Erlebte Geschichte - Aufbrüche, Rückblicke, Zeitläufte

Kaum ein anderer Abschnitt der Musikgeschichte war von so heftigen Wandlungen, Umbrüchen und Debatten geprägt wie die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts. Aber worum ging es eigentlich genau bei den "heroischen" Lagerkämpfen? Welche Rolle spielt die Kategorie des Neuen in der Kunst? War die serielle Kompositionsmethode eine Sackgasse? Woher rührt die zentrale Bedeutung der Zwölftönigkeit im europäischen Musikdenken? Mit seiner 46-teiligen Sendereihe "Erlebte Geschichte" versucht Armin Köhler, SWR2-Musikredakteur und Leiter der Donaueschinger Musiktage, Themen und Gehalt dieser musikhistorisch außerordentlich produktiven und lebendigen Phase auszuloten. Dafür hat er zwischen 2003 und 2005 33 Komponisten aus 17 Nationen interviewt. Aus mehr als 75 Stunden O-Ton-Material hat Köhler in monatelanger Studioarbeit 15 einstündige virtuelle Gesprächsrunden collagiert. Darin kommen die Unvereinbaren und ihre konträren Positionen an einem imaginären radiophonen Tisch zusammen. Neben diesen virtuellen Gesprächsrunden, gibt es 31 so genannte Hörbilder, die einzelnen Komponisten zugeordnet sind. In diesen Sendungen, die sich explizit nicht als Porträts verstehen, werfen die Protagonisten einen umfassenderen Individualblick auf die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts und auf den Beginn des 21. Jahrhunderts.

SWR2-Musikchefin Dorothea Enderle: "46 einstündige Sendungen aus einer Hand, ein Fundus von mehr als 75 Stunden O-Ton- Material, deren musikhistorische Relevanz kaum überschätzt werden kann: Mit seiner aktuellen Sendereihe hat Armin Köhler für Musikwissenschaft und Musikjournalismus gleichermaßen Außerordentliches geleistet. Nach der von ihm initiierten 120-teiligen "Hörgeschichte der Musik des 20. Jahrhunderts", in der Publizisten, Musikwissenschaftler und Feuilletonisten einen Blick auf diese aufregende Zeit geworfen haben, kommen nun die Protagonisten selbst ausführlich zu Wort, lassen uns unmittelbar an ihren musikästhetischen Debatten teilhaben und zeigen auf, aus welchen gesellschaftlichen, künstlerischen und sozialen Quellen diese gespeist wurden."