der kulturellen Jugendbildung erprobt. Gemeinsam mit interessierten Jugendlichen führen Pädagogen und Künstler ein von der BKJ entwickeltes Verfahren durch, das vor allem auf gezielte Beobachtung und Dialog setzt. Erste Erfahrungen zeigen, dass ein qualifizierter Kompetenznachweis Kultur zwar Zeit und Engagement erfordert, dass sich diese Mühe aber lohnt. „Die Jugendlichen fühlten sich zutiefst wertgeschätzt“ dokumentiert eine Musikschulleiterin den Prozess. Die Bundesvereinigung Kulturelle Jugendbildung hat im Rahmen zweier Fortbildungen knapp 20 Kunst-, Theater- und Kulturpädagogen in der Anwendung des Kompetenznachweis Kultur geschult. Weitere Fortbildungen werden in Kürze ausgeschrieben. Interessenten wenden sich bitte an die:

Bundesvereinigung Kulturelle Jugendbildung e.V. (BKJ)
Vera Timmerberg/Brigitte Schorn
Küppelstein 34, 42857 Remscheid
Fon 02191.79 43 94
Fax 02191.79 43 89
schorn@bkj.de

P. S.:
Die Bundesvereinigung Kulturelle Jugendbildung e. V. (BKJ) ist Dachverband von 48 Fachverbänden, die sich bundesweit für ein vielfältiges künstlerisch-kulturelles Angebot für Kinder und Jugendliche einsetzen. Zu den Einrichtungen zählen u. a.: Ateliers, Theater, Musikschulen, Jugendkunstschulen und Film- und Literaturwerkstätten.

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