Dem Nachwuchs eine Chance! Unter dieser Devise haben sich Prof. Inge-Susann Römhild, Rektorin der Lübecker Musikhochschule, und Jörg Fallheier, Intendant der Eutiner Festspiele, Gedanken über eine künstlerische Kooperation gemacht. Studierende der renommierten Hochschule werden in der bevorstehenden Festspielsaison (12. Juli – 28. August 2006) in kleineren Opern- und Operettenpartien auf der Freilichtbühne im Eutiner Schlossgarten zu erleben sein. Die Rektorin freute sich auf einer Pressekonferenz in der Eutiner Opernscheune am Dienstag darüber, dass die Studierenden ihres Instituts für Bühnen- und Konzertgesang in den Semesterferien ein professionelles Engagement erhalten: „Auf diese Weise Bühnenerfahrungen zu sammeln, ist unbezahlbar. Die Sängerinnen und Sänger lernen den Opernbetrieb kennen und erhalten die Chance, durch ihre Mitwirkung bei Festspielen auf sich aufmerksam zu machen.“ Wichtig für den Sängernachwuchs sei auch die Arbeit in einem großen Opernchor, ergänzte Institutsleiter Prof. Nobert Strolz. Durch die Möglichkeit der Mitwirkung im Eutiner Festspielchor erhielten die Studierenden einen Einblick in diese Gesangssparte, wodurch sich neue berufliche Perspektiven eröffnen könnten. Intendant Jörg Fallheier erinnerte an alte Eutiner Traditionen: „Ich möchte die Idee aufgreifen, hochbegabten Nachwuchs dann zu engagieren, wenn er für uns noch bezahlbar ist. Auf ähnliche Weise haben einst auch heutige Weltstars wie Kurt Moll, Franz Grundheber oder Hans Sotin in Eutin angefangen.“ Das Konzept, das im vorigen Sommer noch eine Art Versuchsballon war, habe jetzt klare Konturen gewonnen.

Doch damit nicht genug. Erstmals werden dem internationalen Sängernachwuchs nicht nur kleine Bühnenpartien oder die Mitwirkung im Festspielchor angeboten, sondern die jungen Künstler werden zusätzlich parallel zum Festspielalltag von kompetenten Dozenten weitergebildet. Renommierte, in Eutin engagierte Profis, wie z.B. die Sopranistin Marion Costa und der Tenor Alexander Spemann, werden in Meisterklassen szenischen Unterricht erteilen und ihr außergewöhnliches Können an den Nachwuchs weitergeben. „Dafür werden wir die nach der letzten Premiere nicht mehr benötigte Probebühne in unserer Opernscheune nutzen“, kündigte Fallheier, dessen Vertrag gerade um weitere zwei Jahre verlängert wurde, auf der Pressekonferenz an. Und damit die Profis von Morgen in später anstehenden Vertragsverhandlungen dem Geschick der Opernhäuser gewachsen sind und ihre Rechte und Pflichten kennen, wird sich der erfahrene Intendant sogar persönlich um sie kümmern. In einem der geplanten Workshops wird Fallheier eine Einführung in das deutsche und internationale Bühnenrecht geben.

Verschiedene Stiftungen, die sich der Förderung des musikalischen Nachwuchses verschrieben haben, unterstützen das Eutiner Projekt. Prof. Dr. Hermann Rauhe, Ehrenpräsident der Hamburger Hochschule für Musik und Theater und Vorstandsmitglied der „Oscar und Vera Ritter-Stiftung“, die die Eutiner Zusammenarbeit mit Studenten finanziell unterstützt (Gagen für Ensemble- und Chormitglieder von der Musikhochschule Lübeck, Honorare für Studenten des Studiengangs „Kulturmanagement“ in Hamburg) zeigt sich begeistert: „Die frühe Mitwirkung junger Künstler und Kulturmanager in der Zusammenarbeit mit erfahrenen Profis ist geradezu vorbildlich für die Nachwuchsförderung. Damit bestreiten die Eutiner Festspiele einen richtungweisenden Weg!“