Das 2003 von Opernintendant Prof. Klaus Zehelein gegründete Forum Neues Musiktheater der Staatsoper Stuttgart hat sich jenseits der Produktionsstrukturen eines Repertoiretheaters unter der Künstlerischen Leitung von Andreas Breitscheid als Laboratorium zur Erforschung und Entwicklung des Verhältnisses zwischen Musik und Szene etabliert. Im Mittelpunkt steht dabei der Einsatz neuer Medien und Technologien auf der Bühne.

Im Rahmen eines Pressegesprächs betonte Opernintendant Prof. Klaus Zehelein: „Neben der Erforschung, Entwicklung und Erprobung spielt auch der Aus- und Fortbildungsbereich eine nicht zu unterschätzende Rolle. Am Forum Neues Musiktheater können Komponisten, Musiker, Sänger, Schauspieler, Veranstaltungstechniker, Tontechniker den Umgang mit neuen Software-Programmen und anderen Techniken erlernen und vertiefen. Die Vielfalt der Arbeit, die das Forum in den ersten 18 Monaten seines Bestehens geleistet hat, macht klar, was das Forum zu leisten im Stande ist.“ Andreas Breitscheid erklärte das inzwischen weit ausgebaute internationale Netzwerk von kooperierenden Institutionen mit der Einmaligkeit des Forums: „Zu uns kommen die Spitzenleute ihrer Disziplinen aus Europa und den USA. Neue Kooperationen neben dem IRCAM in Paris und dem STEIM in Amsterdam gibt es mit der Harvard University, der University of California in Berkeley und der Stanford University. Wir leisten somit auch einen kleinen Beitrag zur Umkehr des ‚brain drain’, der Abwanderung deutscher Spitzenleute ins Ausland.“

Das Forum Neues Musiktheater Stuttgart wird gefördert von der Landesstiftung Baden-Württemberg und dem Partner der Staatsoper Stuttgart, der Landesbank Baden-Württemberg.

Prof. Dr. Claus Eiselstein, Geschäftsführer der Landesstiftung Baden-Württemberg, die das Forum maßgeblich finanziert, bilanzierte die Unterstützung als Erfolgsgeschichte: „Die bisher erbrachte Arbeit mit ihren Erfolgen gibt uns Recht, dass die für das Forum eingesetzten Mittel keine Fehlinvestition waren. Das Forum der Staatsoper ist für das Musiktheater das, was sich jedes Wirtschaftsunternehmen leistet, nämlich ein Entwicklungszentrum, mit dem man sich den Herausforderungen der Zukunft stellt. Somit passt es hervorragend zu den Zielen der Landesstiftung, die ja selbst als eine Art Labor zur Zukunftssicherung des Landes Baden-Württemberg beiträgt. Wir möchten dabei nachhaltig wirken und hoffen, dass das Forum mittel- bis langfristig in das Programm der Staatstheater übernommen wird.“

Martin Kuon, Leiter der Öffentlichkeitsarbeit der Landesbank Baden-Württemberg sagte zu dem bereits langjährigen Engagement der LBBW: „Wir sind stolz auf die bisherige Arbeit des Forums und an einer Kontinuität unserer Arbeit mit der Staatsoper Stuttgart und dem Zentrum für Kunst und Medientechnologie (ZKM) in Karlsruhe interessiert. Beide Institutionen bilden seit mehreren Jahren Schwerpunkte unseres Kultursponsorings.“

Mindestens vier Projekte werden in jeder Spielzeit realisiert, für die sich Komponisten, Theater-Produzenten und Ensembles mit ihren Ideen und Konzepten bewerben können. Das Forum ermöglicht mit seiner Logistik, seinem technischen und künstlerischen Know-How, seinem flexibel gestaltbaren Aufführungsort, Tonstudio, sowie seinen Atelier- und Seminarräumen eine Entwicklung und Realisierung der Projekte in mehreren Arbeitsphasen. Die Arbeitsweise versteht sich als „work in progress“, die Ergebnisse werden in Aufführungen oder in kleinerem Rahmen als „Atelier“ dem Publikum vorgestellt. So bieten die Veranstaltungen des Forums klassischen Operngängern, Interessierten an Neuer Musik bis hin zur Tanz-, Musikelektro- und Videoszene neue Anregungen und Impulse. „Wo gibt es heute noch Orte wie diesen auf der Welt? Das ist eine Utopie von Theater, die habe ich hier zum ersten Mal gefunden“, lobt der italienische Komponist Salvatore Sciarrino das Forum Neues Musiktheater.

