Der aktuelle Jahrgang der Dresdner Musikfestspiele wird als überragender Erfolg in die Geschichte des Festivals eingehen. Ein enormer Publikumszuspruch, der sich im Vorverkauf bereits lange vor der diesjährigen Eröffnung abzeichnete und höchst impulsiv auch bis zum Abschlusswochenende anhielt, war gepaart mit einem internationalen Medieninteresse und hat die Aktualität des Themas »Glauben« bestätigt.

Im Jahr des 800. Jubiläums der Ersterwähnung von Dresden haben die 1978 ins Leben gerufenen Musikfestspiele an die von religiösen Einflüssen geprägte Historie der Stadt erinnert und mit dem Untertitel »Verständnis – Toleranz – Kritik« das Verbindende unterschiedlichster Glaubensformen betont. Von der »Auferstehungssinfonie« Gustav Mahlers bis zu Mendelssohn Bartholdys Oratorium »Paulus«, von Ballettinterpretationen des Mozart-Requiems bis zu Film und bildender Kunst, von shintoistischen Maskentänzen bis zu gemeinsamen Auftritten etwa von orthodoxen Juden mit muslimischen und christlichen Palästinensern zog sich dieses Thema durch das Programm. Neben namhaften Ensembles wie Japan Philharmonic Orchestra, Berliner Philharmoniker, Accademia Nazionale di Santa Cecilia, Staatskapelle Dresden, Dresdner Philharmonie, Staatskapelle Weimar und Hamburg Ballett zählten Solisten wie Emma Kirkby, Yundi Li, Mayu Kishima sowie die diesjährigen Carte-blanche-Künstler Roderich Kreile und Frank Peter Zimmermann zu den mehr als 2.500 Mitwirkenden. Für Aufmerksamkeit sorgten aber auch weniger bekannte Gäste wie die Sängerin Sema & Zen’, Timna Brauer und das Elias-Meiri-Ensemble, das Stella Chiweshe Quartett sowie Florilegium. Kammermusikalische Kostbarkeiten wurden unter anderem vom Florestan Trio, den King’s Singers und dem Knabenchor Hannover präsentiert. Höhepunkte waren die Uraufführung von Hans Schanderls »Brecht-Passion«, Franz Seydelmanns »La morte d’Abel« als szenische Eigenproduktion, das Gastspiel von Nikolaus Harnoncourt und dem von ihm geleiteten Concentus Musicus Wien mit der Mozart-Rarität »Betulia liberata« sowie die festliche Ehrung von Opernregisseur Joachim Herz mit dem Glashütte Original-Musikfestspiel-Preis »SAECULUM«.

Dieses Ereignis wurde in einer Live-Sendung von Deutschlandradio Kultur übertragen, weitere Veranstaltungen sind von Rundfunkstationen für eine spätere Ausstrahlung aufgezeichnet worden. Neben MDR Figaro als Medienpartner der Festspiele, der Mitschnitte im europaweiten Programmaustausch anbietet, waren Fernsehteams von ARD, Arte und RAI vor Ort. Zusätzlich zur wieder sehr ausführlichen Berichterstattung in lokalen Medien waren zahlreiche überregionale und – nicht zuletzt im Rahmen einer Pressereise – internationale Journalisten in Dresden. In bisher noch nie dagewesenem Umfang berichtete die italienische Presse über Deutschlands publikumsstärkstes Klassikfest, da dessen Gaststadt 2006 die Kultur- und Glaubensmetropole Rom gewesen war.

Die beste Bestätigung der Dresdner Musikfestspiele wird jedoch stets in der Verbundenheit des Publikums ausgedrückt. In diesem Jahr wurden etwa 47.000 Karten verkauft, was einer durchschnittlichen Auslastung von 80 Prozent entspricht. Die Einnahmen konnten so um gut 100.000 Euro erhöht werden. Insgesamt werden die Musikfestspiele – einschließlich des Abschlusswochenendes mit »Dresden singt und musiziert« – von schätzungsweise 140.000 Menschen besucht worden sein. Angesichts der problematischen Witterung bis Anfang Juni ist dies ein höchst zufriedenstellendes Ergebnis!

Lediglich eine Veranstaltung musste wegen starken Regens abgesagt werden. Eine Reihe von Konzerten sind absolut ausverkauft gewesen, selbst für die festliche »SAECULUM«-Gala des Kammerorchesters Carl Philipp Emanuel Bach zu Beginn der Fussball-WM waren keine Karten mehr verfügbar.

Einziger Wermutstropfen war die während der diesjährigen Musikfestspiele geführte Debatte um die traditionsreichen Reihe »Dresden singt und musiziert«, doch hat das Bekenntnis des Dresdener Stadtrates für deren Fortbestand ein deutliches Zeichen gesetzt: Der Oberbürgermeister der Landeshauptstadt wurde beauftragt, dieses äußerst publikumswirksame Fest auch in den nächsten Jahren finanziell abzusichern. Mit der diesbezüglichen Zusage durch den amtierenden Oberbürgermeister Lutz Vogel (Sächsische Zeitung am 10. Juni 2006) bleiben die aufgrund rückläufiger Zuwendungen zu erwartenden Ausfälle auf Meißner MusikMarathon und Carte blanche beschränkt.

Für die Dresdner Musikfestspiele 2007 ist damit gesichert, dass der Anspruch an künstlerische Profession und Internationalität fortgesetzt wird. Unter dem Thema »Landschaften« begrüßt das Festival dann Finnlands Hauptstadt Helsinki. Einen Vorgeschmack darauf bietet im kommenden Herbst die Gruppe »Värttinä«. Während der Festspiele, die 2007 vom 17. Mai bis zum 3. Juni erstmals mit sechs Reihen stattfinden werden, gastieren unter anderen so renommierte Klangkörper wie die Kremerata Baltica mit Gidon Kremer und das Helsinki Philharmonic Orchestra unter Leif Segerstam mit dem namhaften Geiger Christian Tetzlaff in Dresden, werden Solisten wie Alfred Brendel, Heinrich Schiff und Vivica Genaux begrüßt, gibt es Entdeckungen mit dem Helsinki Baroque Orchestra, dem Trio Töykeät und dem Helsinki Brass Trio.