Der am 22. Januar 1916 in Angers geborene französische Komponist Henri Dutilleux erhält in diesem Jahr den internationalen Ernst von Siemens Musikpreis, dotiert mit 150.000 €. Die Bayerische Akademie der Schönen Künste überreicht ihm die hohe Auszeichnung am 3. Juni 2005 bei einem Festakt in den Münchner Kammerspielen. Die Laudatio hält der französische Musikforscher und -kritiker Dominique Jameux.

Neben Olivier Messiaen und Pierre Boulez gilt Henri Dutilleux als die große Einzelpersönlichkeit in der französischen Musik von heute. Er trat erstmals 1948 mit seiner Klaviersonate hervor. Den Durchbruch als Komponist schaffte er 1959 mit seiner 2. Sinfonie „Le Double“ und 1964 mit dem Orchesterstück „Métaboles“, das ihm auch die Anerkennung der Avantgardisten verschaffte. Doch Dutilleux blieb in all den Jahren unabhängig vom Zeitgeist, obgleich er die Entwicklung der Neuen Musik stets aufmerksam verfolgte.

Seine organisch gewachsene, filigran gearbeitete Musik entfaltet sich mit poetischer Klarheit, fernab von traditionellen Formen. Obwohl sie keine Botschaften verkünden will, ist sie von großer Spiritualität bewegt, als ob sie auf eine äußerst feinfühlige Weise die Frage nach der menschlichen Existenz stellen wollte. Bedeutende Interpreten wie Daniel Barenboim, Sergiu Celibidache, Charles Münch, Anne-Sophie Mutter, Seiji Ozawa, Mstislav Rostropowitsch, Isaac Stern, George Szell oder jüngst Simon Rattle, Christoph Eschenbach, Kurt Masur und Myung-Whun Chung haben seine Werke aufgeführt.

Henri Dutilleux ging, nach dem Besuch des Gymnasiums in Douai, 1932 ans Pariser Konservatorium, wo er Musikgeschichte, Komposition und Kontrapunkt, Fuge und Harmonie studierte. Nach einer Tätigkeit als Chorleiter und Pianist leitete er von 1944 bis 1963 die Musikproduktion von Radio Télévision Française. Von 1961 bis 1970 war Dutilleux Professor für Komposition an der Ecole Normale de Musique und Gastprofessor am Konservatorium (1970-1971). Seitdem widmet er sich ganz seinem Werk.

Zahlreiche Preise und Auszeichnungen begleiten Henri Dutilleux auf seinem musikalischen Lebensweg. Es beginnt mit dem „Grand Prix de Rome“ (1938), dann folgen u.a. der „Grand Prix National de la Musique“ in Frankreich (1967), der „Prix International Maurice Ravel“ und der „Prix du Conseil International de la Musique“ (beide 1987), 1994 erhielt er den „Praemium Imperiale“ Japans für sein Gesamtwerk.

Dutilleux ist Mitglied und Ehrenmitglied internationaler Akademien, u. a. von der American Academy and Institute of Arts and Letters von New York, der römischen Academia Nazionale Santa Cecilia, der Londoner Royal Academy of Music, der Académie Royale de Belgique und der Bayerischen Akademie der Schönen Künste.

Die Förderpreise 2005

Am 3. Juni 2005 werden auch Förderpreise in Höhe von 1.350.000 € vergeben. Die drei Komponisten-Preise gehen an den Holländer Michel van der Aa und an die beiden Deutschen Sebastian Claren und Philipp Maintz.

Mit weiteren Förderpreisen werden ausgezeichnet:
Die Aufzeichnung von Karl Amadeus Hartmanns Oper „Simplicius Simplicissimus“ der Staatsoper Stuttgart; Britten Sinfonia, Cambridge; Wiener Konzerthaus; Ensem-ble-Akademie 2005, Freiburg; Ensemble Zeitfluss, Graz; Uraufführung einer Oper von André Werner, Städtische Bühnen Osnabrück; Cello Octet Conjunto Ibérico, Ilpendam Niederlande; Musikfest Salzburg 2005, Internationale Gesellschaft für Neue Musik; Iannis Xenakis-Festival, Milano Musica; SONEMUS, Zürich: Bach-Archiv Leipzig; Künstlerhaus Boswil, Schweiz; London Sinfonietta; Uraufführung eines Musiktheaters von Dieter Schnebel, KULTURKONTAKTE Berlin; A.DEvantgarde, München; Arditti Quartett, London; Guardini Stiftung, Berlin; Ensem- ble Intégrales, Hamburg; Internationale Stiftung Mozarteum, Salzburg; Quintett Calefax, Amsterdam; Aleph Gitarrenquartett, Karlsruhe; Publikation „Querstand. Musikalische Konzepte“, Berlin; Ethnologisches Feldforschungs- und Kulturprojekt, Akademie der Wissenschaften, Berlin; Vortrag von Isabel Mundry, Universitätskirche St. Ludwig, München; Abschlussfinanzierung der Carl Dahlhaus-Ausgabe, Berlin; Sommerakademie Schloss Solitude; Stuttgart; Biennale di Venezia; Centre Acanthes, Metz; Kunstfest Weimar 2005; Festschrift für Helmut Lachenmann, Hochschule für Musik Carl Maria von Weber, Dresden; Tiroler Landestheater, Innsbruck; Musik der Jahrhunderte, Stuttgart; Institut Ludwig van Beethoven, Wien; Herrenhaus Edenkoben; Uraufführung einer Kammeroper, Theater Regensburg; Würdigung des griechischen Komponisten Nikos Skalkottas, Benaki Museum, Athen; Erhaltung rumänischer Volksmusik, Fraunhofer Institut, Berlin; Oratorium zum 450-jährigen Augsburger Religionsfrieden.

Wie schon im vorigen Jahr gehen weitere Unterstützungen an:
Donaueschinger Musiktage; Lucerne Festival Akademie Pierre Boulez; Musik in Deutschland 1950-2000, Musik-Edition, Deutscher Musikrat, Bonn; Richard-Wagner-Briefausgabe, Universität Erlangen – Nürnberg; Zeitschrift „Musik und Ästhetik, Horben; International Musicians Seminar (IMS Prussia Cove), London.