Ein wichtiges Anliegen ist dem Forum die Vermittlung seiner Produktionsformen: Offene Proben geben Einblick in Arbeitsprozesse, Einführungsvorträge decken Hintergründe auf und Gespräche mit den Produktionsteams ermöglichen nach der Aufführung einen Austausch zwischen Machern und Publikum.

Regelmäßig werden Workshops mit international renommierten Künstlern sowie Technologie-Spezialisten als Referenten veranstaltet und schaffen einen direkten Zugang zu den neuesten technologischen Entwicklungen und Anwendungen im Bereich des Musiktheaters. Zudem findet ein Dialog zwischen Profis aus der Kunst- und Theaterwelt sowie aus kommerziellen Bereichen und interessierten Laien statt.

Das Forum Neues Musiktheater knüpft durch Austausch, Kooperationen und gemeinsame Entwicklungsprojekte ein regionales und internationales Netzwerk zu Musikhochschulen und Universitäten einerseits sowie zu Institutionen der Musik und der Medienkunst andererseits und ist mit diesem Konzept ein einmaliges Zentrum interdisziplinärer Arbeit in Europa geworden.

Die Akademie Schloss Solitude ist fester Kooperationspartner des Forum Neues Musiktheater. Weitere Kooperationen bestehen mit Instituten im In- und Ausland, wie z.B. dem ZKM in Karlsruhe, dem IRCAM in Paris und dem STEIM in Amsterdam, die sich mit der Erforschung elektronischer und digitaler Medien und deren interaktiven Anwendungsmöglichkeiten im audio-visuellen Bereich beschäftigen.

Die Landesstiftung Baden-Württemberg, als Förderer des Forum Neues Musiktheaters, ist eine der größten Stiftungen Deutschlands. Sie fördert gemeinnützige Projekte, die sie überwiegend selbst durchführt. Ihren Auftrag erfüllt sie hauptsächlich durch die Förderung von Wissenschaft und Forschung, Bildung und Erziehung, Sozialem, Jugend und Familie sowie Kunst, Kultur und Sport. Die Landesstiftung Baden-Württemberg ist die einzige Stiftung, die in dieser Themenbreite dauerhaft, unparteiisch und ausschließlich in die Zukunft Baden-Württembergs investiert und damit in die seiner Bürgerinnen und Bürger.
Die Landesbank Baden-Württemberg ist seit 2001 Partner der Staatsoper Stuttgart und fördert speziell das Forum Neues Musiktheater.

Steigende Besucherzahlen, ausgebuchte Workshops bei internationalem Interesse - Das Forum hat sich als Zentrum interdisziplinärer Musiktheaterarbeit etabliert und gilt inzwischen als internationaler Arbeits-, Begegnungs- und Bühnenraum für Künstler und Interessierte aus den Bereichen Theater, Konzert, Medienkunst, Tanz und Performance, für Profis und für den Nachwuchs. Technologische Schwerpunkte bieten Schnittstellen zur Wirtschaft. Gute Besucherzahlen bei Aufführungen sowie ausgebuchte Workshops zeigen, dass die Öffnung funktioniert.


Seit 2003 stattgefundene Projekte:

Musiktheater-Produktionen

Im Spiegel wohnen Uraufführung, von Andreas Breitscheid
nach Bildbeschreibung von Heiner Müller

Infinito nero
von Salvatore Sciarrino
Regie Joachim Schlömer

Voyeur Uraufführung
von Jörg Mainka
nach Robbe-Grillet und Ludwig Wittgenstein

Last Desire Uraufführung
Musiktheater von Lucia Ronchetti nach Oscar Wildes Salomé

Delusions Uraufführung
von phase7 performing.arts
Mediale Performance für 2 Musiker, 2 Tänzer und 7 Videobeamer


