„Ich kann nur Musik dirigieren, die mich bewegt. Und wenn ich erkenne, dass ein Komponist ein Bekennender ist, dann will ich dieses Bekenntnis weitergeben.“ Dieses unbedingte Engagement für die Musik kennzeichnet den Dirigenten Enoch zu Guttenberg, der am 29. Juli seinen 60. Geburtstag feiert. Ehrfurcht vor dem Werke - dazu bedurfte es bei Enoch zu Guttenberg stets nur eines unbedingten Glaubens: den an die Musik. Diese Überzeugung berührt unweigerlich jeden, der mit ihm zusammentrifft.
Guttenberg gilt heute als herausragender Interpret der großen Oratorien und Sinfonien zwischen Barock und Spätromantik. Sein ureigener Stil verbindet Elemente der historischen Aufführungspraxis mit modernem und vitalem Ausdruck. Als international renommierter Dirigent ist Guttenberg in den wichtigsten Musikzentren Europas und bei internationalen Festivals gefragter Gast. Für seine Arbeit wurde Guttenberg über die Jahre mit etlichen Auszeichnungen, darunter dem Deutschen Kulturpreis, dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse sowie dem Bayerischen Verdienstorden, geehrt. Sein musikalisches Wirken wird durch zahlreiche Funk- und Fernsehproduktionen sowie CD-Einspielungen dokumentiert.
Enoch zu Guttenberg studierte Komposition und Dirigieren in München und Salzburg. Sein wichtigster Mentor war der Münchner Komponist, Dirigent und politische Essayist Karl von Feilitzsch.
1967 gründete Guttenberg die Chorgemeinschaft Neubeuern und führte sie innerhalb weniger Jahre zu internationaler Anerkennung. Gemeinsam wirkten sie bei zahlreichen Festspielen, u. a. in Schwetzingen, bei den Berliner Festwochen, den Salzburger Mozartwochen, dem Schleswig-Holstein-Festival, dem Rheingau-Musik-Festival und den Europäischen Wochen Passau mit. Tourneen und Gastspielreisen führten nach Frankreich, Italien, Spanien, Schweiz, sowie nach Tschechien, Polen, Österreich (Wiener Musikverein) und Südamerika. Sie erhielten Auszeichnungen wie den Bayerischen Staatspreis, den Förderpreis der Ernst von Siemens-Stiftung, den Kulturpreis der Bayerischen Landesstiftung und den Deutschen Kulturpreis.
Ausgebildet in Komposition und Dirigieren, hat sich Enoch zu Guttenberg nie von seinem eigenen Weg abbringen lassen. "Guttenberg ist ein besessener Musiker, der es versteht, durch seine Vitalität alle Ausführenden mitzureißen", schrieb ein Kritiker einmal. Das zeigt sich auch in seinem Engagement 1997 als Mitbegründer des Orchesters der KlangVerwaltung, mit dem ihn seither eine enge und produktive Zusammenarbeit verbindet. Die gemeinsame Arbeit - vor allem an den Sinfonien Haydns, Beethovens und Bruckners - erbrachte Interpretationen, deren Radikalität und Tiefenschärfe im Widerspruch zu allen Konventionen der gewohnten Aufführungspraxis stehen. Guttenberg kreierte damit einen ebenso werkbezogenen wie individuellen Stil, der die Fachwelt zunächst polarisierte, aber mittlerweile weltweit enthusiastische Bewunderer fand, etwa bei vielfachen Konzerten im Wiener Musikverein oder zuletzt bei der sehr erfolgreichen England-Tournee in diesem Frühjahr.
Im Jahr 1999 gründete der Dirigent die Herrenchiemsee-Festspiele als Konzeptfestival von europäischem Rang, in dem er als Intendant und künstlerischer Leiter seine Überzeugungen mit dem singulären Spielort der bayerischen Chiemsee-Insel und ihres Königsschlosses in Einklang bringt.
Bequem hat er es sich bei all dem nie gemacht. Ob als beharrlicher Mahner in Sachen Umweltpolitik oder als erfolgreicher Förderer der Zusammenarbeit mit Orchestern des ehemaligen Ostblocks - die Verbindung von politischem und künstlerischem Engagement war Enoch zu Guttenberg stets Verpflichtung.
Gastverträge führten ihn zu Dirigaten beim Bach Collegium München, dem Symphonieorchester des Norddeutschen Rundfunks Hamburg, dem Nouvel Orchestre Philharmonique Paris, dem Bayerischen Staatsorchester München, der Deutschen Oper am Rhein, dem Mozarteum Orchester Salzburg, dem Symphonieorchester des Mitteldeutschen Rundfunks Leipzig, dem Saarländischen Rundfunkorchester und den Stuttgarter Philharmonikern.
Nach Öffnung der Grenzen intensivierte Guttenberg seine bereits seit längerem bestehende Zusammenarbeit mit Orchestern des ehemaligen Ostblocks. Von 1993 bis 1996 war er Erster Gastdirigent des Orchesters des Mitteldeutschen Rundfunks Leipzig. Verpflichtungen bei Orchestern wie der Sinfonia Varsovia, der Cappella Istropolitana, der Slowakischen Philharmonie Bratislava und vielen anderen Ensembles folgten. Für seine Arbeit wurde er zum Ehrendirigenten der Baltischen Philharmonie Gdansk ernannt und zum Ersten Gastdirigenten der Philharmonie Brünn berufen.
Funk- und Fernsehproduktionen sowie CDs bei BMG und SONY dokumentieren Guttenbergs musikalisches Wirken. U. a. erschienen 1996 anlässlich des Bruckner-Jahres bei SONY Classical Bruckners Te Deum und die Messe in e-Moll. Seit 1997 veröffentlicht Enoch zu Guttenberg exklusiv bei FARAO Classics.
Die Ergebnisse dieser Zusammenarbeitet waren bisher "Ein deutsches Requiem" von Johannes Brahms und das Weihnachtsoratorium von J.S. Bach.
Zusätzlich zur Musik gilt das politische Engagement in Enoch zu Guttenbergs Familie traditionell als Verpflichtung - sein Vater war der bedeutende Parlamentarier und Staatssekretär Karl Theodor zu Guttenberg. Über seine künstlerische Arbeit hinaus ist Enoch zu Guttenberg als aktiver Verfechter einer ökologisch orientierten Politik bekannt. Als Mitbegründer des BUND (Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland) und der internationalen Umweltorganisation Artists United for Nature stellt er seine Konzerte vielfach in deren Dienst.
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