ECLAT Festival Neue Musik Stuttgart hat sich in den vergangenen Jahren zunehmend als Forum für die junge Komponistengeneration profiliert und insbesondere als Forschungslabor für neue musiktheatralische Formen, oft angesiedelt im Grenzbereich zu performativen Formaten. Die junge Komponistengeneration steuert denn auch einen Großteil der 16 Uraufführungen und fünf deutschen Erstaufführungen zum Festival 2016 bei. Die Komponisten und Komponistinnen kommen aus 14 Ländern, wobei ein Schwerpunkt auf Nordeuropa liegt (Norwegen, Schweden, Finnland, Ukraine, Russland).

Eine zentrale Position im Festival 2016 nimmt das Musiktheater „une philosophie dans le boudoir“ von François Sarhan nach dem gleichnamigen Roman des Marquis de Sade ein. Der Komponist hat auch das Libretto und ein kunstvolles Bühnenbild in Form einer hängenden Papierskulptur geschaffen. Aus drei Perspektiven untersucht Sarhan in seinem multidisziplinären Werk die Floskelhaftigkeit gesellschaftlicher Konventionen, ganz gleich, ob es um verlorene Utopien, republikanische Ideologien oder um den Zynismus der Businesswelt geht.

Ebenfalls im musiktheatralischen Bereich angesiedelt ist die Konzert-Installation in mehreren Stationen EILAND von Manos Tsangaris, mit der die Neuen Vocalsolisten und sechs Kontrabassklarinettisten zwei Hallen im Stuttgarter Theaterhaus bespielen. Sarhan und Tsangaris prägen beide eine Tendenz, der viele der bei ECLAT aufgeführten Komponisten folgen, nämlich tradierte Aufführungssituationen in Frage zu stellen, indem sie Musik mit Bewegung, Lichtregie, Performance oder Video konfrontieren und so „in Szene“ zu setzen.

Inmitten der interdisziplinär und multimedial angelegten Ereignisse gibt es zwei Inseln konzentrierten Hörens mit einem Werk von Giorgio Netti für Kontrabass solo und einem Stück für präparierte Viola von Alberto Posadas.

Solisten spielen auch in den beiden Konzerten der Reihe „SWR attacca in ECLAT“ eine Rolle. Das Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR führt Werke von Klaus Lang, Sergej Newski und Rebecca Saunders auf zusammen mit Harmonium-, Viola-, Violin- und Schlagzeugsolisten. Im Konzert des SWR Vokalensembles Stuttgart mit dem Kontrabassklarinettisten Theo Nabicht und dem aleph Gitarrenquartett sind u.a. Uraufführungen von Beat Furrer und Marko Nikodijević zu hören.

Gäste sind u.a. die Ensembles Cikada Oslo und Uusinta Helsinki, ascolta sowie die „composer-performer“ Brahim Kerkour und Elena Rykova.

Eröffnet wird ECLAT vom Klangforum Wien, das den diesjährigen Preisträger des Stuttgarter Kompositionspreises Michael Pelzel vorstellt sowie mit Georg Friedrich Haas und Enno Poppe zwei der wichtigsten Komponisten der Gegenwart präsentiert.

ECLAT Festival Neue Musik Stuttgart wird seit dieser Spielzeit hauptverantwortlich von Christine Fischer (Intendantin von Musik der Jahrhunderte) programmiert. Für die Konzeptionierung der Konzerte in der Reihe SWR ATTACCA in ECLAT zeichnet Lydia Jeschke (Redaktionsleitung Wort/Musik und Redaktionsleitung Neue Musik und Jazz) verantwortlich.