Atelier Strette Deutsche Erstaufführung
von Hèctor Parra


Workshops
-Wellenfeldsynthese
Neue Audiotechnologie zur Klangverortung im Raum
in Kooperation mit IRCAM, Paris und sonicEmotion AG, Zürich
-Lisa X, Live-Elektronik-Software mit dem Steim, Amsterdam
-Isadora, Interaktive Videosoftware mit der Troyka Ranch, New York
-Max MSP Jitter Live-Audio/Video Software mit Cycling74


Weitere geplante Projekte in der aktuellen Spielzeit 2004_2005

Tamburi
Interaktive Installation
Studio Azzurro und Forum Neues Musiktheater
In der Landesvertretung Baden-Württemberg in Berlin
ermöglicht durch die Landesstiftung Baden-Württemberg
vom 27. April bis 2. Mai, 2005

Wellenfeldsynthese
Neue Anwendungsmöglichkeiten der Audio-Technologie
Workshops für Komponisten und Toningenieure
19. bis 21. Mai 2005

Forum-Atelier
William Forsythe & Forum Neues Musiktheater
1. Juni 2005, 18 und 20 Uhr.

„I always wanted the dancers to be their own instrument“
William Forsythe

Das Forum entwickelt derzeit für die aktuelle Produktion der Forsythe Company neue Anwendungen von Technologien, zur Klangerzeugung und -bearbeitung, die es dem Tänzer ermöglicht in Echtzeit eine Interaktion von Bewegung, Sprache, Gesang und elektronischen Klängen zu erzeugen.
Teile dieser Arbeit sind erstmalig in der Neuproduktion von William Forsythe and The Forsythe Company zur Premiere am 21. April 2005 im Bockenheimer Depot in Frankfurt zu sehen, sowie in weiteren Vorstellungen am 4., 5., 6., 7., 10., 11., 12., 13. und 14. Mai, jeweils 20Uhr.
Weitere Forschungs- und Arbeitsergebnisse präsentiert das Forum im Juni mit William Forsythe innerhalb eines Atelier-Abends mit zwei Vorstellungen im Forum Neues Musiktheater im Römerkastell

Forum-Atelier
Live-Audio / Video Performance
Frieder Weiß und Joseph Butch Rovan
Weiß und Rovan erarbeiten ein neues Projekt für die Palindrome Intermedia Performance Group. Tanz und Bewegung werden in komplexe digitale Klänge in Echtzeit geformt.
11. und 12. Juni 2005, 20 Uhr


escamotage Uraufführung
Musiktheater von Yannis Kyriakides
Kooperation mit der Veenfabriek aus Leiden

Um Schrödingers Katze, das berühmte Gedankenexperiment des gleichnamigen österreichischen Physikers Schrödinger, geht es in der humorvollen Neuinszenierung von Yannik Kyriakides. Um dieses Thema entwickelt er einen Kosmos aus elektronischer Musik, Live-Video und Schauspiel. Ein Spektakel, das so verblüffend wie unterhaltsam ist.

Uraufführung 9. Juli 2005, 20 Uhr
Weitere Aufführungen 10., 15., 16. und 17. Juli 2005, jeweils 20 Uhr


Geplante Projekte in Spielzeit 2005_2006

Musiktheater-Projekte

Hans Tutschku
Die Süße unserer traurigen Kindheit Musiktheater für zwei Sängerinnen,einen Tänzer,fünf Instrumentalisten, live-elektronische Klänge,mit Raum-Klang und Videoprojektion

Hans Thomalla
fremd Musiktheater für Darsteller,Chor,Orchester und Elektronik,daraus:
Zweite Szene,Kolchis,für Sopran,Männerchor,Instrumentalensemble und Elektronik nach einer Szene aus Franz Grillparzers Das Goldene Vlies

Marco Stroppa
Re Orso Zwei Legenden in Musik und Versen nach einem Text von Arrigo Boito Für 2 Sänger,Schauspieler,8 Instrumentalisten und Live-Elektronik


Workshops zu Audio– und Videotechnologien
Max/MSP/Jitter Week– interaktive Audio- und Videosoftware
Interaktiver Video-Steuerungmit Mark Coniglio,Troika Ranch
Innerhalb der Workshop-Tage finden regelmäßig öffentliche Präsentationen statt.